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und du bist weg

und du bist weg

Titel: und du bist weg
Autoren: Theo Pointner
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Klopfen in die Parade fuhr. Sekundenbruchteile später stürmte Rüdiger Schmidt, der Personalchef, mit hochrotem Kopf in Burgerts Büro.
    »Komm ich zu spät?«, haspelte der spindeldürre Zwerg hinter der Nickelbrille nervös.
    »Wofür?«, wollte Burgert wissen.
    »Na, der Termin. Wir sollen uns. äh, Herr Gumprecht wollte mit uns doch die letzten Einzelheiten besprechen. Wegen der Amerikaner.«
    Kalinowski warf einen demonstrativen Blick auf seine Armbanduhr. »Tatsächlich, schon kurz nach drei. Herr Burgert, wir sollten unser Gespräch bei einer anderen Gelegenheit fortsetzen.«
    »Wie Sie meinen, Herr Kalinowski. Gehen wir.«

3
    »Möchtest du noch frühstücken oder reicht dir ein Kaffee?« Ulli Zander lugte um die Türzarge des Badezimmers und strahlte über beide Backen. Dafür war weniger die Tatsache ausschlaggebend, dass er seit kurzem stolzer Vater eines strammen Sohnes war; vielmehr versetzte ihn die Aussicht auf mindestens ein ganzes Jahr Erziehungsurlaub in glänzende Stimmung.
    Katharina Thalbach, zweiunddreißigjährige Kriminalkommissarin im KK 11 der Bochumer Kripo, fuhr seufzend mit den Händen durch ihre lange, hellblond gefärbte Mähne und schielte misstrauisch auf ihr Spiegelbild. Sie war noch Lichtjahre von ihrer Wunschfigur entfernt, die entnervenden Kilos Übergewicht waren nach Arnes Geburt erst zur Hälfte abgehungert. Auch die Schwangerschaftsstreifen auf den Hüften konnten kein Lächeln auf ihr Gesicht zaubern.
    »Bloß kein Frühstück«, maulte sie. »Vielleicht knabber ich nachher im Büro ein Brötchen.«
    »Den Spruch kenne ich«, grinste Zander, der seit gut sechs Jahren ihr Lebensgefährte war. »Also lediglich ein Käffchen?«
    Katharina nickte.
    Der Sozialarbeiter trollte sich in die Küche, wobei er fröhlich vor sich hin pfiff. Kurz darauf war das Klappern und Klirren von Tassen, Löffeln und der Thermoskanne zu hören. Als Katharina endlich aus dem Bad kam, hockte Ulli bereits im Wohnzimmer, verspeiste genüsslich ein Croissant und riskierte einen Blick auf den geschniegelten Nachrichtensprecher des Frühstücksfernsehens.
    »Um diese Zeit schon in die Kiste starren«, schüttelte Katharina entrüstet den Kopf. »Pass auf, dass du nicht ganz verblödest.«
    »Es war dein Vorschlag«, entgegnete Zander. »Ich hab dich nicht gezwungen, auf den EZU zu verzichten.«
    Katharina angelte sich eine halbe Tasse Kaffee und hockte sich noch einen Moment auf die Couchlehne. »Auf meiner Gehaltsabrechnung steht nun mal ein wenig mehr als auf deiner«, konterte sie. »Und Kinder kosten ’ne Stange Geld.«
    Zander warf ihr aus den Augenwinkeln einen überraschten Blick zu. Bereits seit einiger Zeit kam ihm die Mutter seines Kindes ziemlich mürrisch vor. Er wechselte lieber das Thema. »Willst du wirklich in den Klamotten los?«
    Katharina sah fragend an sich herunter. »Klar. Warum nicht?«
    »Na ja, es soll heute ziemlich warm werden. Glaubst du nicht, dein Outfit passt eher an den Polarkreis?«
    Die Kommissarin steckte in einem weiten Rollkragenpulli, über dem sie eine bollerige Latzhose trug. Geradezu ideal, um die überflüssigen Körperpolster zu verdecken.
    »So lange ich ausseh wie ein Nilpferd, trag ich lieber legere Sachen«, erklärte sie.
    »Meinetwegen«, grinste Zander, der um die vermeintlichen Gewichtsprobleme wusste. »Aber bei zwei Kilo zu viel auf den Hüften siehst du eher aus wie ein Elefant.«
    »Ich muss los«, sagte die Blonde. »Ich hab den Einkaufszettel neben die Garderobe gelegt.«
    »Kommst du pünktlich?«
    »Wieso? Willst du etwa kochen?«
    »Warum nicht? Wenn ich schon Hausmann spiele, dann auch richtig.«
    Katharina leerte ihre Tasse und sprang auf. »Denke schon. An meinem ersten Tag werden mir meine lieben Kollegen wohl kaum Überstunden aufhalsen. Pass schön auf Junior auf.«
    Bevor sie ihre Autoschlüssel aus der Handtasche kramte, pflanzte sie Zander einen flüchtigen Kuss auf die Backe. Dann zog sie los. Bereits im Hausflur ging es ihr erheblich besser. Knapp drei Monate war sie nun zu Hause gewesen, heute konnte sie endlich wieder ins Präsidium. Auch wenn sie Ulli gegenüber ein wenig barsch reagiert hatte, insgeheim machte sie drei Kreuzzeichen, endlich aus der nach Babypuder und frisch gewaschenen Strampelanzügen duftenden Wohnung verschwinden zu können.
    Ihre Schwangerschaft war komplikationslos verlaufen, ihr ging es bis kurz vor der Entbindung hervorragend. Aber seit das Baby da war, ging Katharina ihre ganze Situation immer mehr auf
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