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Und dann gabs keines mehr

Und dann gabs keines mehr

Titel: Und dann gabs keines mehr
Autoren: Agatha Christie
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Allgemeinmediz i ner. Er erwähnte beiläufig wie oft Morde begangen würden, denen mit dem Gesetz nicht beizukommen war.
    Und er führte als Beispiel einen bestimmten Fall an – den einer alten Dame, einer Patientin von ihm, die vor kurzem verstorben war. Er selbst war, wie er sagte, davon überzeugt, dass ihr Tod durch das Nichtverabreichen eines notwendigen Medikaments von Seiten eines Ehepaars, das für ihre Pflege zuständig war und durch ihren Tod beträchtlich profitierte, verursacht wurde. Ein solcher Fall, erklärte er, sei ganz u n möglich zu beweisen, aber er seinerseits sei trotzdem völlig d a von überzeugt, dass es sich so zugetragen habe. Er fügte hinzu, dass es viele Fälle vergleichbarer Art immer und überall gäbe – Fälle wohl überlegten Mordes – und alle nicht erreichbar durch das Gesetz.
    Das war der Anfang von allem. Ich sah plötzlich klar me i nen Weg. Und ich beschloss, nicht einen Mord zu begehen, sondern Mord in großem Stil.
    Ein kindischer Reim aus meiner Jugend fiel mir wieder ein – der Vers von den zehn kleinen Negerlein. Er hatte mich schon als zweijähriges Kind fasziniert – das gnadenlose D a hinschwinden – das Gefühl der Unausweichlichkeit.
    Ich begann insgeheim Opfer zu sammeln …
    Ich möchte hier nicht langatmig in Einzelheiten schwelgen, wie ich vorgegangen bin. Ich habe eine bestimmte Methode der Gesprächsführung entwickelt, die ich bei jedem anwandte, den ich traf – und die Resultate, die ich erzielte, waren wirklich überraschend. Während meines Aufenthalts in einem Sanat o rium hörte ich von Dr. Armstrong – eine Schwester, die le i denschaftliche Antialkoholikerin war, pflegte mich und erzäh l te übereifrig von einem Fall, der dazu angetan war, die ve r derbliche Wirkung der Alkoholsucht zu beweisen. Vor vielen Jahren hatte sie in einem Krankenhaus gearbeitet, wo ein Arzt bei einer Operation unter dem Einfluss von Alkohol eine P a tientin getötet hatte. Eine unauffällige Frage, wo die Schwester, um die es ging ausgebildet worden war etc . lieferte mir bald die nötigen Daten. Ich machte den Arzt und die besagte Patientin ohne Schwierigkeiten ausfindig.
    Eine Unterhaltung zwischen alten Armeeklatschbasen in meinem Klub brachte mich auf die Fährte von General M a cArthur. Ein Mann, der erst vor kurzem aus dem Amaz o nasgebiet zurückgekehrt war, gab mir ein vernichtendes Res ü mee der Aktivitäten eines gewissen Philip Lombard. Eine Dame aus den Kolonien erzählte mir auf Mallorca die G e schichte der puritanischen Emily Brent und ihres unglückl i chen Dienstmädchens. Anthony Marston wählte ich aus einer umfangreichen Gruppe von Leuten, die ähnliche Verfehlungen begangen hatten. Seine Kaltschnäuzigkeit und seine Unfähi g keit, sich für die Leben, die er ausgelöscht hatte, verantwortlich zu fühlen, machten ihn meiner Einschätzung nach zu einem Menschen, der für die Gemeinschaft gefährlich war und der es nicht verdiente, weiterzuleben. Ex-Inspector Blore lief mir natürlich über den Weg als meine Berufskollegen den Fall Landor offen und engagiert diskutierten. Ich war der Meinung dass sein Vergehen schwerwiegend war. Die Polizei, als Di e ner des Gesetzes, muss eine höhere Form von Integrität besi t zen. Denn ihr Wort hat wegen der Art ihres Berufs ein b e sonderes Gewicht.
    Zuletzt war da noch der Fall von Vera Claythorne. Das war, als ich den Atlantik überquerte. Eines Nachts waren zu später Stunde die einzigen Anwesenden im Rauchersalon ein gut aussehender Mann namens Hugo Hamilton und ich.
    Hugo Hamilton war unglücklich. Um sein Unglück zu li n dern, hatte er eine beträchtliche Menge Alkohol getrunken. Er war im rührseligen, mitteilsamen Stadium. Ohne viel Hof f nung auf Erfolg startete ich mein routinemäßiges Unterha l tungsspiel. Die Antwort war überraschend. Ich kann mich jetzt noch an seine Worte erinnern:
    «Sie haben Recht, Sir. Mord ist nicht, was Leute denken – jemandem eine ordentliche Dosis Arsen verpassen – ihn von der Klippe stürzen – etwas in der Art.» Er lehnte sich vor, streckte mir sein Gesicht entgegen: «Ich habe eine Mörderin gekannt – sie gekannt, sage ich Ihnen. Mehr noch, ich war verrückt nach ihr … Gott steh mir bei, manchmal denke ich, ich bin es noch … Es ist die Hölle, sage ich Ihnen – die Hölle. Wissen Sie, sie tat es für mich, mehr oder weniger … Nicht, dass ich mir das je vorgestellt hätte – Frauen sind Teufel – absolute Teufel –, Sie würden nie denken, dass
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