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Und das Leben geht doch weiter

Und das Leben geht doch weiter

Titel: Und das Leben geht doch weiter
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Padenberg nur noch vage Umrisse wahr. Bald fand er jedoch eine jener Petroleumlampen, mit denen Schutzhütten im Hochgebirge ausgerüstet sein müssen. Die alte Lampe war längere Zeit nicht benutzt worden. Es dauerte also eine Weile, bis er sie wieder so weit hatte, daß sie brannte. Während Padenberg an ihr herumfummelte und mit seinem Schnappmesser hauptsächlich den eingetrockneten Docht putzte und auflockerte, sagte er zu Carola: »Wenn Sie sich dazu in der Lage fühlen, könnten Sie sich eigentlich hier drinnen nach Holz und Stroh umsehen.«
    »Wozu?« fragte sie ihn wenig freundlich.
    »Zum Feuer anmachen.«
    »Um mich hier zurechtzufinden, brauche ich Licht.«
    Darin hatte sie auch wieder recht. Padenberg nickte zustimmend.
    Endlich brannte dann die Laterne mit blakendem Docht und hüllte das Hütteninnere in einen warmen, wenn auch schwachen Schein. Carola erhob sich von ihrer Bank.
    »Bleiben Sie sitzen«, sagte er. »Nun kann ich das selber machen.«
    »Nein, das besorge ich.«
    Die beiden standen sich gegenüber. Carolas Augen glühten wie die einer Katze im Dunkeln.
    »Können Sie das überhaupt?« fragte er sie.
    »Was?«
    »Feuer anmachen.«
    »Selbstverständlich.«
    Er ging auf seinen Platz am Tisch zurück und setzte sich.
    Carola nahm die Petroleumlampe, um sich zu leuchten, und fand dann auch rasch das nötige Heizmaterial, das sie in den Ofen stopfte, wobei sie von Padenberg unterbrochen wurde, als er ihr den Rat gab: »Nach Möglichkeit Stroh sparen, bitte.«
    »Wieso?« fragte sie, sich nach ihm umdrehend.
    »Weil es auch noch zum Schlafen reichen muß.«
    »Wozu?«
    »Zum Schlafen. Oder wollen Sie lieber auf dem blanken, harten Boden schlafen?«
    »Soll das heißen …«, sie mußte schlucken, »… daß wir hier nächtigen werden?«
    »Ich kann Ihnen leider nichts anderes in Aussicht stellen.«
    »Aber … aber …«
    Carola verstummte. Dann hörte sie auf, Stroh in den Ofen zu stopfen, und legte nur noch Holz nach. Padenberg sah ihr wieder zu, und als es ihm genug zu sein schien, sorgte er selbst mit zwei Streichhölzern für ein prasselndes Feuer, das der Hütte rasch ihre unwirtlichsten Züge nahm. Er vergaß auch nicht, hinten am Ofen die Luftklappe zu öffnen.
    »Sonst würden wir im Rauch ersticken«, meinte er dabei.
    Das würde dir nicht schaden, dachte Carola. Immer noch war sie voller Zorn gegen ihn, und das konnte man ihr ansehen.
    »Sie haben mich beleidigt«, sagte sie plötzlich.
    »Wann?«
    »Draußen im Schnee, bei dieser schrecklichen Tour hierher, die vielleicht gar nicht nötig gewesen wäre. Im Hotel wartet man auf mich. Ich hätte doch die Abfahrt riskieren sollen.«
    Er blickte sie ernst an.
    »Erstens«, sagte er, »war die Tour verdammt nötig. Zweitens hätten Sie Ihr Hotel nicht mehr erreicht. Und drittens habe ich Sie nicht beleidigt, es sei denn, es ist eine Beleidigung, wenn man das einzige Mittel anwendet, das einem das Leben zu retten hilft.«
    »Ich bin kein faules Stück!«
    »Nein, das sind Sie nicht, ich bescheinige es Ihnen jetzt gerne. Sie haben sich phantastisch gehalten. Es gab nur einen Augenblick, da dachte ich, ich müßte Sie liegen lassen, und das wollte ich um keinen Preis. Eher hätte ich versucht, Sie zur Hütte zu tragen, aber da ich selbst ein sehr faules Stück bin, wollte ich mir das ersparen. Es wäre wohl auch schiefgegangen, und als Folge davon lägen wir beide jetzt unter dem Schnee begraben.«
    »Wieso wir … wir beide?« stotterte Carola.
    »Wieso nicht wir beide?«
    »Liegengeblieben wäre doch nur ich.«
    »Und ich wäre weitergegangen, denken Sie?«
    »Etwa nicht?«
    »Nein«, sagte er ohne Aufhebens.
    »Wahnsinn!« rief sie. »Was hätte ich davon gehabt, wenn Sie sich dazugelegt hätten? Ich glaube Ihnen nicht!«
    »Von Dazulegen kann keine Rede sein. Ich hätte, wie gesagt, versucht, Sie zu schleppen, und wäre dann wohl mit Ihnen zusammengebrochen, sicher voll von Selbstvorwürfen über meine Blödheit, so gehandelt zu haben. Es ist also nicht nötig, mein Kind, von Ihnen vielleicht heiliggesprochen zu werden.«
    Gewollter Zynismus war das, der bei Carola aber nicht verfing. Mit großen Augen blickte sie ihn an. Nach einer Weile sagte sie: »Warum hätten Sie das getan? Sie kennen mich doch kaum.«
    »Weil kein anderer da war, der sich für Ihre Rettung hätte zuständig erklären können. Die Aufgabe blieb also an mir hängen.«
    »Sie sind anscheinend sehr versessen darauf, Ihre Tat zu schmälern?«
    »Reden wir nicht mehr
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