Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
und du bist weg

und du bist weg

Titel: und du bist weg
Autoren: Theo Pointner
Vom Netzwerk:
ein Bediensteter der Stadt Bochum hätte nichts Besseres zu tun, als freitagabends durch die Innenstadt zu laufen, um eventuellen Sozialhilfemissbrauch aufspüren zu können?«
    Jetzt dachte Lindemann wirklich nach. Was der Typ von sich gab, klang logisch. Außerdem hatte von den ganzen Fuzzis auf dem Amt sicher keiner die Kohle, um sich so einzukleiden.
    »Um wat geht et denn?«, signalisierte Lindemann verhalten Interesse.
    »Ein kleiner Job, nichts weiter. Dauert allerhöchstens zwei Stunden.«
    Misstrauisch trat der Obdachlose einen Schritt zurück. Zweihundertfünfzig Schleifen netto in der Stunde kriegte ja noch nicht mal der Bundeskanzler. Glaubte Erwin wenigstens. »Bisse etwa pervers?«
    Der Elegante lachte laut auf. »Nein, keineswegs. Gehen wir ein Stück, dann erkläre ich Ihnen alles.« Ohne eine Antwort abzuwarten, schlenderte der Mann weiter die Einkaufsstraße herunter.
    Lindemann zögerte einen Moment und setzte sich dann ebenfalls in Bewegung. »’tschuldigung, Meister, aber so ’n Angebot krieg ich nich so oft.«
    »Keine Ursache. Die Sache, wegen der ich Sie angesprochen habe, ist ein wenig heikel.«
    »Um wat geht et denn jetz?«
    Sie hatten inzwischen das untere Ende der Kortumstraße erreicht. Unter dem Vordach eines großen Verkaufstempels blieb der Elegante stehen. Hier waren sie einigermaßen ungestört.
    »Damit eines klar ist: Sie haben mich nie gesehen und nie mit mir gesprochen. Und Sie werden niemandem von unserer geschäftlichen Abmachung etwas erzählen; auch nicht, wenn Sie, was ich nicht annehme, mal einen über den Durst trinken.«
    Lindemann nickte. Die Ironie in den Worten war ihm völlig entgangen.
    »Also, es geht eigentlich nur darum, ein Lager aufzuräumen«, fuhr der andere fort. »Es handelt sich dabei ausschließlich um Papiere und Unterlagen, die. sagen wir mal, deren Inhalt meiner Firma unter gewissen Umständen zum Nachteil gereichen könnte. Sie verstehen?«
    Lindemann verstand kein Wort, nickte aber zum zweiten Mal. Die Kohle, die ihm der Typ angeboten hatte, schien er sich leicht verdienen zu können.
    »Sind Sie dabei?«, fragte der Yuppie mit ein wenig Ungeduld in der Stimme.
    »Klar, Meister. Wann soll dat Ganze denn steigen?«
    »Jetzt sofort. Oder haben Sie einen anderen Termin?«
    Heini konnte warten.
    »Ich bin dabei«, bekräftigte Lindemann und streckte seine Rechte zum Vertragsabschluss aus.
    Der Mann im Anzug lächelte. »Nehmen Sie es nicht persönlich, aber. Ihre Hygiene lässt etwas zu wünschen übrig.«
    »Nee, Meister, is schon in Ordnung. Wo steht denn Ihr Schuppen?«
    »Ein Stück außerhalb. Am besten, Sie warten vorn bei der Propsteikirche. Ich hole eben meinen Wagen und komme dann dorthin.« Er griff in die Tasche seine Jacketts und zog einen Blauen ins Freie. Mit spitzen Fingern hielt er ihn dem Obdachlosen hin. »Eine kleine Anzahlung. Als Beweis, dass ich mir keinen Spaß mit Ihnen erlaube.«
    Lindemann griff nach dem Schein, wobei er versuchte, nicht zu gierig zu wirken. Mit einer schnellen Bewegung landete der Hunni in der linken Gesäßtasche seiner abgeschabten Jeans, die einzige Tasche, die kein Loch hatte. »Alles klar, Meister. Ich warte anner Kirche auf Sie.«
    Der Geschäftsmann nickte zur Bestätigung und wechselte die Straßenseite. Zielstrebig ging er auf das nahe gelegene Parkhaus zu, während Lindemann gut gelaunt den Weg zur Kirche einschlug. Er musste sich nicht beeilen, die Fassade des protzigsten Bochumer Gotteshauses konnte er von seinem jetzigen Standort schon sehen.
    Als der Anzugmann endlich in dem Aufgang zu den Parkdecks verschwunden war, setzte Lindemann seine Plastiktüten ab und beförderte seinen Nachtisch ans Licht. Routiniert kurbelte er den Drehverschluss der Jumboflasche auf und gönnte sich einen herzhaften Schluck. Einen solchen Grund zum Feiern hatte er lange nicht gehabt.
    Vor der Kirche war nichts los, auch die Außentische des hier ansässigen Cafés waren verwaist. Lindemann hockte sich auf das kleine Mäuerchen, mit dem die Katholiken ihren Grund und Boden eingefasst hatten, und griff erneut zur Flasche. Als er den billigen Italiener wieder in die Tüte gesteckt hatte, hielt vor ihm ein nachtschwarzer Benz mit quietschenden Bremsen.
    Der Obdachlose stand auf und wackelte auf die Beifahrertür zu, da sprang der Fahrer auf die Straße. Mit einem Ruck riss er eine Tür zum Fond der Karre auf. Lindemann bemerkte erst jetzt, dass die Rückfenster der Limousine schwarz eingefärbt waren. Von draußen konnte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher