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und die Schattenmaenner

und die Schattenmaenner

Titel: und die Schattenmaenner
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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er zugibt. Das rieche ich doch auf zehn Meilen gegen den Wind. Und dann versteckt er sich auch noch hinter seinem blöden Berufsgeheimnis.«
    Aufmerksam studierte Bob seine rechte Hand. »Sieh mal, hier«, sagte er zu Peter und hielt ihm seine Finger unter die Nase. Der Zweite Detektiv sah sofort, was Bob meinte. Unter den Nägeln von Zeige- und Mittelfinger klebte etwas Schmutzig-Rotes.
    »Blut«, stellte Bob trocken fest. »Aber nicht meins. Bevor einer der beiden Kerle mir aus der Dunkelheit einen Kinnhaken gegeben hat, bin ich ihm noch durchs Gesicht gefahren. Wir brauchen bloß ganz Rom nach jemandem abzusuchen, der eine fürchterliche Schramme mitten im Gesicht hat.«
    »Vorher besichtigen wir noch die Fabrik. Aber diesmal richtig.« Peter durchquerte schon den Vorraum und knipste die Taschenlampe an.
    Einen Seitenhieb darüber, dass Peter kurz zuvor gar nicht scharf darauf gewesen war, konnte Bob sich nicht verkneifen. Aber Peter entgegnete, beim ersten Mal hätte man ja nichts sehen können. »Bin ja schließlich keine Schleiereule«, meinte er und ließ den Lichtschein über den kahlen Steinboden wandern, über einige verrottete Werkbänke hinweg zu der Treppe und dem Papierstoß, der Bob vor schlimmeren Verletzungen bewahrt hatte. Eine Ratte rannte auf die beiden Jungen zu, schlug kurz vor ihnen einen Haken und verschwand im Dunkeln. Peter zog die Schultern hoch. Dann leuchtete er nach oben an die Decke. Im selben Moment hörten sie wieder dieses Flattern.
    »Bringen wir’s hinter uns!« Bob versetzte Peter einen Klaps auf den Rücken. Hintereinander stiegen sie die Treppe hinauf, vorbei an der Stelle, wo das zerborstene Geländer nach unten hing.
    »Da hast du aber ein Dutzend Schutzengel gehabt«, flüsterte Peter und leuchtete auf den Boden hinunter. »Hätte gereicht, um dir den Hals zu brechen.«
    »Ich weiß«, sagte Bob und verzichtete darauf, sich vorzustellen, was ohne den Papierberg passiert wäre. »Was suchen wir eigentlich? Alberto ist nicht mehr hier.«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Peter und stieg weiter die Stufen hinauf. »Wir lassen uns überraschen.«
    Der Lichtkegel aus der Taschenlampe strahlte einen Wall aus Gerümpel an. Tische, Stühle, Schränke und alte Sofas, aus denen Stahlfedern herausquollen wie Gedärme, hatten sich mit Maschinen, Werkzeugen, Kästen, Rohren und allen möglichen anderen Gegenständen zu einem undurchdringlichen Knäuel verhakt. Und über dem Ganzen lag ein dünner Teppich aus Spinnweben.
    »Grässlich!« Es würgte Peter im Hals. Erst recht, als das Licht auf einen schwarzen Fleck am Boden fiel.
    »Eine tote Fledermaus«, flüsterte Bob. »Komm, ich habe genug.«
    Draußen, in der hellen Abendsonne, atmeten die beiden erst einmal tief durch. »Was kann Alberto an diesem fürchterlichen Ort gewollt haben?«, fragte Peter.
    »Aufräumen ganz bestimmt nicht«, erwiderte Bob, und sie lachten beide kurz auf. Aber dann wurden sie wieder ernst, denn im selben Moment fiel ihnen Justus ein.
    »Wir gehen ihn einfach suchen«, schlug Peter vor.
    »Aber wo?«
    »Hier in San Lorenzo.«
    »Und wenn wir ihn nicht finden?«
    »Aber wir müssen! Oder er taucht von selbst wieder auf.«
    »Und wenn nicht?«
    »Daran denken wir jetzt nicht«, sagte der Zweite Detektiv.
    Natürlich dachte er genau daran. Sie gingen durch die Hofeinfahrt zurück auf die Straße und nahmen sich zuerst die Gegend um den alten Verschiebebahnhof vor.

Fahndung nach Justus
    »Hast du dein Wörterbuch mit?«, wollte Bob wissen. »Ich hab meins in der Pension vergessen.«
    Kleinlaut musste Peter zugeben, dass auch er ohne sein englisch-italienisches Taschenlexikon losgezogen war. Der Sprachcomputer, den sie auf ihre Europareise mitgenommen hatten, lag auch in der Pension: Er hatte sich längst als untauglich für die Verwendung im Alltag erwiesen.
    Sie kamen an einem Lebensmittelhändler vorüber, der die ganze Pracht seines Angebots auf dem Gehsteig ausgebreitet hatte. Aber diesmal nahm Bob die Wohlgerüche kaum war. »Sprechen Sie Englisch?«, fragte er den Händler, der mit verschränkten Armen in all der Herrlichkeit stand und auf Kundschaft wartete. Der Mann sah ihn verständnislos an, dann hob er eine Augenbraue und sagte: »Non capisco.«
    »Er versteht uns nicht«, übersetzte Peter.
    »Habe ich selbst begriffen«, knurrte Bob und fing an, auf Italienisch zu radebrechen. »Amico«, hielt Daumen und Zeigefinger hoch und zeigte auf Peter und sich. Dann hielt er dem Händler noch den anderen Daumen
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