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Und dann gabs keines mehr

Und dann gabs keines mehr

Titel: Und dann gabs keines mehr
Autoren: Agatha Christie
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Armstrong irgendwann in der Nacht vom Zehnten oder Elften ins Meer gekommen sein muss – und ich werde Ihnen erklären, warum. Wir haben die Stelle gefunden, wo der Körper angespült wurde – er war zwischen zwei Felsen eingekeilt, und wir fanden dort Fetzen seiner Kleidung, Haare und anderes. Er muss am elften bei Hochwasser dort hingelegt worden sein – und zwar um elf Uhr vormittags. Danach ließ der Sturm nach, und die folgenden Hochwassermarken lagen beträchtlich niedriger.
    Sie könnten sagen, vermute ich, dass es Armstrong gelang, die anderen drei aus dem Weg zu räumen, bevor er in dieser Nacht ins Meer ging. Aber da ist noch ein Punkt, und der spricht dagegen. Armstrongs Körper ist über die Hochwassermarke hinaus gezerrt worden. Wir haben ihn weiter oben gefunden, außerhalb der Reichweite der Flut – ganz sauber und ordentlich.
    Jetzt wissen wir eine Sache definitiv. Irgendjemand war noch am Leben, nachdem Armstrong bereits tot war.»
    Er machte eine Pause und fuhr dann fort:
    «Und das heißt – ja, was heißt es genau? Dies ist die Lage am Morgen des Elften. Armstrong ist verschwunden (ertrunken). Das heißt, uns bleiben drei Menschen: Lombard, Blore und Vera Claythorne. Lombard wurde erschossen. Sein Körper lag unten am Strand – in der Nähe von Armstrong. Vera Claythorne wurde erhängt in ihrem Schlafzimmer gefunden. Blores Leiche lag auf der Terrasse. Sein Kopf war von einer Marmoruhr eingeschlagen, die vermutlich aus dem Fenster über ihm auf ihn fiel.»
    «Wessen Fenster?», fragte Sir Thomas scharf.
    «Vera Claythornes, Sir. Lassen Sie uns jetzt jeden der Fälle einzeln betrachten. Zuerst Philip Lombard. Nehmen wir einmal an, er warf den Marmorblock auf Blore – dann betäubte er Vera Claythorne und knüpfte sie auf. Zuallerletzt ging er hinunter zum Strand und hat sich erschossen.
    Aber falls das so war, wer nahm ihm den Revolver weg? Denn der Revolver wurde im Haus gefunden, hinter der Tür am Ende der Treppe – in Wargraves Zimmer.»
    «Irgendwelche Fingerabdrücke darauf?», fragte Sir Thomas.
    «Ja, Sir. Vera Claythornes.»
    «Aber, Herrgott noch mal, dann –»
    «Ich weiß, was Sie sagen werden, Sir. Dass es Vera Claythorne war, dass sie Lombard erschoss und den Revolver ins Haus zurücktrug, Blore den Marmorblock auf den Kopf warf und dann – sich selbst erhängte.
    Das könnte hinkommen – bis auf einen Punkt. Es gibt einen Stuhl in ihrem Schlafzimmer, und auf dem Stuhl sind Spuren von Seetang, und an ihren Schuhen auch. Es sieht so aus, als wäre sie auf den Stuhl gestiegen, hätte sich das Seil um den Hals gelegt und anschließend mit den Füßen den Stuhl weggestoßen.
    Aber dieser Stuhl wurde nicht umgestoßen gefunden. Er war wie alle anderen Stühle ordentlich an die Wand gestellt. Das wurde nach Vera Claythornes Tod gemacht – von jemand anders.
    Uns bleibt nur Blore, Sir, und wenn Sie mir sagen, dass er – nachdem er Lombard erschossen und Vera Claythorne dazu gebracht hat, sich aufzuhängen – nach draußen ging und sich einen Wackermann von einem Marmorblock über den Kopf zog mit Hilfe einer Schnur oder irgend so etwas – nun, dann glaube ich Ihnen einfach nicht. So verüben Männer einfach keinen Selbstmord – und dazu kommt noch, dass Blore nicht der Typ dafür war. Wir kannten Blore – und er war nicht der Mann, dem man je unterstellen könnte, er hätte einen Wunsch nach reiner Gerechtigkeit gehabt.»
    «Ganz meine Meinung», stimmte Sir Thomas zu.
    «Und deshalb muss jemand anders auf der Insel gewesen sein, Sir», meinte Maine. «Jemand, der aufräumte, als die ganze Sache vorbei war. Aber wo war er die ganze Zeit über? Und wohin ging er danach? Die Leute von Sticklehaven sind absolut sicher, dass niemand die Insel verlassen haben kann, bevor das Rettungsboot dorthin kam. Aber in dem Fall –»
    Er hielt inne.
    «In dem Fall –», wiederholte Sir Thomas.
    Er seufzte und schüttelte den Kopf. Dann beugte er sich nach vorne und sagte:
    «Aber in dem Fall, wer hat sie dann umgebracht?»
     
    handgeschriebenes Manuskript,
    vom Kapitän des Fischkutters Emma Jane
    an Scotland Yard weitergeleitet
     
    Von frühester Jugend an war ich mir bewusst, dass mein Ch a rakter aus einer Reihe von Widersprüchen bestand. Ich habe, das gestehe ich vorweg eine unheilbar romantische Vorste l lungskraft. Der Brauch, eine Flasche mit einem wichtigen Dokument ins Meer zu werfen, hat mich schon fasziniert, seit ich als Kind Abenteuergeschichten las. Er fasziniert mich
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