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... und dann bist du tot

... und dann bist du tot

Titel: ... und dann bist du tot
Autoren: Hilary Norman
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sein würde, diese Tatsache aus seinem Gedächtnis zu streichen.
    »Wirst du mich je wieder lieben?«, hatte Marie ihn letzte Nacht gefragt.
    »Natürlich werde ich das.«
    »Und warum nicht jetzt?«
    »Gerade jetzt bin ich ein wenig müde, Liebling.«
    »Ich glaube nicht, dass du ein bisschen müde bist.«
    »Natürlich bin ich müde.«
    »Ich glaube, du hast noch immer Angst.«
    »Wovor?«
    »Dass ich eine Herzattacke bekomme.«
    »Das ist doch verrückt, Marie.«
    »Natürlich ist das verrückt, aber du scheinst dir darüber nicht im Klaren zu sein.«
    Sean war ihr die Antwort schuldig geblieben.
    »Du glaubst John noch immer nicht, dass ich wieder ein normales Leben führen kann, nicht wahr?« In der Dunkelheit klang Maries Stimme ruhig, aber ihre Verstimmung war überdeutlich. »Er hat gesagt, dass ich alles tun kann, was ich normalerweise tue - Sport, Arbeit, Sex - alles.«
    »Ich weiß, was er gesagt hat.«
    »Aber du glaubst es nicht.«
    »Natürlich glaube ich es. John würde niemals lügen, und schon gar nicht, wenn es um dich geht.«
    »Aber?«
    »Aber du hast Recht. Ich habe Angst.« Sean hielt ihre Hand fest und starrte in die Dunkelheit. »Ich habe so große Angst, dir wehzutun. Es tut mir Leid, denn ich liebe Sex mit dir fast mehr als alles andere, doch ich würde lieber für den Rest meines Lebens darauf verzichten, als deine Gesundheit zu gefährden.«
    »Gut, das würde ich nicht tun«, sagte Marie mit fester Stimme. »Selbst wenn es ein Risiko gäbe, und das gibt es nicht.«
    »Wie würdest du dich fühlen, wenn du an meiner Stelle wärest?«
    »Das ist genau der Punkt, Sean. Ich habe keine Probleme damit.« Marie richtete sich auf und knipste ihre Nachttischlampe an. »Wenn du den Herzschrittmacher bekommen hättest und ich alles gehört hätte, was John gesagt hat, wäre ich jetzt genauso scharf auf dich.«
    Sean grinste. »Bist du das?«
    »Natürlich. Du nicht?«
    »Nein.«
    Marie verrenkte sich den Hals, um ihm ins Gesicht sehen zu können. »Ich glaube, du lügst. Du bist immer scharf auf mich, wenn ich es auch bin.«
    »Heute nicht«, sagte Sean, der noch immer lächelte. »Ich bin zu müde.«
    Das Problem war, dass sie hundertprozentig Recht hatte. Er begehrte sie ebenso wie sie ihn. Sie nicht zu berühren, kaum zu küssen, weil er Angst hatte, dass die Sache außer Kontrolle geraten könnte, machte ihn fast verrückt. Gestern Abend war er schlafen gegangen, bevor seine Sehnsucht nach ihr geweckt war, und heute Morgen war er mit einer Erektion aufgewacht. Er wusste, dass Marie ihn im Schlaf gestreichelt hatte, und er konnte dem Problem nur aus dem Weg gehen, indem er darauf bestand, ihr statt Hilda, ihrer Haushälterin, das Frühstück zu machen, weil sie seine Rühreier lieber mochte als Hildas.
    »Schreibst du heute?«, fragte Marie ihn, nachdem sie ihre letzte Scheibe Roggentoast gegessen hatte. Abgesehen von den letzten Wochen hatte sie immer gut gegessen, und sogar Sean musste zugeben, dass seine Frau wieder einen gesunden Appetit hatte.
    »Erst heute Nachmittag«, erwiderte Sean, der sich gegen die Kissen lehnte. »Ich werde dich heute Morgen in die Klinik fahren und dann für eine Weile an den See gehen.« Er bummelte dort oft herum oder betrachtete stundenlang die unendliche Weite des Michigansees, auf der Suche nach Inspirationen für eine Geschichte oder ein Gedicht.
    »Dann hast du also keine besondere Eile?«
    »Überhaupt nicht. Warum? Brauchst du etwas?«
    »Wenn es dir keine Umstände macht«, erwiderte Marie höflich.
    »Das weißt du doch ganz genau.« Und es stimmte, dass Sean es nie müde wurde, etwas für seine Frau zu tun. Er hatte noch nicht einmal etwas dagegen, mit ihr bummeln zu gehen, und er wartete gerne auf sie, wenn sie sich neue Garderobe oder Schuhe kaufte. Allerdings war es ziemlich anstrengend, mit Marie einkaufen zu gehen, weil sie es fast immer eilig hatte, in die Klinik zurückzukehren oder bei einem Patienten einen Hausbesuch zu machen.
    »Ich brauche nämlich etwas«, sagte Marie, die noch immer darauf achtete, höflich zu klingen.
    »Kein Problem.« Sean schaute sie an. Heute Morgen sah sie besonders hübsch aus, sogar in dem grellen Schein der Wintersonne. Sie trug eines ihrer kurzen, blassgrünen Seidennachthemden mit V-Ausschnitt, das durch den Spitzenbesatz und die Schwellung ihres Busens noch zarter wirkte. Plötzlich stellte er fest, dass sie dieses Nachthemd nicht getragen hatte, als er in die Küche gegangen war, um die Rühreier zu
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