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Und das Leben geht doch weiter

Und das Leben geht doch weiter

Titel: Und das Leben geht doch weiter
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dir am Tisch saß. Es muß deine Schwester sein.«
    »Wieso?«
    »Weil du nicht mit ihm schlafen gegangen bist.«
    Dafür erntete Trenker einen langen, vorwurfsvollen Blick von Kosten. Dann sagte der Hamburger mit düsterer Miene: »Und trotzdem ist das Mädchen meine Braut.«
    Ungläubig schüttelte Trenker den Kopf. Das war für ihn einfach undenkbar – in Südtirol.
    »Seid ihr verlobt?« fragte er.
    Zögernd verneinte Kosten.
    »Was seid ihr dann?«
    Dieses Thema ging dem Hamburger anscheinend auf die Nerven, denn er stieß ärgerlich hervor: »Was geht das dich an?«
    Alois Trenker, ein Draufgänger wie alle Südtiroler Gipfelstürmer und Weinvertreter, wußte damit genug. Es schien ihm jetzt kein aussichtsloses Unterfangen zu sein, dieses tolle Mädchen, dem alle Blicke in der Bar zugeflogen waren, ins Visier zu nehmen. Man mußte nur darauf bedacht sein, sich entsprechend in Szene zu setzen. Die Gelegenheit dazu sollte eher – und ganz anders – kommen, als er gedacht hatte.
    Jens und Alois kamen in dieser Nacht erst sehr spät ins Bett. Den nächsten Tag verschlief der Südtiroler fast ganz, während Jens Kosten immerhin schon um 11.10 Uhr erwachte, sich zum Aufstehen zwang und feststellen mußte, daß Carola verschwunden war. Der Tag der Katastrophe war angebrochen.
    Alois Trenker kam erst am Spätnachmittag aus seinem Zimmer und erfuhr wohl als letzter, was passiert war. Im ganzen Hotel brannten die Lichter, da der draußen tobende Schneesturm den Tag in finstere Nacht verwandelt hatte.
    Trenkers erste Reaktion auf die schlimme Nachricht lautete: »Das gibt's doch nicht!«
    Die zweite war, daß er sich fragte, warum es das nicht geben sollte. Als Tiroler war er geradezu mit solchen Hiobsbotschaften, in deren Mittelpunkt leichtsinnige, dem Tod in die Arme laufende Urlauber standen, groß geworden. Vielleicht gab's aber diesmal noch eine Rettungsmöglichkeit.
    Welche?
    Alois Trenker ging vor die Tür. Rasch kehrte er jedoch wieder um. Draußen war nichts, aber auch gar nichts zu machen.
    Drinnen suchte er Jens Kosten und fand ihn bei einer Flasche Bier und einem vollen Aschenbecher in der Halle. Jens stand noch ganz unter dem Eindruck der Abfuhr, die ihm in Sendens Büro zuteil geworden war, als er geglaubt hatte, auf dem Einsatz der Bergwacht bestehen zu können.
    »Hast du endlich ausgeschlafen?« empfing er barsch den Südtiroler.
    Trenker setzte sich schweigend zu ihm.
    »Hast du schon gehört, was passiert ist?« fuhr Kosten fort.
    »Ja.«
    »Die machen mich hier noch wahnsinnig.«
    »Warum?«
    »Weil sie nichts unternehmen.«
    »Die können im Augenblick nichts unternehmen.«
    »Danke für die Belehrung. Du auch noch. Hau ab, du gehst mir auf die Nerven. Ich kann euch alle nicht mehr sehen.«
    Trenker beeindruckte das gar nicht, und er blieb sitzen.
    »Wir haben etwa die gleiche Statur«, sagte er so, als ob nichts gewesen wäre.
    »Was?«
    »Geh auf dein Zimmer und zieh deine Schiklamotten aus. Ich muß sie haben. Auch die warme Unterwäsche, die Socken, die Schuhe. Bring mir alles …«
    »Welche Schuhgröße hast du?« unterbrach er sich, dem anderen auf die Füße schauend.
    »Vierundvierzig. Wieso?«
    »Schöne Latschen. Die reinsten Elbkähne, so sagt ihr doch? Bring ein zweites Paar dicke Socken mit, damit mir die Schuhe nicht im Schnee steckenbleiben.«
    »Meine Schuhe? Wozu? Bist du verrückt?«
    »Ich brauche deine vollständige Ausrüstung, damit ich aufbrechen kann, sobald der Schneesturm nachläßt.«
    »Um Carola zu suchen?«
    »Heißt sie Carola? Hattest du mir noch nicht gesagt. Hübscher Name. Ganz was anderes als Jens. Gibt's auch in Südtirol.«
    »Luis«, sagte Kosten, stockte aber dann, weil er spürte, daß das jetzt fehl am Platze war, und korrigierte sich: »Alois, das finde ich großartig von dir. Endlich einer, der was tut. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Eine Ausrüstung müssen wir für dich aber von woanders beschaffen.«
    Kosten hatte sich erhoben.
    »Wieso?« fragte Trenker. »Bleib sitzen.«
    »Weil ich mitkomme!«
    »Das wirst du sein lassen!« sagte Trenker energisch und wiederholte: »Bleib sitzen.«
    Nur widerwillig ließ sich Kosten wieder auf seine vier Buchstaben nieder. »Warum willst du mich nicht dabeihaben?« fragte er.
    »Weil du mich schon nach wenigen Minuten aus den Augen verlieren würdest. Das muß nämlich dann möglichst rasch gehen, verstehst du, und deine Schifahrerei kann ich mir vorstellen.«
    »Bist du denn so viel besser?«
    »Als
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