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umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)
Autoren: Minck
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finnischen Filmen wohl auch sagen?
    Es gab nur einen Weg, das herauszufinden – ich musste einen Finnen fragen.
    »Kai-Uwe, kann ich mal dein Auto haben?«
    »Also, weißt du … Mir ist das nicht so richtig … Also der zweite Gang klemmt und …«
    »Hab schon verstanden. Ruf mir ein Taxi.«
    »Wo willst du denn hin?«
    »Weg.«
    »Ja, wie? Weg? Abendroth, red nicht in Rätseln. Das geht mir auf den Keks.«
    »Gib mir das Telefon. Was war eigentlich mit dir und Rita? Hm?«
    Kai-Uwe verzog das Gesicht und stellte das Telefon vor mich auf die Theke. Ich wählte die Nummer der Taxizentrale und bestellte einen Wagen.
    Dr. Thoma trampelte auf seinem Kissen herum und machte einen Buckel. Dann drehte er sich zweimal um die eigene Achse und präsentierte mir sein Hinterteil.
    »Weißt du was, Dr. Thoma? Du kannst mich mal.«
    Sein rechtes Ohr zitterte.
    »Kaum lässt man dich mal drei Tage alleine, läufst du mit fliegenden Fahnen über. Ich dachte, wir wären Freunde.«
    Er schlug mit der Schwanzspitze auf das Kissen ein.
    Draußen fuhr das Taxi vor.
    Ich wollte den Wodka bezahlen, aber Kai-Uwe war in der Küche verschwunden. Ich ging zum Vertiko und kraulte den Kater hinter den Ohren. Er fauchte leise.
    »Weißt du eigentlich, dass ich fast 17-mal so schwer und so groß bin wie du? Wenn ich wollte, könnte ich dich jetzt wie ein Sumoringer von der Matte schubsen. Und überhaupt, für wen mach ich denn das alles hier? Ich reiß mir den Arsch auf, unter anderem auch für dein Kittykotz. Denk mal drüber nach.«
    Dr. Thoma schlug mit ausgefahrenen Krallen nach mir, aber ich drehte mich um und ging stracks aus der Tür. Wenn Kai-Uwe kein Geld wollte – an mir sollte es nicht liegen.
    Ich war kaum einen Meter weit gekommen, da flog die Tür hinter mir auf, und Raoul rief: »Er meinte dasse nich so.«
    »Wer?«
    »El Doctor. Er machte sich Sorge um dich. Jede Nacht, er hatte gesess an das Kuchenfenster … Wach, die ganze Nacht. Fast er hätte verloren Gewicht.«
    »Sag mal, Raoul, bist du meschugge? Dr. Thoma? Gewicht verloren?«
    »Maggie, wo gehst du hin? Was ist mit El Doctor?«
    »Jemanden besuchen. Ich komm ja wieder.«
    »Warte. Moment.«
    Er flitzte zurück in die Kneipe. Ein paar Sekunden später öffnete sich das kleine Küchenfenster neben dem Eingang, und Raoul hielt mir eine weiße Papiertüte entgegen. »Deine Sorpresa.«
    »Was?«
    »Nimm.«
    »Danke, Raoul.« Ich faltete die Tüte auf und steckte meine Nase hinein. »Riecht gut.«
    »Schmeckt gut. Reichte für zwei.«
    Als ich ins Taxi stieg, drehte sich der Fahrer um. Kieslowski höchstselbst. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
    »Ah, die Heldin. Wo darf es denn hingehen?«
    »Zu ›Bestattungen Abendroth‹. Und pronto bitte.«
    »Neues Business? Das nenn ich mal einen Aufstieg.«
    »Weißt du was, Kieslowski? Halt die Klappe und fahr, sonst bist du in zehn Minuten der nächste Kunde für mein neues Business.«
    »Gott, wie witzig.«
    »Ich kenn Leute, die drüber lachen.«
    Er wollte den Taxameter einschalten, aber ich klopfte ihm auf die Schulter. »Lass das mal schön sein. Die Versicherung zahlt dir mehr für die kaputte Karre, als sie je wert war. Das sollte bis Wiemelhausen reichen.«
    »Du spinnst wohl!«
    »Ja, und wie. Weißt du, in meinem Kopf ist seit der Kaltwasserspülung einiges durcheinander. Ich könnt ja Elli anrufen, mal hören, was die dazu sagt.«
    »Wozu? Dass du meinen Wagen plattgefahren hast?«
    »Pass mal schön auf: Ich bescher dir den brillantesten Totalschaden aller Zeiten …«
    »Ach, hör doch auf.«
    »Hör du endlich auf, rumzumeckern, und fahr.«
    Kieslowski schnaubte, und wir schlidderten los. Ich schnallte mich an, packte Raouls Carepaket aus und genoss kauend die Schlittenfahrt durch das verschneite, glitzernde Bochum. Besser kann es in St. Petersburg grad auch nicht aussehen.
    »Kieslowski … fahr nicht so schnell. Ich will heile ankommen.«
    »Dann bestell dir dat nächste Mal ’ne russische Troika.«
    Ha, ha, selten so gelacht.
    Kurz vor Wiemelhausen kontrollierte ich mein Make-up im Schminkspiegel des Abendtäschchens und zog mir die Lippen nach. Wilma hatte mir in mühevoller Arbeit mehrere Lagen Make-up aufs Gesicht verteilt, um die sechs Stiche auf meiner linken Wange wenigstens so zu kaschieren, dass ich nicht mehr aussah wie Frankensteins Braut. Ein Stich mehr, und ich wäre meiner eigenen Rechnung nach eine Heldin gewesen. Der Arzt hatte gesagt, dass man in drei Wochen nichts mehr von der
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