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... und dann bist du tot

... und dann bist du tot

Titel: ... und dann bist du tot
Autoren: Hilary Norman
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an. »Wirklich.«
    »Keine Beschwerden?«
    »Keine Spur.« Sie bestrich eine Scheibe Roggentoast mit Honig. »Du musst aufhören, dich um mich zu sorgen, Sean. Wir haben es dir immer wieder gesagt, dass das nicht nötig ist.«
    »Es ist erst drei Wochen her.«
    »Und ich versuche, es zu vergessen.«
    »Ich weiß. Es tut mir Leid.« Sean machte ein schuldbewusstes Gesicht.
    »Du brauchst dich nicht für deine Liebe zu entschuldigen. Du sollst mir nur glauben, dass es mir ausgezeichnet geht.«
    »Ganz ehrlich?«
    »Mich soll der Schlag treffen, wenn ich dich belüge.«
    »So etwas darfst du nicht sagen.«
    Marie war das einzige Kind von William B. Howe, einem Multimillionär, Industriellen und Sammler schöner Kunstwerke, dessen Frau im Kindbett gestorben war. Maries Vater hatte gehofft, dass seine Tochter entweder sein Geschäftsimperium übernehmen oder entsprechend heiraten würde, am besten einen Mann, der genug Geld besaß, um das Howe’sche Vermögen zu vergrößern und das Imperium auszudehnen. Marie hatte ihren Vater jedoch vollkommen aus der Fassung gebracht, indem sie darauf bestanden hatte, Medizin zu studieren und sich dann auf Geburtshilfe zu spezialisieren. Nach seinem Tod hatte sie das Haus am North Lincoln Square geerbt, das sie aufgrund der schönen Architektur und ihrer glücklichen Kindheitserinnerungen liebte. Zwei andere Immobilien hatte sie verkauft, eine in San Francisco und eine andere in Newport, Rhode Island, um die Howe-Klinik im Rogers-Park-Distrikt bauen zu können. Ihr Partner, John Morris-sey, ein Kardiologe, teilte Maries Ideale. Die Klinik war luxuriös und wurde gewissenhaft geführt. Ihre Honorare waren im Durchschnitt nicht niedriger als die der meisten vergleichbaren Einrichtungen. Es war jedoch nicht ungewöhnlich, dass manchmal mehr als ein Zimmer von mittellosen Patientinnen belegt war und Marie von den ersten Untersuchungen vor der Geburt bis zur letzten Untersuchung nach der Geburt nach den Frauen sah, ohne einen Cent dafür zu nehmen.
    Als sie vor fünf Jahren Sean Ferguson geheiratet hatte, hatten alle Mitglieder der großen Howe-Familie die Stirn gerunzelt. Ihr Gatte war Autor und arbeitete teils als Journalist, teils als Poet und teils als Romanschriftsteller - mit mäßigem Erfolg. Er war ein leidenschaftlicher Mann mit dunklen Augen, der seine Frau grenzenlos liebte und bewunderte. Natürlich wusste er, dass sein Schwiegervater, den er nie kennen gelernt hatte, ihn abgelehnt hätte, aber Sean brachte dieses Thema - Marie zuliebe - nie zur Sprache. Sean war sich auch darüber bewusst, dass die meisten Leute ihn verdächtigten, Marie des Geldes wegen geheiratet zu haben, aber er und seine Frau wussten, dass diese Verdächtigungen vollkommen unbegründet waren. Außerdem war es ihm ziemlich gleichgültig, was die anderen über ihn dachten. Er hätte mit Marie auch glücklich in einem Zelt gelebt, doch er hatte genug gesunden Menschenverstand, um einzusehen, dass das Haus des alten Howe viel behaglicher war. Und es wäre doch idiotisch, seine Frau zu einem Verzicht zu zwingen, nur um nicht in seinem Stolz verletzt zu werden.
    Bis zu jenem Tag vor drei Wochen hatte Sean Marie nicht einen Tag krank erlebt. Sie hatte natürlich gelegentlich eine Erkältung, aber nichts weiter von Bedeutung. Selbst als er und halb Chicago vor zwei Jahren mit einer Grippe zusammengebrochen waren, war sie verschont geblieben. Als sie plötzlich den unregelmäßigen Herzschlag bemerkte und John Morrissey erklärte, dass dies tödlich sein könne, wenn sie sich keinen Herzschrittmacher implantieren lasse, war Sean trotz Maries Ruhe entsetzt gewesen. Sie kannte die Funktionsweise der modernen Schrittmacher und wusste, dass ihr ein solcher ermöglichen würde, weiterhin ein vollkommen normales Leben zu führen und sogar um vier Uhr morgens eine Frau von Zwillingen zu entbinden. Aber Sean geriet dermaßen in Panik, als man ihn über die Implantation eines Schrittmachers aufklärte, dass Marie und Morrissey ihn beide aus dem Raum verbannten, als die Operation durchgeführt wurde. Nachdem der Chirurg, die Ärzte, die Krankenschwestern und John Morrissey zehn Tage später geschworen hatten, dass Marie vollkommen außer Gefahr und ihr Zustand ausgezeichnet sei, sodass sie beide nach Hause gehen und alles vergessen könnten, hatte Sean sich allmählich überzeugen lassen. Doch obwohl Marie ihn regelmäßig bat, sie nicht mehr daran zu erinnern, konnte sich ihr Gatte nicht vorstellen, dass er je in der Lage
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