Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und abends etwas Liebe

Und abends etwas Liebe

Titel: Und abends etwas Liebe
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
konnte nahe an das Schulgebäude heranfahren, weil ein breites, frischgepflügtes Feld die Zufahrt von der Straße her versperrte. Sämtliche Wagen mußten daher auf der Straße, in einiger Entfernung vom Schulgebäude, geparkt werden. Der Lärm hielt unvermindert an. Eher nahm er noch zu, und plötzlich war Larry nicht mehr der strahlende Mittelpunkt für den Abgeordneten. Das Lächeln auf ihrem Gesicht erfror, und sie wandte sich mir zu. »Diese Kinder«, war alles, was sie herausbrachte, aber das genügte mir.
    Ohne jede Hemmung entledigte ich mich meiner kleinen Tochter und stürzte mich wild entschlossen in die Menschenmenge, um mir meinen Weg nach draußen wie ein Rugby-Spieler freizukämpfen. Kaum nötig, noch zu erzählen, wer die Übeltäter waren. In der ganzen Gegend gab es nur zwei Kinder, die die Fähigkeit besaßen, in fremde Autos einzusteigen und sich dort so zu betätigen, daß die ganze Welt erfahren konnte, wo sie sich aufhielten.
    Von dem Gehweg des Schulgebäudes weg stürzte ich mich mit einem großen Satz mitten in den Staub der Furchen. Die überraschten und entsetzten Gesichter unserer ortsfremden Gäste kümmerten mich dabei nur sehr wenig. Paul hatte sich der wilden Jagd angeschlossen.
    Es schien mir, als brauche es Jahre, das große Vorfeld zu überqueren, und unter anderen Umständen hätte ich eine kleine Pause eingelegt und nach Luft geschnappt. Paul überholte mich wortlos, aber ich blieb an der Spitze der restlichen Meute. Als ich mir einen Moment erlaubte, einmal kurz über die Schulter zu blicken, sah ich, daß die ganze Gesellschaft sich aufgelöst hatte. Der ganze Verein rannte uns nach, über den Köpfen wirbelten riesige Staubwolken auf. Eigentlich war es für mich ein wenig enttäuschend, daß Larry, eine erstklassige Läuferin, von der ich auf der Stelle die vollste Unterstützung erwartet hatte, so weit zurücklag. Augenscheinlich hinderte sie die Rücksicht auf den Abgeordneten an einer besseren, sportlichen Leistung. Seine Figur bot sich nicht gerade für ein Querfeldeinrennen über einen frisch gepflügten Acker an.
    Mindestens dreißig Wagen mußten entlang dem Gitter abgestellt sein. Aber mit einer teuflischen Gelassenheit hatte Christopher sich den Wagen des Abgeordneten für seine Experimente ausgesucht. Christina dagegen mußte sich mit dem gepflegten Wagen von Mrs. Willis zufriedengeben. Ich konnte ihren kleinen Lockenkopf gerade noch oberhalb des Steuerrads erkennen. Hinter dem geschlossenen Fenster des Wagen des Abgeordneten zeigte sich das verzückte, glückliche Gesicht meines Sohnes.
    Als ich ihn wieder einholte, keuchte Paul mir zu: »Um Gottes willen, stecken da etwa auch noch die Schlüssel drin?«
    Ich betete im stillen, erwartete aber jeden Augenblick zu sehen, wie die Wagen einen Satz nach vorne auf das neue Gitter zu machen würden, vorne völlig verbeult, sich überschlagen und unsere Nachkommen töten würden. Aber die Autobesitzer waren so umsichtig gewesen, die Zündschlüssel nicht steckenzulassen, obwohl die Wagentüren nicht verschlossen waren. Christina und Christopher konnten also nicht mehr als die Hupen betätigen, die Radios einschalten, die Heizungen anstellen, die Scheibenwischer laufen lassen und alle Lichter einschalten. Kaum nötig, noch zu sagen, daß sie alle diese netten Dinge auch in Gang gesetzt hatten.
    Es handelte sich um phantastische Hupen, die meiner Meinung nach dazu geschaffen waren, dem Fahrer über Meilen hinweg Gehör zu verschaffen. Ihr Lärm war ohrenbetäubend, vor allem weil sie im Wettstreit miteinander lagen. Paul erreichte den Wagen des Abgeordneten, riß an dem Türgriff, hatte aber kein Glück. Die Wagentür öffnete sich nicht. Er gestikulierte wie verrückt und schrie in der höchsten Tonlage, über die er verfügte: »Mach die Tür auf. Und zwar auf der Stelle!«
    Es war einfach unmöglich für Christopher, bei dem Lärm der Hupe auch nur ein Wort zu hören. Aber plötzlich schaute er durch das Seitenfenster und erkannte seine vor Wut rasenden Eltern. Er zeigte sich ziemlich entsetzt und zog seine Hand, oder seinen Fuß, oder womit immer er auf die Hupe drückte, sofort zurück und starrte Paul an wie ein hypnotisiertes Kaninchen. Der wiederum gab sich einer völlig fruchtlosen Pantomime hemmungsloser Wut hin. Und noch einmal versuchte er sich an der Wagentür, die auch diesmal nicht nachgab und verschlossen zu sein schien. Durch irgendeinen unmenschlichen Zufall hatte das Kind eine Feder oder sonst ein Patent
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher