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und die verschwundene Seglerin

und die verschwundene Seglerin

Titel: und die verschwundene Seglerin
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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Broschüre in die Hand. »Wofür interessiert ihr euch denn?«
    Â»Für den Spiegel in Saal III«, erwiderte Kelly eifrig. »Ein eindrucksvolles Stück.«
    Peter bemerkte die Überraschung im Gesicht der Angestellten. »Sonderbar«, murmelte sie leise.
    Â»Was ist daran sonderbar?«
    Â»Ach, nichts.« Sie sah verwirrt zwischen Kelly und Peter hin und her. »Ihr findet ihn auf Seite 89. Ihr könnt den Katalog mitnehmen, wenn ihr wollt.« Und damit wandte sie sich wieder ihrer Arbeit zu.
    Â»Tolles Gedächtnis«, murmelte Peter im Hinausgehen. »So ein überragendes Kunstobjekt ist dieser Spiegel ja nun wirklich nicht, Fälschung hin, Fälschung her. Und trotzdem weiß sie ganz genau, auf welcher Seite er beschrieben ist.« Er entdeckte eine Cafeteria, aus der alle möglichen verführerischen Düfte strömten. »Komm«, sagte er und hakte Kelly unter. »Zur Feier des Tages lade ich dich ein.«
    Eigentlich hatte er erwartet, dass Kelly fragte, was es denn zu feiern gäbe. Aber Kelly war ganz in die Lektüre des Katalogs vertieft. »Tatsächlich«, sagte sie, »er ist aus Texas.«
    Â»Wissen wir doch schon von Onkel Titus«, sagte Peter. Sein Blick fiel über die Schulter zurück in den Eingang der Galerie. Dort stand die Angestellte, hielt einen Katalog in der Hand und zeigte kopfschüttelnd auf eine bestimmte Stelle in der Broschüre. Über ihre Schulter beugte sich ein Mann mit auffallend schlankem Gesicht und langen schwarzen Haaren. »Okay«, hörte er Kelly sagen, »wir trinken etwas und dann laufen wir Station Nummer zwei an. Alles klar?«
    Â»Sonnenklar.« Peter salutierte. »Zu Befehl.« Und dann nahm er sich vor, die nächste halbe Stunde nicht mehr an den komischen Spiegel und Justus’ Onkel zu denken.
    Sie hatten Glück: Irma Bannisters Neffe stand im Telefonbuch. Als sie eine halbe Stunde später bei ihm klingelten, war Mr Santoria zwar nicht da, aber eine Nachbarin verriet ihnen, wo sie ihn um diese Zeit finden konnten: im Boxzentrum von Ventura. »Er ist da Trainer«, sagte die hagere Frau ehrfürchtig. Ihre Augen blitzten, als ob sie bei einem Weltmeisterschaftskampf direkt am Ring säße und entzückt verfolgte, wie zwei Muskelpakete einander in die Mangel nahmen.
    Peter und Kelly fanden das Boxzentrum am Stadtrand von Ventura in einer ärmlichen Gegend. Dort gab es nichts außer Fabrikgebäuden, zwei heruntergekommenen Hotels und ein paar Kneipen, die nicht so aussahen, als würden die Gäste ihnen die Tür einrennen. Der Zweite Detektiv parkte gleich am Eingang des Flachbaus, an dessen Fassade zwei überlebensgroße Boxer prangten.
    Â»Hast du eine Visitenkarte dabei?«, wollte Kelly wissen.
    Peter nickte nur und ging voraus. Kelly schien ihren Tatendrang bereits zu bereuen. Sie musterte den schmutzigen Eingang und rümpfte die Nase. Der Zweite Detektiv griff nach ihrer Hand: »Komm schon. Man kann sich den Ort nicht aussuchen, wo Ermittlungen geführt werden müssen!«
    Dann standen sie vor einer Art Theke. Dahinter thronte ein Mann von beeindruckender Leibesfülle. Offenbar war er so etwas wie ein Pförtner. »Wir möchten gern Mr Santoria sprechen«, verkündete Peter.
    Der Dicke blickte misstrauisch zu ihnen hoch. »Geht jetzt nicht. Der trainiert.«
    Kelly drängte sich an Peter vorbei. »Ist doch klar«, sagte sie schnell. »Eigentlich wollen wir uns auch nur das Training ansehen.«
    Â»Verboten«, erwiderte der Dicke gleichmütig.
    Â»Oh, bitte, bitte«, sagte Kelly. Dabei legte sie flehentlich die Hände zusammen. »Ich find Boxen nämlich einfach himmlisch. Unheimlich super.«
    Â»Ihr Bruder ist Boxer«, hörte Peter sich sagen. »Kalifornischer Jugendmeister. Fliegengewicht.«
    Auf der Stirn des Dicken glänzten kleine Schweißperlen. Er schloss die Augen, öffnete sie wieder und ließ ein lautes Schnaufen vernehmen. Sein Daumen drehte sich in Richtung der Glastür, durch die dumpfe Geräusche nach draußen drangen. »Meinetwegen. Hab euch nicht gesehen. Und ihr mich auch nicht.«
    Peter ertappte sich dabei, wie er eine Art Diener machen wollte. Dabei musste er über den Telegrammstil grinsen, in dem der Koloss sprach. Wahrscheinlich strengten ihn jede Bewegung und jedes Wort an. Mit ein paar Sätzen war Peter an der Tür und stieß die milchig grauen
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