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Und die Großen lässt man laufen

Und die Großen lässt man laufen

Titel: Und die Großen lässt man laufen
Autoren: Per Wahlöö Maj Sjöwall
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worden waren. Oder wie viele Polizisten mehr oder weniger unschuldige Menschen in Streifenwagen und Polizeiwachen verprügelt hatten. Vermutlich unzählige. Na, er hielt sich an seine Arbeit.
    Gunvald Larsson war Erster Kriminalassistent im Dezernat für Gewaltverbrechen. Außerdem war er einen Meter zweiundneunzig groß, stark wie ein Bulle, blond, blauäugig und, was für einen Polizisten ungewöhnlich ist, ein ziemlicher Snob. Diesen Morgen trug er beispielsweise einen leichten hellgrauen Anzug, dazu Krawatte, Schuhe und Strümpfe von der gleichen Farbe. Er war anders als die meisten Polizisten, und es gab nicht viele Kollegen, die ihn mochten.
    »Dieser Auftrag draußen beim Haga-Terminal«, erwiderte Rönn.
    »Ja? Was ist damit? Ist die Sache schiefgegangen?«
    »Die Streifenwagenbesatzung, die die Passagiere überprüfen sollte, ist nicht rechtzeitig hingekommen. Als die Polizisten hinkamen, waren die Fahrgäste alle schon ausgestiegen und weitergefahren. Auch der Bus war wieder weg.«
    Gunvald Larsson schaffte es endlich, seine Gedanken dem neuen Gegenstand zuzuwenden, und glotzte Rönn starr und blauäugig an.
    »Was? Aber das ist doch unmöglich.«
    »Leider nicht«, erwiderte Rönn. »Die beiden sind ganz einfach nicht rechtzeitig hingekommen.«
    »Bist du verrückt geworden?«
    »Hör mal, ich hab die Sache schließlich nicht aufgehängt bekommen«, sagte Rönn vorwurfsvoll. »Wirklich nicht.«
    Er war ein ruhiger, gutmütiger Typ aus Norrland, in Arjeplog geboren, und obwohl er schon lange in Stockhohn wohnte, hörte man ihm seinen Heimatdialekt noch deutlich an. Gunvald Larsson hatte den Anruf Skackes rein zufällig entgegengenommen und die verlangte Kontrolle des Busses als die einfachste aller Routineangelegenheiten angesehen. Jetzt zog er wütend die Augenbrauen hoch. »Aber ich habe doch, verflucht noch mal, sofort in Solna angerufen, und der Wachhabende dort sagte mir, sie hätten einen Streifenwagen auf dem Karolinska vagen. Von dort aus braucht man nicht mehr als höchstens drei Minuten bis zum Flugterminal. Und der Wagen hatte mindestens zwanzig Minuten Zeit. Was ist denn passiert?«
    »Die Burschen im Wagen scheinen unterwegs angepöbelt worden zu sein.«
    »Angepöbelt?«
    »Ja, sie waren gezwungen einzuschreiten. Und als sie in Haga ankamen, war der Bus wieder weg.«
    »Einzuschreiten?«
    Rönn setzte seine Brille auf und blickte auf einen Zettel, den er in der Hand hielt. »Ja, genau das. Der Bus hieß ›Beata‹. Nonnalerweise fährt er von Bromma.«
    »Beata? Welcher Vollidiot hat damit angefangen, Bussen einen Namen zu geben?«
    »Ich bin es nicht gewesen«, sagte Rönn friedlich. »Hatten die Schlaumeier im Streifenwagen irgendwelche Namen?«
    »Wahrscheinlich, aber mir sind sie nicht bekannt.«
    »Dann erkundige dich bitte. Wenn es möglich ist, daß Busse Namen haben, sollten wohl auch Polizeibeamte einen haben. Obwohl sie eigentlich nur Nummern haben sollten.«
    »Oder Symbole.«
    »Symbole?«
    »Ja, wie die Gören in den Kindertagesstätten, weißf du? Boot, Auto, Vogel, Pilz, Fliege, Hund und so weiter.«
    »Ich bin noch nie in einer Kindertagesstätte gewesen«, sagte Gunvald Larsson steif. »Bitte, besorge dir jetzt die Namen dieser Brüder. Dieser Mänsson im Maltnö wird sich totlachen, wenn wir ihm keine vernünftige Erklärung geben können.« Rönn verließ das Zimmer.
    »Hund und so weiter«, murmelte Gunvald Larsson vor sich hin. Und kurz darauf: »Hier scheinen alle verrückt geworden zu sein.« Dann kehrte er wieder zu den Überfällen in der U-Bahn zurück, während er ein Papiermesser als Zahnstocher benutzte. Nach zehn Minuten kam Rönn zurück. Auf seiner roten Nase saß eine Brille, und in der Hand hielt er einen Zettel. »Ich hab's rausgekriegt«, sagte er.
    »Wagen drei von der Polizeiwache in Solna. Besatzung Karl Kristiansson und Kurt Kvant.«
    Gunvald Larsson zuckte zusammen, so daß er sich mit dem Papiermesser um ein Haar entleibt hätte. »Die beiden? Das hätte ich mir eigentlich denken können. Diese beiden Idioten verfolgen mich überallhin. Aus Schonen kommen sie auch noch. Sieh zu, daß du sie mir auf der Stelle herschaffst Dieser Sache muß nachgegangen werden.«
    Kristiansson und Kvant hatten eine Menge zu erklären. Die Geschichte war überaus kompliziert und in wenigen Worten nicht so leicht wiederzugeben. Außerdem hatten sie eine Mordsangst vor Gunvald Larsson, und es gelang ihnen, den Besuch im Polizeihaus in der Kungsholmsgatan fast zwei Stunden
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