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Und dann gabs keines mehr

Und dann gabs keines mehr

Titel: Und dann gabs keines mehr
Autoren: Agatha Christie
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genug, damit durchzukommen. Meiner Meinung nach hat er im Fall Landor einen Meineid geschworen. Ich war darüber damals nicht sehr glücklich. Aber ich konnte nichts beweisen. Ich habe Harris darauf angesetzt, und er konnte auch nichts finden. Aber ich bin nach wie vor der Meinung, wir wären fündig geworden, wenn wir es richtig angepackt hätten. Der Mann war ein Krimineller.»
    Es entstand eine Pause, dann nahm Sir Thomas den Faden wieder auf. «Und Morris ist tot, sagen Sie. Wann ist er gestorben?»
    «Ich dachte mir, dass Sie dazu noch kommen würden, Sir. Morris starb in der Nacht vom achten August. Er nahm eine Überdosis Schlafmittel ein – ein Barbiturat, soweit ich weiß. Nichts, was darauf hinweist, ob es Unfall oder Selbstmord war.»
    «Wollen Sie wissen, was ich glaube, Maine?», fragte Sir Thomas bedächtig.
    «Vielleicht kann ich es erraten, Sir.»
    «Dieser Tod von Morris kommt mir ein bisschen zu gelegen!», sagte Sir Thomas bestimmt.
    Inspector Maine nickte. «Ich dachte mir, dass Sie das sagen würden, Sir.»
    Der stellvertretende Leiter des Yard ließ seine Faust auf den Tisch krachen.
    «Die ganze Sache ist fantastisch – unmöglich. Zehn Leute werden auf einem kahlen Inselfelsen umgebracht – und wir wissen weder, wer es getan hat, noch warum oder wie.»
    Maine hustete.
    «Ganz so ist es nicht, Sir», widersprach er. «Wir wissen, warum, jedenfalls mehr oder weniger. Irgendein Fanatiker mit einem Gerechtigkeitstick. Er ist hinter Leuten her, die das Gesetz nicht erreicht. Er sucht sich zehn Leute – ob sie wirklich schuldig sind oder nicht, spielt keine Rolle.»
    Sir Thomas richtete sich auf und sagte in scharfem Ton: «Spielt keine Rolle? Mir scheint –»
    Er hielt inne. Inspector Maine wartete respektvoll. Mit einem Seufzer schüttelte Sir Thomas Legge den Kopf.
    «Fahren Sie fort», forderte er Maine auf. «Einen Moment lang habe ich geglaubt, ich hätte den Schlüssel zu dem Fall. Jetzt ist er weg. Fahren Sie fort mit dem, was Sie sagen wollten.»
    «Es waren zehn Leute», begann Maine. «Zehn Menschen, die – nennen wir es einmal so – exekutiert werden sollten. Und sie wurden exekutiert. U. N. Owen vollendete sein Werk. Und irgendwie schaffte er es, sich von der Insel wegzuzaubern und in Luft aufzulösen.»
    «Ein erstklassiger Zaubertrick», befand Sir Thomas. «Aber Sie wissen, Maine, dass es eine Erklärung dafür geben muss.»
    «Sie denken, Sir», fuhr Maine fort, «dass, falls der Mann nicht auf der Insel war, er die Insel auch nicht verlassen haben konnte – und glaubt man den Berichten aller beteiligten Parteien, dann war er nie auf der Insel. Und die einzig mögliche Erklärung dafür ist – dass er selbst einer der zehn gewesen sein muss.»
    Sir Thomas nickte.
    «Daran haben wir auch gedacht, Sir», erklärte Inspector Maine. «Das haben wir untersucht. Jetzt tappen wir nicht mehr ganz so im Dunkeln bezüglich dessen, was sich auf der Insel abgespielt hat. Vera Claythorne führte ein Tagebuch und auch Emily Brent. Der alte Wargrave machte ein paar Notizen – langweiliges, rätselhaftes juristisches Zeug, aber doch ganz klar. Und Blore machte sich ebenfalls Notizen. Alle diese Berichte passen zusammen. Die Todesfälle ereigneten sich in folgender Reihenfolge: Marston, Mrs. Rogers, MacArthur, Rogers, Miss Brent, Wargrave. Nach seinem Tod hält Vera Claythornes Tagebuch fest, dass Armstrong nachts das Haus verließ und Blore und Lombard ihm nachgingen. Blore hat einen Eintrag mehr in seinem Tagebuch. Nur drei Worte. ‹Armstrong ist verschwunden.›
    Mir scheint, Sir, wenn man alles berücksichtigt, könnten wir eine befriedigende Lösung finden. Armstrong ertrank, wenn Sie sich erinnern. Räumen wir ein, dass Armstrong verrückt war, was sollte ihn daran hindern, die anderen zu töten und dann Selbstmord zu begehen, indem er sich von der Klippe stürzte oder vielleicht, während er versuchte, das Festland schwimmend zu erreichen?
    Das war eine gute Lösung – aber nicht gut genug. Nicht gut genug, Sir. Erst einmal gibt es die Aussage des Polizeiarztes. Er kam früh am Morgen des dreizehnten August auf die Insel. Er konnte nicht viel sagen, was uns weiterbrachte. Was er sagen konnte, war, dass all die Leute mindestens schon sechsunddreißig Stunden tot waren und wahrscheinlich noch länger. Aber er war ziemlich sicher, was Armstrong anging. Er sagte, er müsse acht bis zehn Stunden im Wasser gewesen sein, ehe der Körper angeschwemmt wurde. Das bedeutet dann, dass
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