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Und das Leben geht doch weiter

Und das Leben geht doch weiter

Titel: Und das Leben geht doch weiter
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Hubschrauberpilot?«
    »Ausgeschlossen, Carola. Bei diesem Wetter völlig ausgeschlossen. Auch Hubschrauberpiloten haben ihre Grenzen.«
    »Nehmen wir an, sie hätten sie nicht. Was würden Sie dann sagen?«
    »Ich würde ihn fragen, ob er der Geiger ist.«
    »Wer?«
    »Der Geiger. So heißt ein berühmter Gletscherpilot in der Schweiz. Er bringt Landungen zustande, bei denen jeder andere passen müßte.«
    »Sonst würden Sie nichts sagen?« fragte Carola enttäuscht.
    Er dachte kurz nach. »Nun, ich würde sehen, wie Sie sich freuen, und Sie dazu beglückwünschen, daß Ihr sehnlichster Wunsch, hier rauszukommen, so rasch in Erfüllung geht.«
    »Vielleicht …«
    Carola verstummte. Was sie hatte sagen wollen, war der helle Wahnsinn, so erschien es ihr jedenfalls. Vielleicht sei dies gar nicht ihr Wunsch, genau das wäre ihr beinahe herausgerutscht.
    »Vielleicht hätte ich Angst vorm Fliegen«, sagte sie statt dessen.
    »Sie sind doch sicher schon öfter geflogen?«
    »Ja, aber nicht im Hubschrauber.«
    »Ich auch nicht, deshalb kann ich nicht beurteilen, ob es da große Unterschiede gibt.«
    »Ich bin davon überzeugt.«
    »Wenn Sie davon überzeugt sind, dann läge es nahe, daß Sie lieber noch eine Nacht hierbleiben würden, bis Sie mit den Schiern abfahren könnten.«
    Carola blickte ihn mit ihren großen, wunderschönen blauen Augen ehrlich an.
    »Ich hätte wirklich Angst vorm Hubschrauber, Herr Padenberg.«
    »Wissen Sie, was das heißt, Fräulein Burghardt?«
    »Bleiben Sie bitte bei ›Carola‹, das gefällt mir besser.«
    »Mir gefiele ›Detlev‹ aus Ihrem Munde auch besser, aber …«
    »Was aber?«
    »Der Altersunterschied zwischen uns beiden …«
    »Stört er Sie?«
    »Es ist so, daß ich mich nicht gern lächerlich mache, Carola.«
    »Sie machen sich nicht lächerlich.«
    »Doch.«
    »Nein, Detlev.«
    Damit war dieses Thema abgeschlossen, und man konnte durchaus neugierig sein, welche ungeahnten Seiten dieser naiven, ängstlichen, unerfahrenen, männerscheuen Hanseatin mit wachsender Geschwindigkeit ihres Wandels noch zutage treten würden.
    »Sie deuteten Konsequenzen aus meiner Angst vorm Hubschrauber an, Detlev«, nahm Carola das Gespräch wieder auf.
    »Die ausschlaggebende Konsequenz wäre, daß ich mir diese Angst ebenfalls zu eigen machen müßte.«
    »Sie ließen mich also nicht allein in der Hütte zurück? Oder verstehe ich Sie falsch?«
    »Nein, Sie verstehen mich richtig.«
    »Sie blieben ebenfalls da!«
    »Ja.«
    »Warum?«
    Nun war die Reihe an ihm, mit seinen dunklen Augen, die längst nicht so hübsch wie die ihren waren, sie ehrlich anzublicken.
    »Weil das meine Pflicht wäre, Carola.«

3
    Direktor Senden war sich im klaren darüber, daß der Hotelbetrieb heute keinen normalen Verlauf nehmen würde. Auch der letzte Gast wußte inzwischen, was passiert war, beziehungsweise, was mit Sicherheit angenommen werden mußte: daß es passiert war. Die allgemeine Aufregung war groß und schlug durch auf das Personal des Hauses, das sich den Fragen der Gäste nicht entziehen konnte. Vor allem Direktor Senden sah sich einem regelrechten Trommelfeuer ausgesetzt. Er war der Hauptleidtragende.
    Wurde denn alles getan?
    Hat man Leuchtkugeln abgeschossen?
    Warum war nichts von akustischen Signalen zu hören? Sollte auf dem Dach eines Gebäudes in solch alpiner Lage nicht eine Sirene angebracht sein?
    Wer hat schon einmal an die Anschaffung von Hunden nach Art der Bernhardiner auf dem St. Gotthard gedacht?
    Zu Jens Kosten sagte ein Studienprofessor aus Celle: »Haben Sie eigentlich schon an die Bergwacht gedacht?«
    »An die Bergwacht?«
    »Ja.«
    »Hat denn die damit auch etwas zu tun?«
    »Aber sicher. Die hat mit allem zu tun. Die Zeitungen sind doch immer wieder voll von solchen Berichten.«
    Jens stürzte in Sendens Büro, zum wer weiß wievielten Male.
    »Warum haben Sie mich noch nicht auf die Bergwacht hingewiesen, Herr Direktor Senden?«
    »Weil das keinen Sinn hätte.«
    »Wie bitte?«
    »Weil das bis jetzt völlig sinnlos gewesen wäre.«
    »Was soll denn das heißen? Die sind doch für alles zuständig!«
    »Solange der Schneesturm anhält, können auch die nichts unternehmen.«
    Jens verlor jegliche Beherrschung und Vernunft.
    »Ich verlange aber, daß die etwas unternehmen! Wozu sind sie schließlich da?«
    »Nicht dazu, sich selbst auch noch sinnlos zu opfern, Herr Kosten.«
    »Kann ich mit der Bergwacht sprechen?«
    »Bitte.« Senden zeigte aufs Telefon. »Die Nummer ist 30 31
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