Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
und die Schattenmaenner

und die Schattenmaenner

Titel: und die Schattenmaenner
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
Vom Netzwerk:
Treppengeländer unter Bobs Aufprall zerborsten war. »Absolut filmreif.«
    Bob hatte keine Lust mehr, diese Unterhaltung an Ort und Stelle fortzusetzen. »Gehen wir ins Freie«, schlug er vor und humpelte davon. Draußen blinzelte er einige Augenblicke in die Sonne und krempelte seine Hosenbeine hoch. »Sieht aber gar nicht gut aus«, kommentierte Peter, als er die blutigen Striemen auf Bobs Kniescheiben sah.
    »Hätte schlimmer kommen können«, sagte Alberto trocken. Bob starrte ihn verblüfft an. Ganz schön cool, dachte er, dieser sonderbare Fotograf. »Nicht, wenn du pünktlich am Bahnhof gewesen wärst«, konterte er und rollte stöhnend die Hosenbeine wieder herunter. »Und warum warst du nicht da?« Alberto zuckte mit den Schultern. »Lag nicht an mir«, erwiderte er.
    »Was ist da drin passiert?«, fuhr Peter Alberto an. Er wies auf das alte Fabrikgebäude. »Und wo steckt Justus?«
    »Er hat keine Ahnung«, antwortete Bob. »Behauptet er jedenfalls.«
    »Wenn ich es euch doch sage«, meinte Alberto, während er wieder seine große schwarze Sonnenbrille aufsetzte. »Irgendetwas wird ihm dazwischengekommen sein.«
    Bob verspürte ein äußerst flaues Gefühl in der Magengegend. »Du kennst Justus nicht«, brummte er. »Dem kommt nie etwas dazwischen. Und jetzt möchte ich wissen, warum du nicht am Bahnhof warst, wer diese beiden Typen sind und was du in dieser Fabrik zu suchen hast.«
    Er sah Alberto scharf an. Aber im selben Augenblick wurde ihm klar, wie ungeschickt er sich benommen hatte. Diese Fragen hatten geklungen wie bei einem Polizeiverhör. Dabei hatte Alberto ihn und Peter ja keineswegs gebeten, ihn zu verfolgen, und auch sonst nichts Unrechtes getan. Jedenfalls nichts, was sie ihm hätten beweisen können.
    Alberto hob die Augenbrauen. »Gehst ja ganz schön ran«, meinte er etwas von oben herab. »Aber für Vorwürfe seid ihr bei mir wirklich an der falschen Adresse. Dass ihr mir gefolgt seid, dafür kann ich nichts. Wer diese beiden Kerle sind, die dir eins verpasst haben, weiß ich nicht. Und warum ich nicht am Bahnhof war – tut mir leid, das ist so eine Art Berufsgeheimnis.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich hätte euch gern Bescheid gesagt. Aber ihr müsst mir glauben, ich hatte keine Gelegenheit mehr dazu.«
    Mit dieser Antwort war Bob zwar überhaupt nicht zufrieden, aber er sah ein, dass da im Augenblick nichts zu machen war. »Wir müssen uns um Justus kümmern«, wandte er sich an Peter. »Wir rufen in der Pension an. Vielleicht ist er aus irgendeinem Grund zurückgefahren.«
    Alberto zeigte ihnen die nächste Telefonzelle. Auf dem Weg dorthin fiel kein Wort. Erst kurz vor ihrem Ziel meinte Peter, er wette zehn Dollar, dass Justus nicht in der Pension sei. Bob sagte nichts, zog eine Münze aus der Tasche, wählte die Nummer der ›Albergo Torino‹ und bekam Ignazio an den Apparat.
    »Guten Tag, Signore«, grüßte Bob, »hier ist Bob Andrews. Ist Justus da?«
    »Habe ganzes Tag ihn nix gesähen«, kam es aus dem Hörer. »Schlüssel hängt an Brrrett. Also auch nix auf Zimmerrr.«
    »Hat er vielleicht eine Nachricht für uns hinterlassen?« Bob wollte noch nicht alle Hoffnung aufgeben.
    »Euerrr Fach ganz leeerrr!«, rief Signore Ignazio.
    »Danke.« Bob hängte auf. »Und was machen wir jetzt? Justus ist verschollen.«
    »Da ist etwas passiert«, sagte Peter düster. »Ich hab’s im Gefühl.«
    Alberto fuhr sich durch seine strohblonden Haare. Möglicherweise wirkt es nur so, wegen der schwarzen Sonnenbrille, dachte Peter, aber vielleicht ist er wirklich ein bisschen blasser als sonst. Und vielleicht ist er das, weil er mehr weiß, als er uns sagt. Plötzlich hatte er eine Eingebung: »Tu uns einen Gefallen, Alberto«, sagte er freundlich. »Lass Bob und mich nach ihm suchen.«
    »Allein?«
    »Allein.«
    »Na schön.« Wieder zuckte Alberto mit den Schultern. »Hätte euch gern geholfen.«
    »Du könntest uns helfen«, erwiderte Peter. »Indem du uns deine Taschenlampe leihst.«
    »Du willst wieder zurück in die Fabrik?«
    »Erraten«, entgegnete Peter. »Gibst du sie uns?«
    »Natürlich. Da hast du sie. Aber ich glaube nicht, dass ihr etwas findet. Und Justus ganz bestimmt nicht.« Damit drehte er sich um und ging davon.
    »Morgen rufen wir dich an«, rief Peter ihm nach, aber Alberto verschwand bereits durch den Torbogen.
    Bob stieß Peter in die Seite. »Schade. Ich glaube, er ist sauer auf uns.«
    Peter zog ihn hinüber zur Fabriktür. »Das kommt davon. Er weiß mehr, als
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher