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und du bist weg

und du bist weg

Titel: und du bist weg
Autoren: Theo Pointner
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Frage der Zeit, wann es richtig zwischen den beiden knallt.«
    Katharina stand auf und strich ihre Haare zurück. Ihr Pullover war wohl doch ein wenig zu warm, auf ihrer Stirn hatten sich ein paar Schweißtropfen gebildet. »Na, dann bis später mal.«
    Hofmann gab den Weg frei und stiefelte hinter der Blonden in ihr Büro. Die Luft war zwischenzeitlich von den schlimmsten Emissionen befreit. Thalbachs Augen hefteten sich auf die reglos auf einem Beistelltisch stehende Kaffeemaschine. Hofmann begriff sofort.
    »Okay, ich hab verstanden. Gehst du in die Kantine?«
    »Nein, ich schau am besten sofort bei Wielert vorbei. Aber du kannst mir ein Brötchen und ein wenig Käse mitbringen.«
    Bevor Hofmann ihr ein passende Antwort geben konnte, war sie schon wieder auf dem Flur. Wielert residierte drei Türen weiter und genoss die relative Ruhe eines Einzelzimmers.
    Als Katharina eintrat, sortierte Wielert gerade eifrig einen Stapel Rundschreiben, die von ihm gegengezeichnet werden mussten. Falls ihm die Störung ungelegen kam, konnte er das meisterhaft verbergen.
    »Nehmen Sie Platz«, bat Wielert. »Ich mach es auch kurz und schmerzlos.«
    Während sich die Beamtin in den Sessel vor Wielerts Schreibtisch fallen ließ, kroch ein unangenehmes Gefühl durch ihre Magengegend. Bei Wielert wusste man nie, ob er jemanden auf ein kleines Pläuschchen einlud oder lieber zum Frühstück verspeisen wollte.
    »Heute ist Ihr erster Tag nach dem Mutterschutz, richtig? Ich gebe Ihnen einen kleinen Tipp: Lassen Sie es ruhig angehen. Sehen Sie sich am besten die Sachen an, die sich in Ihrer Abwesenheit angesammelt haben. Ist aber, glaub ich, nichts Brisantes darunter.«
    »Hört sich nach einer ruhigen ersten Schicht an«, gab Katharina zurück.
    »Sind Sie wieder richtig fit?«, erkundigte sich Wielert.
    »Ja, natürlich«, antwortete Katharina sofort. In den letzten zehn Wochen vor ihrem Mutterschutz hatte Wielert sie unnachgiebig in den Innendienst verdammt. Die langweiligste Zeit ihres Arbeitslebens, das wollte sie nicht noch mal erleben.
    »Gut. Ich habe eine kleine Überraschung für Sie.«
    Jetzt kommt es, dachte Katharina.
    »Morgen findet eine Fortbildung statt, die auch für Sie sehr interessant sein könnte«, fuhr Wielert fort. »Neueste psychologische Erkenntnisse im Zusammenhang mit der Vernehmung von Tatverdächtigen oder so ähnlich. Ich habe zwei Plätze reserviert, aber Kollege Arend, der eigentlich fahren sollte, ist krank geworden. Ich dachte, so eine Veranstaltung wäre als Einstieg nicht verkehrt.«
    Lautlos atmete Katharina auf. »Natürlich«, meinte sie dann. »Ich wäre sehr daran interessiert.«
    »Sehr gut«, nickte Wielert. »Kollegin Eulenstein hat alle Unterlagen in ihrem Büro. Vielleicht schließen Sie sich mit ihr kurz.«
    Katharina bekam kalte Hände. »Frau Eulenstein?«, fragte sie irritiert.
    Wielert sah auf. »Sagte ich das nicht?«
    Katharina schüttelte stumm den Kopf. Dagmar Eulenstein, zwei Jahre älter als sie selbst, war in ihren Augen so ziemlich der unerträglichste Mensch, den es geben konnte. Hofmann hatte mal gesagt, dass im Hochsommer die beiden Frauen zusammen in einem Raum einen höheren Kältegrad erzeugen würden als die stärkste Klimaanlage.
    »Muss das sein?«, entfuhr es Katharina nun doch. »Wir sind nicht gerade die besten Freundinnen.«
    Wielert winkte ab. »Die paar Stunden zusammen werden Sie schon überleben.«

4
    Die Finger mit den schwarz lackierten Nägeln krampften sich verärgert um das Lenkrad. Die Abfahrt Haltern war noch nicht in Sicht und sie standen bereits seit über anderthalb Stunden auf der Bahn.
    Katharina Thalbach streckte ihre Beine in den Fußraum vor dem Beifahrersitz und blinkerte verstohlen nach links. Dagmar Eulenstein starrte konzentriert durch die Windschutzscheibe, vor der sich das Heck eines Dreißigtonners aufbaute. Der Laster war knapp hinter Münster in ihrem Blickfeld erschienen und verpestete die Luft in dem Vectra mit seinen Dieselabgasen.
    Um halb acht waren die beiden Frauen heute Morgen in den Wagen geklettert; seitdem hatten sie höchstens fünf Sätze gewechselt. Auf dem Seminar waren sie sich aus dem Weg gegangen, doch nun hockten sie wieder auf engstem Raum zusammen. Katharina hatte den Kopf an die Stütze gelehnt und die Augen geschlossen, doch das ruckelnde Anfahren und Abbremsen ließ sie immer wieder hochschrecken.
    »Eigentlich wollte ich um diese Zeit schon zu Hause sein«, murmelte Eulenstein plötzlich.
    Thalbach runzelte
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