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und du bist weg

und du bist weg

Titel: und du bist weg
Autoren: Theo Pointner
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Deutschen eingehen. Sonst wären wir von vorneherein chancenlos gewesen.«
    »Ach«, höhnte Burgert angriffslustig. »Und warum haben wir den Auftrag trotzdem nicht gekriegt?«
    Kalinowski rutschte auf seinem Stuhl nach vorn. »Wir erfüllten eine ISO-Norm nicht, die nachträgliche Qualifizierung hätte zu lange gedauert.«
    »Und das fällt dir erst jetzt ein?«, schimpfte Burgert.
    »Jetzt hab ich die Nase aber voll«, bellte Kalinowski zurück. »Ich hab das damals mit Gumprecht und dir abgesprochen, aber du hast dich ja nur in der Firma sehen lassen, wenn es dein Terminkalender ausnahmsweise zugelassen hat. Und Gumprecht hat mich im Regen stehen lassen. ›Das ist Ihr Projekt, Herr Kalinowski.‹ Schöner Mist. Und außerdem weiß ich überhaupt nicht, warum du dich so aufregst. Ich denke, du bist mit dem Verkauf einverstanden.«
    Burgerts Stuhl krachte gegen die Heizung, als der Seniorchef überraschend schnell auf die Füße sprang. »Komm mir nicht so. Selbstverständlich bin ich mit der Firmenveräußerung einverstanden, aber nicht auf dieser Basis.« Er verschränkte die Arme auf seinem Rücken und wanderte wie ein Tiger hinter seinem Schreibtisch auf und ab. »Im Moment haben wir gar keine andere Wahl mehr als zu verkaufen. Dabei sitzt uns auch noch der Betriebsrat im Nacken, von wegen der Arbeitsplatzgarantie. Wenn die wüssten, dass die Verträge schon fertig sind.«
    »Wissen die aber nicht«, antwortete Kalinowski. »Also, worüber machst du dir Sorgen? Am Wochenende unterschreibt der Amerikaner den Vertrag und für dich bleibt eine hübsche Summe übrig.«
    »Schlaukopf«, brummte Burgert unwillig. »Von wegen hübsche Summe.«
    Kalinowski stand ebenfalls auf und trat an den Kühlschrank, in dem sich ständig ein Vorrat an gekühlten Getränken befand. Fragend hielt er eine Dose Diätlimonade hoch und goss, nach einem zustimmenden Nicken, für beide ein Glas ein.
    »Dir bleibt eine halbe Million.«, sagte er nach dem ersten Schluck neidisch. »Da kann dir keiner dran.«
    Burgert starrte nachdenklich über den Rand seines Glases hinweg. »Na und? Allein die Immobilien hier sind mindestens das Zehnfache wert, vom derivativen Firmenwert ganz zu schweigen.«
    »Sei froh, dass du nicht draufzahlen musst. Außerdem, mit der Pension aus Bonn kannst du dir trotzdem ein angenehmes Leben machen.«
    Burgert wollte gerade einen Schluck Limonade nehmen, setzte das Glas aber wieder ab. Fragend sah er zu seinem Sohn hinüber. »Angenehm nennst du das? Weißt du eigentlich, wie viel der Laden in seinen besten Zeiten abgeworfen hat? Olaf, diese Firma hier habe ich aufgebaut. Und nach all den Jahren bleiben lächerliche fünfhunderttausend übrig!«
    »Dafür bist du schuldenfrei. Ich habe mich, als Gumprecht und ich das letzte Mal in den Staaten waren, lange mit Zalynski, Benetts Sekretär, zusammengesetzt. Du weißt, Edward und ich haben seinerzeit gemeinsam studiert. Die Amis übernehmen sämtliche Verbindlichkeiten.«
    Burgert hob die Hände. »Da muss ich dir ja richtig dankbar sein«, ätzte er.
    Kalinowski stellte sein Glas mit einer heftigen Bewegung auf der Tischplatte ab. »Mehr war einfach nicht drin, verdammt noch mal. Hättest du dich weniger bei deinen Christdemokraten herumgetrieben, sondern dich stattdessen etwas mehr um die Firma gekümmert, wärst du nicht so davon überrascht worden, wie es hier aussieht. Jetzt ist die Firma genauso am Ende wie deine Partei. Oder glaubst du, du kriegst einen Job, wenn Rolli-Wolfgang irgendwann mal Kanzler wird?«
    »Kein Wort gegen Schäuble«, warnte Burgert aufgebracht. »Und außerdem geht es mir um die Landtagswahlen nächstes Jahr. Clement ist auf dem besten Weg, sich selbst zu ruinieren. Da kann ich mir als hochrangiger CDU-Politiker keine negativen Schlagzeilen im Zusammenhang mit einer in den Konkurs gewirtschafteten Firma erlauben.«
    »Hochrangig«, schnaubte Kalinowski verächtlich. »Vater, du warst Staatssekretär, nicht mehr und nicht weniger.«
    »Na und? Wenn die Presse wie ein Rudel Hyänen über mich herfällt, werden die Sozis das im Wahlkampf ganz bestimmt ausnutzen«, erwiderte Burgert.
    »Stopp«, befahl Kalinowski. »Nicht wieder die Heulerei über diese Schmierfinken. Außerdem – was soll das alles? Jeden Tag werden zig Firmen verkauft, bei denen der neue Eigentümer dann das Rasiermesser ansetzt. In zwei Monaten weiß doch keiner mehr, dass die Hütte dir mal gehört hat.«
    Burgert griff ein zweites Mal sein Glas, als ihm ein energisches
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