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Und dann gabs keines mehr

Und dann gabs keines mehr

Titel: Und dann gabs keines mehr
Autoren: Agatha Christie
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hinüber. Ein schne l ler, kräftiger Schubs ließ, ihn die Balance verlieren und in das tosende Meer stürzen. Ich kehrte zum Haus zurück. Blore muss meine Schritte gehört haben. Ein paar Minuten nachdem ich in Armstrongs Zimmer zurückgekehrt war, verließ ich es wieder, dieses Mal reichlich Lärm verursachend, sodass einer mich hören musste. Als ich am Fuß der Stufen angelangt war, hörte ich eine Tür aufgehen. Sie müssen meine Gestalt einen Moment lang gesehen haben, als ich zur Eingangstür hinau s lief.
    Es dauerte eine Weile, ehe sie mir folgten. Ich ging einmal um das Haus herum und stieg durch das Esszimmerfenster, das ich offen gelassen hatte, wieder hinein. Ich schloss das Fenster, und später zerbrach ich das Glas. Dann ging ich nach oben und legte mich wieder auf mein Bett.
    Ich rechnete mir aus, dass sie das Haus noch einmal durc h suchen würden, aber ich glaubte nicht, dass sie sich die Leichen genau ansehen würden, nur ein kurzes Aufschlagen des Bet t tuchs, um sich zu vergewissern, dass Armstrong sich nicht als Leiche ausgab. Genauso ist es dann passiert.
    Ich vergaß zu erwähnen, dass ich den Revolver in Lombards Zimmer zurückbrachte. Es mag von Interesse sein zu erfa h ren, wo er während der Suche versteckt war. In der Speis e kammer gab es einen Stapel aufgetürmter Konserven. Ich öffn e te die unterste der Dosen, sie enthielt Kekse, glaube ich, legte den Revolver hinein und verschloss sie mit Klebeband.
    Ich kalkulierte richtig dass keiner daran denken würde, sich durch einen Berg augenscheinlich unberührter Nahrungsmittel zu arbeiten, zumal die obersten Dosen zugelötet waren.
    Den roten Vorhang hatte ich versteckt, indem ich ihn flach unter den Chintzbezug der Polsterung eines der Wohnzimme r sessel legte. Die Wolle steckte ich in ein Sitzkissen, in das ich ein kleines Loch schnitt.
    Und jetzt kam der Moment, den ich herbeigesehnt hatte: Drei Menschen hatten so viel Angst voreinander, dass alles passieren konnte. Und einer von ihnen hatte einen Revolver. Ich beobachtete sie von den Fenstern des Hauses aus. Als Blore allein ankam, hatte ich die große Marmoruhr schon bereitgestellt. Ab tritt Blore …
    Von meinem Fenster aus sah ich, wie Vera Claythorne Lombard erschoss. Eine wagemutige und erfindungsreiche Frau. Ich dachte immer, dass sie für ihn eine ebenbürtige Ge g nerin sein würde und mehr. Sobald das geschehen war, bereit e te ich in ihrem Schlafzimmer alles vor.
    Es war ein interessantes psychologisches Experiment. Würde das Bewusstsein ihrer eigenen Schuld, der Zustand ihrer Ne r ven, nachdem sie gerade einen Menschen erschossen hatte, z u sammen mit der hypnotischen Kraft der Umgebung sie dazu bringen, dass sie sich das Leben nahm? Ich glaubte, ja. Ich hatte Recht. Vera Claythorne erhängte sich vor meinen A u gen, während ich im Schatten ihres Kleiderschranks stand.
    Und nun zum letzten Akt. Ich trat vor, nahm den Stuhl und stellte ihn an die Wand. Ich sah nach dem Revolver und fand ihn am Ende der Stufen, wo das Mädchen ihn fallen gelassen hatte. Ich gab mir Mühe, ihre Fingerabdrücke darauf nicht zu verwischen.
    Und jetzt?
    Ich werde mit dem Schreiben aufhören. Ich werde meine Aufzeichnungen in eine Flasche stecken und sie versiegeln, und ich werde die Flasche ins Meer werfen.
    Warum?
    Ja, warum?
    Es war mein Ehrgeiz, einen Mordfall zu erfinden, den ni e mand lösen kann.
    Aber kein Künstler, das ist mir jetzt klar, kann mit seiner Kunst allein zufrieden sein. Es gibt einen natürlichen Drang nach Anerkennung der nicht geleugnet werden kann.
    Ich habe, lassen Sie mich das in aller Bescheidenheit beke n nen, den erbärmlichen menschlichen Wunsch, dass jemand wissen soll, wie schlau ich gewesen bin …
    Bei all dem habe ich angenommen, dass das Geheimnis von Nigger Island ungelöst bleiben wird. Natürlich könnte es sein, dass die Polizei klüger ist, als ich mir das vorstellen kann. Schließlich gibt es drei Hinweise. Erstens: Die Polizei weiß, genau, dass Edward Seton schuldig war. Sie wissen deshalb, dass einer der zehn Menschen auf der Insel in keinem Sinn des Wortes ein Mörder war, und daraus folgt paradoxerweise, dass diese Person logischerweise der Mörder sein muss .
    Der zweite Hinweis ist im siebten Vers des Kinderreims ve r steckt. Armstrongs Tod wird mit dem roten Hering in Ve r bindung gebracht, dem falschen Köder, den er schluckte – oder vielmehr der dazu führte, dass er verschluckt wurde. Das b e deutet, dass in diesem Stadium der Dinge
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