Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
... und dann bist du tot

... und dann bist du tot

Titel: ... und dann bist du tot
Autoren: Hilary Norman
Vom Netzwerk:
seine Karriere jäh beendete. Daraufhin kehrte er in seine Heimat zurück. Da ihre Gemeinde klein war, hatte Lally alles über Hugos Aufstieg und Fall gewusst, obwohl sie bis vor zwei Jahren kaum mehr als einen höflichen Gruß wechselten. Es war an einem besonders schönen Sommertag, an dem sie beide beschlossen hatten, ihr Mittagessen auf einer Bank im Botanischen Garten in Berkshire nahe der 102. Straße einzunehmen. Sie plauderten eine Weile über Gott und die Welt, tauschten ihre Sandwichs, tratschten ein wenig über das Leben in der Gemeinde und stellten schnell fest, dass sie beide nicht nur tanzten, sondern gutes Essen mochten, ihr Brot selbst backten, Wagner hassten und Krimis liebten. Ihre Freundschaft war besiegelt. Nach wenigen Monaten zog Hugo als Untermieter in Lallys Haus. Ein Jahr später öffnete Hugos Cafe an der Main Street, und da sie beide - jeder auf seine Weise - Talent besaßen, war in ihrem Cafe selten ein leerer Tisch zu finden.
    Viele Menschen in der Gemeinde glaubten, Hugo sei schwul, aber das war ein Irrtum. Hugo war es allerdings ziemlich gleichgültig, was andere über sein Sexualleben dachten. Die einzige Person, aus der er sich wirklich etwas machte, war Lally, und seit dem Tag, als sie ihre Sandwichs im Botanischen Garten geteilt hatten, hatte er keine andere Frau mehr angesehen. Von Lallys Seite aus war ihre Beziehung hundertprozentig platonisch, aber Hugo, der ihr niemals seine wahren Gefühle gestanden hätte, träumte noch manchmal wie ein verliebter Teenager, dass Lally, in deren Leben es keinen bestimmten Mann gab, ihre eigenen Gefühle für ihn entdecken würde. Das war bisher nicht geschehen, und er zweifelte daran, dass es jemals geschehen würde.
    »Und was ist, wenn Katys blauer Fleck etwas bedeutet?«, fragte Lally.
    »Du meinst, wenn sie geschlagen wird?«
    »Natürlich meine ich das.« Der Gedanke machte Lally ganz krank. »Ich kann doch nicht einfach Zusehen und nichts tun«
    »Und genau das solltest du tun«, betonte Hugo. »Du hast keine stichhaltigen Beweise, Lally. Und du hast doch selbst gesagt, dass es mehr ein Gefühl sei. Ich respektiere deine intuitiven Gefühle, aber es gibt keine Beweise, nicht wahr?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Das bedeutet nicht, dass du sie aus den Augen verlieren musst.«
    »Das werde ich bestimmt nicht tun.«
    Lally klatschte in die Hände.
    »Stellt euch bitte alle in die Mitte.«
    Die Kinder schritten ohne zu lärmen in die Mitte des Studios. Es waren neun Mädchen und drei Jungen. Einige von ihnen waren anmutiger und begabter als andere, aber alle hatten rosige Wangen, funkelnde Augen und brannten darauf, ihr zu gefallen.
    »Okay, wir beginnen mit einem großen Plié in zweiter
    Position und hören mit der dritten Position auf, wobei der linke Arm in zweiter Position verbleibt.«
    Sie ging auf die Schüler zu. Katy Webber stand in der ersten Reihe. Lally sah es sofort und konnte kaum glauben, dass sie es bis jetzt übersehen hatte. Das Entsetzen traf sie wie ein Schlag in die Magengrube.
    »Madame?«
    Lally blinzelte mit den Augen. Thomas Walton, einer der Jungen, schaute sie erwartungsvoll an. Alle Kinder warteten.
    Sie wandte ihren Blick von Katy ab und atmete tief und ruhig ein.
    »Dreht euch alle nach rechts um«, forderte sie die Kinder auf, »und stellt euch in zweiter Arabesque auf das rechte Bein ...«
    Der Unterricht ging weiter.
    Nachdem die Kinder gegangen waren, rief sie Hugo im Cafe an.
    »Es ist auf der Innenseite ihres linken Arms«, sagte sie. »Es sieht aus wie ein Biss.«
    »Hast du sie gefragt, was es ist?«
    »Sie sagte, dass einer der Schäferhunde ihrer Mutter sie gebissen habe, eine säugende Hündin, die aus der Fassung geriet, als Katy einen ihrer Welpen an sich nahm.«
    »Hört sich ziemlich plausibel an.« Andrea Webber züchtete in ihrem Haus in Stockbridge Hunde.
    »Ja?« Lally war in der Küche. Nijinskij schlängelte um ihre Fußknöchel herum. »Katy ist mit den Hunden ihrer Mutter aufgewachsen. Sie ist nicht so dumm, einen ganz jungen Welpen an sich zu nehmen.«
    »Was sagst du da, Lally?«
    »Ich sagte, dass ich nicht glaube, ein Hund habe sie gebissen.« Kummer lag in ihrer Stimme. »Hugo, du hättest ihr Gesicht sehen sollen. Katy ist so leicht zu durchschauen, und ich bin sicher, dass sie etwas verbirgt.«
    »Oder jemanden deckt.«
    »Ich glaube, ja.«
    »Und jetzt?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Du könntest mit ihren Lehrern sprechen, um festzustellen, ob sie etwas bemerkt haben.«
    »Ja, aber ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher