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und die verschwundene Seglerin

und die verschwundene Seglerin

Titel: und die verschwundene Seglerin
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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Flügel auf. Das Erste, was er sah, waren ein Sandsack und davor ein schwarzer Hüne, der in einer unglaublichen Geschwindigkeit mit linken und rechten Haken darauf eindrosch. Der Schweiß lief ihm in Strömen übers Gesicht.
    Es war ein faszinierender Anblick, von dem Peter sich nur mit Mühe losreißen konnte. Sein Blick wanderte zu einer Art Liege, auf der ein sommersprossiger Junge lag und mit Armen und Beinen Gewichte in die Höhe stemmte. Jedes Mal, wenn die Kraftanstrengung am größten war, stöhnte er laut auf, als hätte er heftige Schmerzen. Gleich daneben übten zwei Burschen, nicht viel älter als Peter, Seilspringen. Riesige dunkle Schweißflecken zierten ihre Trikots.
    Kelly zupfte Peter am Ärmel. »Da drüben, das ist er bestimmt.« Der Zweite Detektiv folgte ihrem Blick zu einem seilumspannten Viereck, in dem zwei Boxer gerade dabei waren, sich in einer Umarmung zu verklammern. Außerhalb der Seile ging ein Mann in Trainingshose und schmuddeligem Unterhemd ständig hin und her. Er beobachtete die Kämpfer scharf und gab ununterbrochen lautstarke Kommentare und Anweisungen. Er trug eine Brille, hatte einen schwarzen Vollbart und schien selbst nicht besonders sportlich zu sein, denn um seine Hüften herum lag ein unübersehbarer Speckring.
    Niemand kümmerte sich um Peter und Kelly. Sie versuchten, nicht aufzufallen, und benahmen sich, als wären sie an Boxhallen gewöhnt. Gerade als sie anfingen, sich zu langweilen, hatte auch der Trainer genug. Ein scharfes Kommando, und die beiden Kämpfer ließen voneinander ab. Erschöpft kletterten sie durch die Seile und ließen sich keuchend auf zwei klapprige Stühle plumpsen. Der Mann mit dem Vollbart schnappte seine Trainingsjacke und steuerte geradewegs auf den Ausgang zu.
    Â»Vielleicht ist es besser, wenn ich anfange«, zischte Kelly, fast ohne die Lippen zu bewegen. Peter nickte und als der Mann fast auf ihrer Höhe war, trat Kelly ihm in den Weg. »Guten Tag«, sagte sie. »Können Sie uns helfen? Wir suchen Mr Santoria.«
    Â»Bin ich selbst«, erwiderte der Trainer. Offenbar hatte er es ziemlich eilig, denn er nahm sich nicht einmal die Zeit stehen zu bleiben. Also folgten ihm die beiden durch die Glastür nach draußen, wo der Dicke unverändert hinter seiner Theke hockte.
    Â»Wie oft habe ich schon gesagt: keine Besucher«, fauchte Santoria ihn an.
    Der Dicke hob die Schultern. »Tut mir leid«, sagte er gleichgültig. »Müssen reingekommen sein, als ich nicht da war.«
    Â»Es war niemand da«, pflichtete Kelly ihm wahrheitswidrig bei.
    Mit langen Schritten ging Santoria durch den kahlen Eingangsflur, mit Peter und Kelly im Schlepptau. »Also, was wollt ihr? Aber macht’s kurz, ich habe nicht viel Zeit.« Peter musste aufpassen, dass er die Tür nicht ins Gesicht bekam, die Santoria einfach wieder hinter sich zufallen ließ. Draußen strebte Santoria mit unverminderter Geschwindigkeit dem Parkplatz zu und steuerte ein riesiges, grellrotes Auto an. Ein 1959er Buick, stellte der Zweite Detektiv mit Kennerblick fest, einer von diesen aufgedonnerten Benzinschluckern mit mächtigen Heckflossen, die aussahen wie Raketenantriebe. Passt zu dem Kerl, dachte Peter.
    Die beiden ließen sich nicht abschütteln. Santoria zückte die Wagenschlüssel und öffnete die Tür.
    Kelly stand nun direkt hinter ihm. »Es geht um Ihre Tante.«
    Nur für den Bruchteil einer Sekunde stutzte Santoria. »Hab keine Tante«, gab er patzig zurück.
    Â»Doch. Zumindest hatten Sie eine. Irma Bannister.« Peter beobachtete Santoria genau, um zu sehen, wie er reagierte.
    Zunächst beugte sich der Mann ins Wageninnere, als wollte er etwas aus dem Handschuhfach nehmen. Als der Name Irma Bannister fiel, zuckte er zusammen. Er drehte sich zu Peter und Kelly um.
    Â»Irma Bannister?« Durch die Brille hindurch traf die beiden ein kalter Blick.
    Â»Genau«, sagte Kelly.
    Â»Die ist tot.« Santorias Stimme klang rau.
    Â»Das wissen wir«, schaltete Peter sich ein. »Tut uns leid. Wir hätten da gern ein paar Fragen gestellt. Wir haben nämlich gehört, dass Sie der einzige Verwandte –«
    Â»Na schön. Und was geht euch das an?«
    Peter war auf diesen Augenblick vorbereitet. Er hatte sich entschlossen, mit offenen Karten zu spielen. »Wie Sie wissen, hat Ihre Tante mit Kunstgegenständen gehandelt. Nach
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