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und die Schattenmaenner

und die Schattenmaenner

Titel: und die Schattenmaenner
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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die Hälfte unterwegs.« Er glaubte nun erst, seine Füße richtig zu spüren. »Entweder ihr fahrt mit mir im Bus, oder wir trennen uns.«
    »Dann trennen wir uns«, verkündete Bob. »Peter und ich gehen zu Fuß zur Piazza Navona, leihen uns zwei Fahrräder und treffen dich um sieben Uhr in San Lorenzo.«
    Zuerst wollte Justus fragen, ob das das letzte Wort der beiden Freunde war. Aber Peter und Bob guckten so entschlossen drein, dass er die Frage hinunterschluckte.
    »Bushaltestelle von hier zweihundert Meter«, radebrechte Mario. »Wir dich bringen.« Und schon hakten er und Anna den Ersten Detektiv unter und wandten sich zum Gehen. Über die Schulter winkte Anna Peter und Bob zu.
     
    Ganz so leicht war es dann doch nicht, sich einfach an den Autokolonnen vorbeizuschlängeln. Die römischen Autolenker dachten nicht daran, schön brav in Reih und Glied hintereinander her zu rollen und Platz für Fahrräder zu lassen. Außerdem machten ihnen Motorräder und Mopeds, die oft in halsbrecherischem Tempo in die Lücken stießen, diesen Platz streitig.
    Ungefährlich war das alles nicht. Gleich hinter dem Trevi-Brunnen hatte ein Fahrer, der das Dahinschleichen nervlich wohl nicht mehr aushielt und urplötzlich einen Blitzstart hinlegte, Bob um ein Haar von hinten aufgespießt. Und Peter musste sich von temperamentvollen Römern zweimal belehren lassen, dass man den Autos als Fahrradfahrer doch besser den Vortritt lassen sollte. Zumindest schloss Peter das aus dem Wortschwall, der sich in beiden Fällen bei heruntergekurbelten Seitenscheiben über ihn ergoss.
    Zudem hatten sie sich bald hoffnungslos verfahren und mussten mehrfach Passanten nach dem Weg fragen. Einige schüttelten nur den Kopf oder zuckten mit den Schultern und taten, als hätten sie nichts verstanden. Wieder andere streckten einen Arm aus und riefen etwas Unverständliches.
    Plötzlich verschwanden die Wolken. Es war, als zöge jemand absichtlich ein schützendes Dach weg, um den zwei Jungen aus Kalifornien zu zeigen, wozu die Sonne in Italien imstande war. Kein Lufthauch ging. Die T-Shirts der beiden waren durchgeschwitzt, noch ehe Bob und Peter den Platz der Republik erreichten. Als sie dort ankamen und das riesige Verkehrsgewühl vor sich sahen, brach ihnen vollends der Schweiß aus.
    An einer Ampel stoppte Bob neben Peter, wischte sich mit einer Hand über die Stirn und rief durch den Lärm: »Wie weit ist es noch?«
    »Keine Ahnung!«
    »Wir kommen zu spät.« Bob hielt Peter seine Uhr hin. Die Zeiger standen auf Viertel vor sieben.
    »Ich habe eine Idee. Komm mit!« Peter stieg ab und hob sein Rad auf den Gehweg. Wohl oder übel folgte ihm Bob. Nach ein paar Metern sah er, was der Zweite Detektiv ansteuerte: Durch das Metallgitter eines Zauns, hinter dem ein kleiner Park lag, war ein Fahrradständer zu erkennen. »Und da drüben«, rief Peter und wies zurück auf den tobenden Autoverkehr auf dem Platz der Republik, »ist eine Metro-Station!«
    Bob kettete sein Fahrrad an. Erst jetzt merkte er, wie geschafft er war. »Warum haben wir daran denn nicht gleich gedacht?«, murmelte er.
    »Ganz einfach«, antwortete Peter. »Weil man diesen Verkehr in Rom einfach mal so richtig hautnah erlebt haben muss.«
    Bob richtete sich auf. Er grinste. »Genau. Petersdom besichtigen ist nicht alles.«
    Aber auch die Fahrt mit der Metro wurde kein Vergnügen. Der Zug war hoffnungslos überfüllt, und Bob wunderte sich, wieso nicht an jeder Haltestelle ein paar Passagiere ohnmächtig aus den Waggons getragen wurden. Ein paar Mal wurde ihm selbst flau in dieser Enge. Dann malte er sich aus, wie Justus in seinem Bus nach San Lorenzo fuhr und behaglich die Architektur der Ewigen Stadt betrachtete. Aber lieber würde er sich noch eine Stunde wie eine Sardine in der Dose quetschen lassen als zuzugeben, dass die Idee mit den Drahteseln vielleicht doch nicht die beste gewesen war.
    »Und Justus gondelt in aller Gemütsruhe mit dem Bus nach San Lorenzo!«, zischelte Peter in diesem Moment. Dann wurde der Zug langsamer.
    »Hier müssen wir raus«, kommandierte Bob. »Noch eine Viertelstunde zu Fuß.«
    Peter warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Es ist genau sieben. Hoffentlich warten die beiden auf uns.«
     
    Aufatmend kletterte Justus aus dem überfüllten Bus, in dem er mehr als eine Stunde gestanden hatte. Suchend sah er sich in der Allee um. Auf der anderen Straßenseite erspähte er durch die Bäume hindurch in einer Entfernung ein verfallenes Gebäude aus
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