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und du bist weg

und du bist weg

Titel: und du bist weg
Autoren: Theo Pointner
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hier zu sein«, seufzte sie grinsend. »Auch auf die Gefahr, dass ihr arrogant werdet, ihr habt mir gefehlt.«
    Heinzel blinkerte dem Dicken zu. »Siehst du, Karl Heinz, das Mädchen hatte Sehnsucht nach uns. So ein richtiger Kerl von der Kripo ist doch was anderes als ein schlaffer Sozialarbeiter.«
    »Was macht euer Sprössling?«, fragte Gassel.
    »Gedeiht prächtig«, gab Thalbach zurück. »Allmählich kriegen wir nachts wieder mehr als zwei Stunden Schlaf am Stück.«
    »Gewöhnt man sich dran«, winkte Heinzel ab. »Wenn die ersten fünf, sechs Monate überstanden sind, geht es aufwärts.«
    »Ist Berthold nicht hier?«
    Gassel griff in die Schublade seines Schreibtisches und beförderte die obligatorische Tüte Backwaren ans Tageslicht. Es war Zeit für sein zweites Frühstück. »Heute Morgen hab ich ihn zwar kurz gesehen, aber wo der im Moment rumwuselt.«
    »Besorgt bestimmt ’n kleinen Happen aus der Kantine«, vermutete Heinzel.
    Katharina lehnte sich zurück und schaute Gassel bei der Vernichtung der ersten Mohnschnecke zu. »Gibt es hier was Neues?«
    »Das Übliche«, nuschelte der Dicke undeutlich. Aus den Mundwinkeln purzelten kleine Bröckchen, die er geschickt auffing und in den Papierkorb beförderte. »Zurzeit ist recht wenig los.«
    »Also keine ungelösten Morde, die ihr für mich aufgehoben habt?«
    »Stell dir vor, kein einziger«, grinste Heinzel. »Wahrscheinlich haben unsere Kunden nur auf das Ende deines Mutterschutzes gewartet. Ab nächste Woche habt ihr Bereitschaft, da ist bestimmt wieder der Teufel los.«
    »Ihr?«, fragte Katharina nach.
    Gassel lutschte sich genießerisch die klebrigen Finger ab, bevor er wieder in die Tüte langte. »Gisbert geht ab Montag in Kur. Was war das noch mal? Vegetative Impotenz?«
    »Neidhammel«, zwinkerte Heinzel zurück. »Dagegen gibt es doch neuerdings diese blauen Pillchen.«
    »Also wegen ’nem Dauerständer?«, mischte sich Katharina ein.
    »Unsinn. Mein Hausarzt meint, dass bei meinen ständig gereizten Bronchien ein ausgedehnter Aufenthalt an der See gut täte.«
    »Und dafür kriegst du eine Kur bewilligt?«, wunderte sich Katharina. »Mann, den Arzt leih ich mir mal aus.«
    »Nichts da«, warnte Gassel, »du warst lange genug weg.«
    Auf dem Flur näherten sich Schritte, kurz darauf bogen Hofmann und Wielert, der Chef des Bochumer KK 11, um die Ecke. Gassel verstaute seine Tüte sicherheitshalber wieder im Schreibtisch, während Heinzel demonstrativ seine Arme vor der Brust verschränkte und den Vorgesetzten herausfordernd anstrahlte. Sein Verhältnis zu Wielert bloß als gespannt zu bezeichnen, war mehr als eine Untertreibung.
    »Na, da ist ja die stolze Mutter«, begann Wielert. »Alles in Ordnung?«
    »Klar. Schön, wieder da zu sein.«
    »Frau Thalbach, kommen Sie doch nachher mal auf einen Sprung bei mir vorbei. Ich müsste etwas mit Ihnen besprechen.« Gleichzeitig nickte er in die Runde und marschierte weiter.
    »Plisch und Plumm«, bemerkte Heinzel lauter als nötig. »Na, dem Alten wieder Vaseline in den Darm gepumpt?«
    Hofmann lehnte sich an den Türrahmen und verzog die Augen. »Gisbert, wo soll das mit dir enden? Hast du immer noch nicht verdaut, dass Wielert den Job als Dezernatsleiter bekommen hat?«
    »Wäre der nicht so inkompetent, wär mir das scheißegal.«
    »Mit der Meinung stehst du ziemlich alleine da«, sagte Gassel trocken. »Na ja, du musst wissen, was du tust.«
    »Keine Angst, Dicker, das weiß ich sehr genau«, zischte Heinzel und drückte sich vom Schreibtisch weg. »Setz lieber ’n frischen Kaffee auf, ich muss mal für kleine Jungs.«
    »Blöder Hund«, meinte Gassel kopfschüttelnd, als Heinzel das Büro verlassen hatte. »Der versaut sich seine ganze Karriere und merkt es noch nicht mal.«
    »Verstehen sich die beiden immer noch nicht?«, fragte Katharina rein rhetorisch.
    »Eher noch schlechter«, bemerkte Hofmann. »Vor ein paar Wochen hat Wielert Gisbert wohl ordentlich zur Sau gemacht, wegen dieser Sache mit der Brandstiftung in dem Autoladen.«
    »Und? Zu Recht?«
    Gassel verschränkte die Hände hinter dem Kopf und verzog den Mund zu einer Schnute. »Offensichtlich hatte Gisbert bei den Ermittlungen Mist gebaut und versucht, das zu vertuschen. Wielert hat es gemerkt. Seitdem ist hier richtig dicke Luft.«
    »Prost Mahlzeit«, seufzte Katharina. »Da können wir wohl froh sein, dass Gisbert die nächsten Wochen nicht da ist.«
    Gassel griff nach der verschmierten Kaffeekanne. »Ist nur noch eine
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