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und die Schattenmaenner

und die Schattenmaenner

Titel: und die Schattenmaenner
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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unbekümmert darum, ob Peter ihm folgte oder nicht. Er stieß gegen eine Wand. Im Dunkeln tastete er sich daran entlang, bis er eine leicht angelehnte Tür fand. Er zog sie auf. Dahinter wartete wieder Dämmerung auf ihn. Durch die beiden kleinen Fenster, die sie von außen gesehen hatten und die vor Dreck starrten, fiel nur wenig Licht in den Raum. Bob blieb stehen und spitzte die Ohren. Es kam ihm vor, als hörte er von ferne eine Stimme.
    Auf Zehenspitzen schlich er weiter. Von der Stimme war nichts mehr zu hören. Wohl nur Einbildung, dachte er. Er steuerte auf eine Treppe zu, die nach oben führte. Wieder verharrte er. Aber alles war ruhig. Bob setzte einen Fuß auf die unterste Stufe. Sie knarrte so laut, dass er ihn erschrocken zurückzog. Erst jetzt merkte er, dass ihm das Herz bis zum Hals schlug.
    Am Rand der Stufen versuchte er es noch einmal. Jetzt blieb das Knarren aus. Mit angehaltenem Atem stieg er hinauf. Als er einen Treppenabsatz erreichte, ertönte wieder dieses hässliche Knarren. Mit zusammengekniffenen Augen starrte er nach oben, aber es war zu dunkel, um etwas zu erkennen. »In Zukunft habe ich wenigstens immer ein Feuerzeug bei mir«, schwor er sich.
    Einen Sekundenbruchteil später schoss etwas auf sein Gesicht zu. In einer blitzschnellen Abwehrbewegung stieß Bob seine Hände nach vorn und ratschte mit den Fingernägeln über etwas Weiches. Was ihn am Kinn traf, war allerdings überhaupt nicht weich, sondern schien eher aus Eisen zu sein. Es schleuderte ihn gegen das Treppengeländer. Mit dem Rücken prallte er gegen das morsche Holz. Komisch, fuhr es ihm durch den Kopf, solche Szenen habe ich viele Male im Kino gesehen: bei Prügeleien in Westernfilmen. Und schon hörte er das Knirschen und Splittern des Geländers. Er stieß einen unterdrückten Schrei aus, griff ins Leere und stürzte mit rudernden Armen rücklings in die Tiefe.

Ein Fotograf gibt sich verschwiegen
    Bob hatte Glück im Unglück. Sein Sturz wurde bald gebremst, denn er fiel geradewegs auf etwas, was sich anfühlte wie ein riesiger Stoß Papier. Er überschlug sich und kam mit den Knien zuerst auf dem harten Boden auf. »Au!«, rief er – und hörte zugleich das Knarren der Treppe. Schnelle, stampfende Schritte trommelten die Stufen herunter. Im nächsten Moment flammte ganz oben, er schien fast an der Decke zu hängen, ein Lichtkegel auf. Er huschte durch den Raum und blieb an Bob hängen, der gerade fluchend auf die Füße sprang. Geblendet hielt er sich die Hände vor die Augen. Der Lichtkegel sprang von ihm weg zur Tür, wo gerade zwei schwarze Gestalten hinausschlüpften. Dann kehrte er zu Bob zurück. »He!«, rief Bob verwirrt. »Wer ist da?«
    »Ich bin’s«, kam es von oben. »Was tust du hier, Bob?«
    Bob spürte Wut in sich aufsteigen. »Was ich hier mache? Das wollte ich eigentlich dich fragen, Alberto!«, schrie er und klopfte seine Hose aus. Dabei berührte er seine aufgeschürften Knie und verspürte einen heftigen Schmerz. »Wir waren doch verabredet, oder? Um sieben am Bahnhof!«
    Der Lichtkegel bewegte sich. Bob hörte das Knarren der morschen Treppenstufen. »Wo sind denn Peter und Justus?«, kam Albertos Stimme aus dem Dunkel.
    »Keine Ahnung, wo Justus steckt!«, rief Bob und machte vorsichtig ein paar Schritte zur Treppe. »Ich dachte, das wüsstest du.« Er erschrak. Wenn auch Alberto nicht wusste, wo Justus steckte, dann musste ihm etwas zugestoßen sein. »Und Peter ist draußen«, fügte er matt hinzu.
    Alberto war nun unten angekommen und leuchtete ihm mit seiner Taschenlampe ins Gesicht. »Bist du okay?«
    »Es geht«, knurrte Bob. Alles tat ihm weh: das Kinn, der Rücken und die Knie.
    »Bob!« Weit hinten schrie jemand seinen Namen. »Bob! Verdammt noch mal, wo bist du?« Der Schein aus Albertos Taschenlampe zuckte zum Eingang. In der Tür erschien Peter, der instinktiv die Arme hochriss, als ihn der Lichtkegel erfasste.
    »Bob ist hier!«, rief Alberto. »Und ich auch. Hast du diese Kerle gesehen?«
    »Natürlich habe ich sie gesehen.« Mit großen Schritten kam Peter näher. »Den einen hätte ich sogar beinahe bei seinem T-Shirt erwischt. Aber er hat sich losgerissen. Und dann waren sie weg wie der Blitz.« Er hielt einen Augenblick inne. »Kann mir mal jemand verraten, was hier gespielt wird?«
    »Das wüsste ich auch gern«, erwiderte Bob und rieb sich sein schmerzendes Kinn.
    »Sieh mal, was dein Freund fertiggebracht hat«, sagte Alberto und beleuchtete die Stelle, an der das
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