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Und das Leben geht doch weiter

Und das Leben geht doch weiter

Titel: Und das Leben geht doch weiter
Autoren: Heinz G. Konsalik
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stellte seine Beobachtungen, wie es draußen war, durch die großen Fenster der Halle an. Er ließ sich in einen schweren Sessel fallen und zündete sich die erste Zigarette des heutigen Tages an. Viele sollten ihr noch folgen, obwohl Jens normalerweise ein mäßiger Raucher war.
    Herr Senden, der Hoteldirektor, durchquerte die Halle.
    »Guten Morgen, Herr Kosten«, grüßte er Jens, der es wieder einmal nicht geschafft hatte, dem wesentlich älteren zuvorzukommen.
    »Guten Morgen, Herr Senden.«
    »Wie geht's?«
    Senden hatte sich entschlossen, eine Minute bei Jens stehenzubleiben und ein paar Worte mit ihm zu wechseln. Aus jungen Leuten konnten Stammgäste werden, und darauf war Direktor Senden stets bedacht.
    »Danke, gut, Herr Senden. Und Ihnen?«
    »Danke. Was sagen Sie zu unserem Wetter?«
    Im Zusammenhang mit dieser Frage fiel dem jungen Küstenbewohner an vordringlichster Stelle ein, zu welchem Zweck er am Tag zuvor in Garmisch gewesen war. Er habe sich Schneeketten besorgt, teilte er dem Direktor mit. »Fast hätten die keine mehr gehabt«, fügte er hinzu.
    »So was dürfte aber nicht passieren«, meinte Senden.
    »Ist der Trubel in Garmisch immer so groß?« fragte Jens.
    »Meistens.«
    »Ich hatte gedacht, Garmisch sei nicht Ruhpolding.«
    Darauf hätte der Direktor dem jungen Burschen gern seine wahre Meinung gesagt, was ihm jedoch verwehrt war, und so erwiderte er: »Vergleiche hinken meist, Herr Kosten. Ich bin sicher, daß Sie stets einen Bogen um Ruhpolding machen werden.«
    »Haben Sie Fräulein Burghardt schon gesehen?«
    »Nein. Ich war allerdings auch den ganzen Vormittag in meinem Büro. Vermissen Sie sie etwa?«
    »Nein«, erwiderte Jens und grinste. »Ich frage nur, weil sie heute das Frühstück ohne mich einnehmen mußte und vielleicht Schwierigkeiten mit den abgepackten Marmeladeportionen hatte. Sie kriegt die Dinger nämlich meistens nicht auf, wissen Sie.«
    »Und dann springen Sie ein?«
    »Wenn ich anwesend bin, ja.«
    Nun hatte Direktor Senden bereits zwei Minuten seiner kostbaren Zeit verschwendet.
    »Haben Sie schon nachgesehen«, sagte er, sich abwendend, »ob die junge Dame nicht auf unserer Sonnenterrasse liegt?«
    Aber auch dieser Tip erwies sich als Schlag ins Wasser. Carola war nicht aufzufinden, weder auf der Terrasse noch auf ihrem Zimmer noch im oder am geheizten Schwimmbecken des Hotels.
    Zum Mittagessen wird sie sich schon einfinden, beruhigte sich Jens Kosten selbst.
    Irrtum.
    Das Wetter schlug um. Sich von den Bergen herunter in die Täler ausdehnend, erreichte der Schneesturm, einigermaßen abgeschwächt freilich, auch den Eibsee.
    Jens Kosten suchte den Direktor. Er fand ihn im Büro.
    »Herr Senden«, sagte er, »kann man nicht feststellen, ob Fräulein Burghardt vielleicht mit jemandem nach Garmisch hinuntergefahren ist?«
    Sendens rechtes Augenlid zuckte einmal, zweimal. Bei Menschen, die von Haus aus nervös sind, hat das nichts zu besagen. Direktor Senden war aber nicht von Haus aus nervös, sondern nur, wenn sich ein Anlaß dazu bemerkbar machte.
    »Suchen Sie die junge Dame immer noch, Herr Kosten?«
    »Ja, und ich kann sie nicht finden.«
    »Dann mag Ihre Annahme, daß sie nach Garmisch hinuntergefahren ist, zutreffen.«
    Hoffentlich, fügte Senden in seinem Innern hinzu.
    »Läßt sich das nicht feststellen?« wiederholte Kosten.
    Sendens Augenlid kam nicht mehr zur Ruhe.
    »Wichtiger wäre«, sagte er, »festzustellen, ob die Schier der jungen Dame da sind.«
    Sehr rasch stellte sich heraus, daß das nicht der Fall war.
    »Und was heißt das?« fragte Jens Kosten.
    »Das kann immer noch heißen, daß die junge Dame mit Schiern nach Garmisch hinuntergefahren ist.«
    »Sicher, dann wird das wohl zutreffen«, meinte Jens erleichtert.
    »Sehr wahrscheinlich ist das aber leider nicht.«
    »Wieso nicht?«
    »Sie hätte sich doch fragen müssen: Wohin in Garmisch mit den lästigen Brettern?«
    Betroffen blickte Jens den Direktor an.
    Der Wind hörte nicht auf, um die kleine Schutzhütte zu heulen. Der ganze Himmel schien nur noch aus Schnee zu bestehen und sich entladen zu wollen.
    »Wie lange kann das dauern?« fragte Carola.
    »Das weiß man nie«, antwortete Padenberg. »Aber ich möchte wetten, daß das heute nicht mehr aufhört.«
    Er erhob sich und legte Holz im Ofen nach. Dabei sagte er: »Erfrieren müssen wir nicht. Heizen können wir tagelang, so groß ist der Vorrat.«
    »Ich habe Angst«, ließ sich Carola plötzlich vernehmen.
    »Wovor?«
    Sie
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