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Und alles nur der Liebe wegen

Und alles nur der Liebe wegen

Titel: Und alles nur der Liebe wegen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Karin. »Ich habe alles bei mir, ich bin sofort wieder zurück.«
    »Sie haben so etwas bei sich?«
    »Ja.« Karin erhob sich aus der Hocke und zog ihren Bademantel mit einem charmanten Lächeln zusammen. »Ich habe einen Kurs in Erster Hilfe mitgemacht. Beim Roten Kreuz in Köln, das wurde von der Jugendgruppe unserer Pfarrei organisiert.«
    »Sehr vernünftig.« Dr. Hembach tastete über sein geschwollenes Kinn. »Wer sind Sie eigentlich? Karin oder Monika?«
    »Karin, Herr Doktor.« Sie lächelte ihn süß an. »Ich werde Monika sagen, daß wir unsere Namensbroschen auch auf dem Bademantel tragen sollen.«
    »Holen Sie das Pflaster«, sagte Dr. Hembach rauh, »und dann gehen Sie ins Bett und schlafen endlich.«
    Karin rannte davon, und wenig später trug Dr. Hembach auf dem linken Knie ein großes Pflaster. Im Hause schlief alles fest. Karin nickte Dr. Hembach zu und hielt mit beiden Händen den Bademantel zusammen.
    »Sie waren auch im Kino?« fragte Dr. Hembach.
    »Ja. Sie können Monika danach fragen, wir haben nebeneinander gesessen.«
    »Und Sie haben nichts mit dem jungen Mann zu tun, der nachts hier ums Haus schleicht?«
    »Welcher junge Mann?« fragte Karin mit Unschuldsmiene. »Schleicht hier jemand rum?«
    »Gehen Sie endlich schlafen!« Dr. Hembach wandte sich ab. »Ich werde den Fall morgen genau untersuchen.«
    Noch lange stand Karin in der Dunkelheit am offenen Fenster und sah in die Nacht hinaus, zu den Bergen und Wäldern und zu der im Mondschein silbern glitzernden Fläche des Wolfgangsees. Dr. Hembach ist ein netter Mann, dachte sie. Er ist viel netter als alle Männer, die ich bisher gekannt habe. Aber er ist Lehrer. Mein Kursleiter. Warum muß gerade so ein Mann ein Pauker sein?
    Auch Dr. Hembach fand in dieser Nacht keinen Schlaf. Er zündete sich eine Zigarette nach der anderen an, wanderte unruhig in seinem Zimmer hin und her und versuchte, seine aufgewirbelten Gefühle zu besänftigen. Diese Karin Etzel hatte es fertiggebracht, ihn zu verwirren; dabei war sie eine alberne und unreife Tussi, und er war ihr Lehrer. So etwas durfte nicht sein, er mußte sich mit aller Kraft gegen solche Verstrickungen wehren; sie würden ihm beruflich große Schwierigkeiten bringen, ihn bei Vorgesetzten und Kollegen sein Prestige kosten und bei den Schülerinnen seine Autorität.
    Es hätte ihm niemals passieren dürfen, so jung wie er war, an einer Mädchenschule zu landen! Aber nun ließ sich nichts mehr ändern. Er ganz allein hatte darauf zu achten, daß alles in korrekten Bahnen verlief und ihm keinerlei Verfehlung nachgewiesen werden konnte. Aber – verdammt – diese bildschöne, verführerische Karin Etzel …
    Hastig zerdrückte er im Aschenbecher die Zigarette, die er zu rauchen begonnen hatte, ging leise aus dem Zimmer, lief die Treppe hinab und verließ das Haus. Er mußte über sich selbst lächeln. Sicher brauche ich Abkühlung, sagte er sich, woher aber nehmen an einem so warmen Sommerabend? Ohne sich ein Ziel zu setzen, wanderte er durch die Straßen, auf denen sich trotz des späten Abends noch hellwaches Leben tummelte, ging zum Wasser, auf dessen leichten Wellen die Boote schwappten, suchte sich einen abgelegenen Winkel und setzte sich dort auf ein Mäuerchen. Auch hier, am Bootshafen, spielte sich heute nacht das Leben im Freien ab. Von den nahen Booten hörte er Stimmen und Gelächter, von den ferneren Jachten wehten Melodien herüber; überall leuchteten Ketten von bunten Glühbirnen. Erneut zündete er sich eine Zigarette an, und schon bei den ersten Zügen spürte er, wie sich langsam wieder Ruhe und Gelassenheit in ihm ausbreiteten. So ist's recht, alter Hase, dachte er zufrieden, du wirst dich doch nicht so leicht in die Knie zwingen lassen; auch dann nicht, wenn Karin Etzel exakt der gleiche Typ ist wie Susanne …
    Susanne war seine Exfreundin, mit der er während des Studiums zusammengelebt hatte, bis sie ihn plötzlich wegen einer neuen Liebe verließ, von heute auf morgen, ohne Vorwarnung. Damals, von Enttäuschung, Trostlosigkeit und ohnmächtiger Wut gleichermaßen in die Zange genommen, glaubte er, das Glück seines Lebens sei ein für allemal verflogen. Er konzentrierte sich nur noch auf seine Arbeit, schaute nicht nach rechts oder links und vermied jede Gelegenheit, die zu einer neuen Beziehung hätte führen können. Bis heute hatte er durchgehalten – und nun kam so eine Schülerin …
    Gedankenverloren erhob er sich, und während er vorhin im Eilschritt durch die
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