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Und das Leben geht doch weiter

Und das Leben geht doch weiter

Titel: Und das Leben geht doch weiter
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Südtiroler?« antwortete Trenker nur. Seine Frage klang stolz.
    Kosten erhob sich, um auf sein Zimmer zu gehen und sich umzuziehen.
    »Dann will ich mal rasch«, sagte er, »damit du sofort aufbrechen kannst.«
    »Laß dir Zeit. Erst muß, das sagte ich schon, das verheerende Schneegestöber aufhören. So lange sitze ich hier fest. Außerdem ist meine Ausrüstung noch nicht komplett.«
    »Das kann aber noch Stunden dauern.«
    Alois Trenker zuckte die Achseln.
    »Vielleicht sogar die ganze Nacht.«
    »Hoffentlich nicht«, stöhnte Jens Kosten.
    Der Südtiroler versprach ihm: »Sobald die Sauerei einigermaßen aufhört, bin ich jedenfalls der erste, der rausgeht.«
    Während Jens Kosten die Kleidung wechselte und seine Schier bereitstellte, machte sich Trenker daran, die Komplettierung seiner Ausrüstung vorzunehmen. Unbedingt brauchte er noch eine starke Taschenlampe mit neuen Batterien, einen Kompaß und eine genaue Karte vom Gebiet oberhalb des Eibsees, auf der sämtliche Schutzhütten, Scheunen und dergleichen eingezeichnet waren. Die Hoteldirektion stellte ihm die Zusatzausrüstung zur Verfügung. Vergessen wurde auch nicht ein sogenannter ›Flachmann‹, gefüllt mit einem Viertelliter Cognac. Und dann hieß es warten, warten …

5
    »Carola!«
    »Detlev!«
    »Was sagten Sie da?«
    »Ich will nicht mit dem Feuer spielen …«
    »Aber?«
    »Aber es anzünden.«
    »Carola!«
    »Ja?«
    »Das heißt doch …«
    Er verstummte.
    »Ja, das heißt es«, sagte sie.
    Er atmete tief.
    »Bist du verrückt?«
    »Wie bitte? Spricht so ein Kavalier alter Schule mit einer Dame?«
    Detlev Padenberg nahm hastig die Pfeife in den Mund und legte einen Schleier von Qualm um seinen Kopf.
    Dann sagte er: »Leg dich jetzt schlafen.«
    Sie nickte, ging zu dem von ihr auf Gemeinsamkeit hergerichteten Strohlager, setzte sich, ließ sich nach hinten sinken und streckte sich auf dem Lager aus, das zur Hälfte frei blieb.
    Eine lautlose, bleierne Stille trat ein. Nur das Feuer im Ofen knisterte von Zeit zu Zeit, wenn es auf Harzklümpchen in den Holzscheiten stieß.
    Nach einer Ewigkeit, so schien es ihm, sagte Carola unnatürlich laut: »Komm!«
    Da war er mit seiner Kraft am Ende. Die Leidenschaft der Umarmungen hätte in einem Hotelbett der Luxusklasse nicht größer sein können. Mit verzehrender Glut wurden Küsse getauscht. Carola entpuppte sich, so fand er, als Naturgewalt. Wenigstens bin ich, so glaubte er, nicht der erste bei ihr. Das war ihm ein seltsamer Trost im Sturm seiner Gefühle. Aber dann kam der Schock, der ihn fast noch einmal auf seinen Ausgangspunkt zurückgeworfen hätte, als er merkte, daß er doch der erste war. Detlev Padenberg erstarrte.
    »Carola«, sagte er verstört, »das habe ich nicht gewußt.«
    »Was hast du nicht gewußt?«
    »Daß du … daß ich …«
    »Das konntest du auch nicht wissen.«
    Er wollte sich aus ihr entfernen, aber sie hielt ihn fest.
    »Bleib. Es ist so schön …«
    Im Widerstreit seiner Gefühle sagte er: »Schön ist es für mich, dir tut's weh.«
    »Mir hat's weh getan, aber jetzt scheint mir das Gegenteil der Fall zu sein.«
    Verblüfft blickte er auf sie herab.
    »Oder es verhält sich all das nicht so«, fügte sie, zu ihm emporlächelnd, hinzu, »wie es nun schon seit einigen Jahren an mein Ohr geklungen ist …«
    »Carola … du … du bist …«
    Was? Was wollte er sagen, daß sie sei?
    Es blieb sein Geheimnis. Statt zu reden, überließ er sich wieder dem Drang, etwas zu tun – ein unwiderstehlicher Drang. Und als Carola dann ihren ersten Orgasmus erlebt hatte, war das erste, was zu sagen ihr nach einer Pause glückseliger Erschöpfung gelang, dies: »Das, was so an mein Ohr gedrungen ist, erwies sich als absolut zutreffend.«
    Man glaubt ja nicht, wie sich ein so naives, braves, unschuldiges Mädchen über Nacht ändern kann, wenn die Zeit dazu gekommen ist.
    Detlev und Carola liebten sich, nachdem bei ihm der Damm gebrochen war, bis zur Erschöpfung. Nicht einen Augenblick zweifelte er daran, daß ihm – in seinem Alter – ein solches Erlebnis kein zweitesmal beschert werden würde. Es bis zur Neige auszukosten war daher sein elementares Bestreben, und die gar nicht so unerklärlichen Kräfte, die ihm dabei noch einmal zuwuchsen, waren die eines Zwanzigjährigen. Sowohl er als auch Carola merkten nicht, daß im Laufe der Nacht draußen der Sturm nachließ. Im Morgengrauen schliefen sie ein und erwachten erst wieder, als sich jemand an der Tür ihrer Hütte zu schaffen
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