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Und bitte für uns Sünder

Und bitte für uns Sünder

Titel: Und bitte für uns Sünder
Autoren: Susanne Hanika
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aufgebrochen, wenn du am Frühstückstisch gesessen hättest.«
    Â»Manchmal muss ich arbeiten«, versuchte er sich herauszureden, sah
mich aber so an, als würde er mich in der nächsten halben Minute küssen wollen.
    Hm.
    Â»Machst du das auch bei anderen Zeugen?«, fragte ich böse.
    Er grinste plötzlich und strich mir mit der freien Hand eine
Haarsträhne nach hinten.
    Â»Nur mit Zeuginnen, mit denen ich ins Bett gehe«, flüsterte er sehr
erotisch.
    Â»Und, wie viele sind das, so im Schnitt?«, fragte ich spitz.
    Â»Hm«, brummte er nur und küsste mich am Hals. »So im letzten halben
Jahr waren es drei.«
    Ein warmes Kribbeln lief mir vom Hals in den Bauch. Ich sah ihn trotzdem
mit zugekniffenen Augen an. Männer sind Schweine. Das sollte man sich merken.
Der Sex mag ja angenehm sein, aber im Prinzip sind und bleiben sie Schweine.
Auch die Männer, denen man es nicht ansieht. Das sind verkappte Schweine.
    Â»Drei Fälle im letzten halben Jahr«, wiederholte er, und seine
Lippen kitzelten an meinem Hals. »Und jedes Mal dieselbe Zeugin.«
    Ich schubste ihn weg. Er grinste ein bisschen. Männer sind trotzdem
Schweine. Auch wenn er jetzt ganz gut dastand, so als hätte er seit dem Anfang
unserer Beziehung nur an mich gedacht. Erst kürzlich hatte ich bemerkt, wie er
der Müller Stefanie nachguckte. Das ist das zweitjüngste von den Müller-Madln.
Und sie hat mit ihrem Wonderbra einen phänomenalen Busen und außerdem einen
richtig tollen Hintern. Aber das ist noch kein Grund, ihr nachzuschauen. Ich
konnte von Glück sagen, dass sie nie Leichen fand. Wer weiß, wie Max sie
verhören würde.
    Â»Also, was hattest du in der Kirche verloren?«, fragte er mit sehr
dienstlicher Stimme. Anscheinend sah man mir an, dass ich eben an die Stefanie
gedacht hatte.
    Â»Ich verliere nichts in der Kirche«, erläuterte ich pikiert. »Wir
wollten klar Schiff machen.«
    Er verdrehte die Augen.
    Â»Putzen, verstehst du?«, fauchte ich ihn an. »Klar Schiff machen«
war nämlich etwas, das ich gerne heimlich mit Großmutter tat, weil es
wahnsinnig uncool war und normalerweise nur von Rosenkranztanten und Frauen aus
Müttervereinigungen betrieben wurde. Er versuchte neutral zu gucken, obwohl
sich die Lachfältchen um seine Augen vermehrten. Beziehungen werden durch
Leichenfunde irrsinnig belastet. Das war eine wichtige Erkenntnis, die ich
schon vor einigen Monaten gewonnen hatte. Wenn ich Glück hatte, wurde Max von
dem Fall abgezogen. Dann würde ich von Herrn Kommissar Blomberg verhört werden.
Das war auch nicht besonders zum Lachen, aber immerhin wollte ich mit dem nicht
ins Bett. Wenn man sich nämlich an einem romantischen Abend anschrie, nur weil
man eben wieder verhört worden war, dann nahm einem das jegliche sexuelle Lust.
Und ich spürte schon jetzt diesen fast nicht unterdrückbaren Wunsch, Max
anzuschreien. Es war schon schlimm genug, wenn Schorsch, unser Dorfpolizist,
blöde Fragen stellte. Aber bei Max war ich viel weniger bereit, mir dumme
Fragen anzuhören. Was meinte er denn, was man mit einem weißen Blecheimer und
einem Schrubber in der Kirche tat? Mir fiel auf, dass unsere wichtigsten
Utensilien noch im Orgelaufgang standen. Vermutlich würden sie jetzt auf
Nimmerwiedersehen in der Asservatenkammer vom Schorsch verschwinden.
    Welcher Idiot war auf die Idee gekommen, eine Kiste mit Knochen
hinter die Erntedankkrone zu schieben? Großmutter würde mir bestimmt heute
Abend erzählen, dass das ein Komplott gegen uns sei. Und dieses eine Mal würde
ich ihr garantiert nicht widersprechen. Da hatte sich irgendjemand den Spaß
gemacht, ausgerechnet dann seine Leiche im Orgelaufgang zu verstecken, wenn wir
dran waren mit Klar-Schiff-Machen.
    Â»Und wieso haben Großmutter und du euch um die Kiste gestritten?«
    Das war genau das, worauf ich eben anspielte. Der Sex zwischen uns
würde extrem leiden, wenn ich dieses Detail erläuterte.
    Â»Sag mal, darfst du mich überhaupt verhören?«, fragte ich deswegen
liebenswürdig. »Nicht, dass sich die ganze Sache ungünstig auf deinen
beruflichen Werdegang auswirkt.«
    Â»Hm«, machte Max liebenswürdig und sah mich wieder an, als würde er
mich demnächst küssen. »Mach dir mal um meinen beruflichen Werdegang keine
Sorgen. Ich bin schon Beamter.«
    Das war das Problem. Ein Beamter musste schon jemanden
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