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Und alles nur der Liebe wegen

Und alles nur der Liebe wegen

Titel: Und alles nur der Liebe wegen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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streifte Peter still umher, ritt einmal, spielte Federball, schwamm im Swimmingpool, aß wenig. Ein lieber, stiller, guterzogener Junge, dachten die Erzieher. Am Abend studierte er wieder die alte Autokarte.
    Am nächsten Morgen war Peters Bett leer. Niemand hatte ihn in der Nacht weggehen sehen.
    Im ›Kral‹, der Pension Sonneck, wartete Studienrat Dr. Hembach auf die letzten seiner Schutzbefohlenen. Die Gruppe, die ein Stück am See spazierengegangen war und das Feuerwerk des Seefestes bewundert hatte, war schon im Haus, es fehlten nur noch die Kinogänger. Erst wenn alle Mädchen in der Pension waren, ging Dr. Hembach zu Bett. Er kontrollierte selbst, ob die Tür abgeschlossen war. Mit Mädchen in diesem Alter hatte er schon die tollsten Erfahrungen gemacht. Mit einer zehnten Klasse hatte er eine Studienfahrt nach England gemacht. Dreimal mußte er junge Burschen aus dem Efeu an der Schloßmauer holen, wo sie versucht hatten, zu den Fenstern der Mädchenzimmer hochzuklettern.
    Zuerst, allein, traf Monika Etzel ein. Sie grüßte und ging zur Treppe. Dr. Hembach sah von seiner Zeitung hoch; er saß in der Diele und trank eine Karaffe Gumpoldskirchner, um sich das Warten angenehmer zu vertreiben. »Wo waren Sie?« fragte er.
    »Im Kino, Herr Doktor.« Monika hatte es eilig, die Treppe hinaufzukommen. Dr. Hembach blickte ihr nach. Sie ist ein wenig verstört, dachte er. Was wurde denn überhaupt im Kino gespielt? Er drehte die Zeitung um und überflog die Kinoanzeigen. Ein Musikfilm, okay.
    Er stand auf und ging in die Küche, um sich ein Hörnchen geben zu lassen. Als er in die Halle zurückkam, sah er gerade Karin auf der Treppe. Er hielt sie für Monika. Ihre Haare waren durcheinander, ihr Atem flog. Sie muß schnell gelaufen sein, dachte er. »Haben Sie etwas vergessen, Monika?« fragte er und setzte sich zu seinem Wein.
    »Nein!« erwiderte Karin geistesgegenwärtig. »Aber Erika hatte ihre Schuhe im Sportraum. Ich habe sie ihr geholt, sie konnte nämlich nicht – sie steht unter der Brause.«
    Dr. Hembach nickte. »Wissen Sie, wo Ihre Schwester ist?«
    »Karin? Im Kino«, meinte Karin unbefangen.
    »Das ist doch jetzt längst aus!«
    »Vielleicht bummelt sie noch etwas?«
    »Unpünktlichkeit werde ich ihr abgewöhnen. Mit Ihrer Schwester hat man dauernd Zoff, Monika. Sie sind ganz anders.«
    »Ich bin auch eine halbe Stunde jünger – schon damals hat sich Karin immer vorgedrängt!« Sie lachte und lief die Treppe hinauf.
    Um Mitternacht saß Dr. Hembach noch immer in der Halle. Er war nervös, rauchte hastig und sah immer wieder auf die Uhr. Was er befürchtet hatte, war eingetreten: Karin Etzel war nicht nach Hause gekommen! Was tun? fragte er sich. Ich kann nicht die Polizei anrufen, das gäbe einen Skandal. Aber ich kann auch nicht untätig hier herumsitzen. Aber soll ich durch St. Wolfgang rennen und alle Lokale inspizieren? Soll ich die Büsche am Seeufer absuchen? Bei diesem Gedanken stockte ihm das Herz. O Gott, dachte er, wie soll ich das je verantworten?
    Er unternahm einen Versuch, nur um sich zu sagen, daß er nichts unterlassen hatte, obgleich er diesen Versuch für sinnlos hielt: Er ging von Zimmer zu Zimmer, öffnete die Türen einen Spalt und sah hinein. In den Betten lagen die Mädchen und schliefen. Ein Duft von Parfüm wehte aus jedem Zimmer. Dr. Hembach lief weiter. Jedes Bett belegt! Keine fehlte. Nur bei Zimmer 11, da würde ein Bett leer sein. Mit einem Seufzer öffnete er die Tür von Nummer 11. Und dann blieb er überrascht stehen: Kein leeres Bett! An der Wand, hintereinander, zwei hübsche Mädchenköpfe mit aufgelösten, langen blonden Haaren. Er trat in das halbdunkle Zimmer. Mondschein fiel schräg durch das offene Fenster. Ganz leise hörte man das Plätschern des Sees. Ich kann mich doch nicht geirrt haben, dachte er. Nur ein Etzel-Mädchen ist nach Hause gekommen! Wie kommt Karin jetzt ins Bett? Das werden wir morgen untersuchen! Er trat an die beiden Betten und sah auf den ersten blonden Mädchenkopf hinab. Es war Karin.
    »Können Sie auch nicht schlafen?« flüsterte sie.
    Dr. Hembach zuckte zusammen.
    »Das macht der Mond. Man träumt mit offenen Augen …«
    »Dann machen Sie die Augen zu!« sagte der Lehrer heiser. Er sah an dem langen Bein vorbei, das Karin aus dem Bett in den Mondschein streckte. »Wo waren Sie?«
    »Im Kino.«
    »Schlafen Sie jetzt.« Leise verließ er das Zimmer und schloß die Tür. Gott sei Dank, dachte er, sie sind alle da!
    In dieser Nacht stand
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