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Und das Leben geht doch weiter

Und das Leben geht doch weiter

Titel: Und das Leben geht doch weiter
Autoren: Heinz G. Konsalik
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richtete sich erstaunt auf.
    »Sie sind Raucher?« fragte sie ihn.
    »Ja.«
    »Das überrascht mich.«
    »Warum?«
    »Weil ich davon bisher noch nichts gemerkt habe. Ein anderer hätte doch längst die Bude vollgequalmt.«
    »Die Bude vollgequalmt, ja, das ist es. Das wollte ich nicht, sehen Sie.«
    »Mit Rücksicht auf mich?«
    Er fuhr sich durch die Haare. Das war bei ihm eine Geste der Verlegenheit.
    »Ich will mal so sagen: Das bißchen Luft hier drinnen sollte in seiner Qualität nicht durch Rauchen verschlechtert werden.«
    Carola ließ das Büschel Stroh, das sie gerade in der Hand hielt, fallen und kam ebenfalls zum Tisch.
    »Detlev«, sagte sie, sich halb auf einen Stuhl setzend, »ich möchte Ihnen etwas beichten: Ich hatte Angst vor Ihnen …«
    Sie verstummte und wartete, daß er sich dazu äußern würde. Das tat er jedoch nicht.
    »… aber das war schrecklich dumm von mir«, fuhr sie deshalb fort.
    Nun nickte er bestätigend.
    »Warum rauchen Sie nicht? Was ist denn jetzt damit?« fragte sie ihn.
    »Darf ich denn?«
    »Aber natürlich. Sie können mir auch eine geben.«
    »Eine Zigarette?«
    »Ja.«
    »Habe ich leider keine«, sagte er bedauernd. »Ich rauche Pfeife.«
    Sein Bedauern trug mit dazu bei, daß er ihr noch sympathischer wurde. Das war gefährlich.
    In der Stille, die eintrat, stopfte er seine Pfeife und zündete sie an. Carola beobachtete den ineinandergreifenden Rhythmus der an- und abschwellenden Streichholzflamme über dem Pfeifenkopf und das Aufsteigen der Rauchwölkchen, die Detlev ausstieß. Hübsch fand sie das. Noch nie in ihrem Leben war ihr bewußt geworden, daß es so etwas überhaupt gab.
    Seine Hände, die sie nah vor Augen hatte, gefielen ihr. Ring trug er keinen. Sein Tabak roch angenehm. Alles fand sie positiv.
    »Ich höre bald wieder auf«, sagte er, die Pfeife, nachdem sie richtig in Brand gesteckt war, aus dem Mund nehmend.
    »Warum?«
    »Um Ihre Gelüste nicht unnötig anzuregen.«
    »Das tun Sie nicht.«
    »Sie rauchen doch selbst auch.«
    »Nur ganz, ganz selten; oft monatelang überhaupt nicht.«
    »Prima«, sagte er sichtlich erfreut.
    »Warum finden Sie das prima?«
    »Weil Rauchen ungesund ist, höchst ungesund.«
    Carola zeigte auf seine Pfeife.
    »Zwischen Ihren Worten und Ihren Taten besteht aber keine Harmonie.«
    »Was dieser Disharmonie die Bedeutung nimmt, ist die Tatsache, daß es um mich, wenn mich mein Laster einmal hinwegrafft, nicht schade sein wird …«
    »Blödsinn!«
    »… während das für Sie keinesfalls gelten würde, Carola.«
    »Blöds …«
    Mitten im Wort brach Carola ab. Sie hatte dasselbe noch einmal sagen wollen, als ihr plötzlich klar wurde, daß das falsch gewesen wäre.
    »Wie war das, Detlev?«
    »Ich habe damit sagen wollen, daß es um Sie außerordentlich schade wäre.«
    »Detlev, Sie … ich … war das Ihr Ernst?«
    Er wandte den Blick von ihr ab.
    »Ja«, sagte er, sich mit seiner Pfeife beschäftigend.
    »Ein so dickes Kompliment hat mir noch keiner gemacht.«
    »Das glaube ich nicht. Ich kann mir nur vorstellen, daß die jungen Leute, von denen Sie verehrt werden, Sie diesbezüglich auch nicht darben lassen.«
    »Ach die!« Carola machte eine wegwerfende Handbewegung. »Wie die sich ausdrücken, das sollten Sie einmal erleben. Wollen Sie einige Kostproben hören?«
    »Ja, ganz gern.«
    »Nein, lieber nicht«, änderte sie dann doch ihre Meinung.
    »Warum nicht?«
    »Weil das eine verderbliche Wirkung auf Sie ausüben könnte. Sie könnten infiziert werden, und das wäre sehr, sehr bedauerlich.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, bleiben Sie bitte der Kavalier alter Schule, der Sie sind. Der sind Sie doch?«
    »Ich hoffe es.«
    »Bisher habe ich von solchen nur in Romanen gelesen und mir nicht vorstellen können, wie schön es ist, einem wirklichen Kavalier zu begegnen.«
    »Da sehen Sie«, witzelte er, »daß sogar ein Schneesturm noch sein Gutes haben kann.«
    Und wieder blickte sie ihn mit ihren wunderschönen blauen Augen an.
    »Detlev.«
    »Ja?«
    »Sie sind ein sehr, sehr netter Mensch.«
    Er schwieg.
    »Kein Vater«, fügte sie hinzu.
    Weiter konnte sie nicht mehr gehen. Das empfand auch er.
    »Carola«, sagte er, »ich bin ein sehr, sehr schwacher Mensch, und deshalb bitte ich Sie, kein Feuer zu entfachen, mit dem Sie zu spielen gedenken.«
    »Das will ich nicht, Detlev.«
    »Dann ist es gut.«
    »Sie verstehen mich falsch. Ich will nicht mit dem Feuer spielen, nein …«
    »Aber?«
    »Aber anzünden möchte ich es
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