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umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)
Autoren: Minck
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zum Aufbruch. Er guckte auf seine Uhr und wieder zur Tür.
    Rudi, im schwarzen Bestatteranzug, den er zur Feier des Tages mit einem bunten Einstecktuch aufgepeppt hatte, stand neben dem Vertiko und klappte sein Handy zu.
    »Was ist los? Wo ist Matti?«, fragte Wilma. Rudi schüttelte den Kopf. »Er kommt nicht mit. Er hat noch zu tun.«
    »Der alte Spaßverderber. Hey, Leute, wir können fahren. Los, verteilt euch auf die Autos«, befahl sie.
    Alle tranken die Reste aus ihren Gläsern, zupften ihre Schals zurecht und bewegten sich in Richtung Ausgang. Elli, in einem neuen Ensemble Mauve in Mauve ohne Pudel auf dem Arm, wirkte auf eine seltsame Art und Weise unvollständig. Sie hatte noch eine Lage Make-up mehr aufgelegt, um ihre verheulten Augen zu kaschieren. Sie winkte Kai-Uwe zum Abschied zu, aber ihr Lächeln wirkte nicht echt. Dr. Thoma gähnte.
    »Was hat Matti denn um diese Uhrzeit noch zu tun?«, fragte ich Rudi. »Ich dachte, er wollte mitkommen?«
    »Weiß ich doch nicht. Wenn er sagt, er hat was zu tun, dann wird es wohl so sein.«
    Rudi hakte sich bei Mia unter, und die beiden schoben fröhlich aus der Tür. Wilma, Carmen und Dr. Herzig folgten ihnen. Ich hörte, wie Berti draußen die Belegung der Wagen organisierte. Winnie bekam sein Wechselgeld zurück. Ich bestellte mir noch einen Wodka. Kai-Uwe guckte mich fragend an.
    »Ja, was ist, Maître? Ich hätte gerne noch einen. Oder ist der Wodka aus?«
    »Nein. Wenn du willst. Bitte schön.«
    »Dann her damit, und guck nicht so blöd.«
    Bevor Kai-Uwe antworten konnte, mischte Winnie sich ein: »Hey, Miss Marple, es ist Zeit, zu fahren.«
    Ich starrte den Kater an und sagte: »Ich komm nicht mit. Grüß Nikolaj von mir, und noch mal toi, toi, toi.«
    »Warum? Was ist los?«
    »Ich will einfach nicht.«
    Draußen wurde schon gehupt.
    »Ist alles in Ordnung oder …?«
    »Ja, es ist alles in Ordnung, Winnie.«
    »Wirklich? Kann ich dich hier alleine lassen?« Er guckte Kai-Uwe an, der zuckte nur die Schultern. »Ich lass mich gerne noch ein bisschen von der kleinen Kaiserin Bokassa doof anmachen. Ist im Preis inbegriffen.«
    Ich drehte mich von der Theke weg und sagte zu Winnie: »Ja, Kai-Uwe ist Masochist genug. Geh und mach die Tür zu.«
    »Du bittest mich grad um was?«
    »Genau.«
    »Okay.« Winnie hauchte mir einen Kuss auf die Wangen. »Und fahr die Krallen ein«, sagte er. »Und falls du vorhast, zu Matti zu fahren … Bitte, sei nett, ja?«
    »Verschwinde endlich und knutsch deinen Baryschnikow.«
    »Und du deinen Häkkinnen«, feixte Winnie und beeilte sich, aus der Tür zu kommen.
    Kai-Uwe hatte unseren kleinen Schlagabtausch verfolgt. Ich konnte förmlich sehen, wie das Fragezeichen über seiner Stirn immer größer wurde.
    Bevor Hasselbrink den Mund aufmachen konnte, gebot ich ihm mit erhobenem Abendtäschchen Einhalt. Er klappte den Mund wieder zu. Ich trank meinen Wodka auf ex.
    »Tolles Täschchen«, sagte Kai-Uwe beleidigt. »Von Wilma geliehen?«
    »Alles von Wilma geliehen, falls du es genau wissen willst. Bis auf das Abendkleid – ein Original von Heinz Oestergaard, 1967. Das hat Mia mir geborgt.«
    Und wenn du wüsstest, was ich in dem Täschchen habe …
    Wilma hatte mir das Handy mitgebracht, als sie mich vom Krankenhaus abgeholt hatte. Kaum, dass sie durch die Tür gesaust war, hielt ich mein verloren geglaubtes Diensthandy in der Hand.
    »Was soll ich damit? Das gehört Kieslowski«, hatte ich gesagt.
    »Er denkt, es ist weg. Winnie hat es sichergestellt. Du hattest es noch in der Hand, als sie dich in den Krankenwagen geschoben haben.«
    »Und was soll ich jetzt damit? Skurriles Andenken an meine Nahtoderfahrung?«
    »Hör’s dir an.«
    »Was?«
    Wilma hatte mir das Handy wieder weggenommen, auf Wiedergabe gedrückt und mir ans Ohr gehalten.
    »Du hast das aufgezeichnet. Versehentlich, denke ich mal, oder?«
    Ich hörte mein letztes Flehen und dann … Mattis Stimme. Dieser abhackte Satz, durchsetzt von Knistern und Aussetzern.
    »Weiteratmen, Maggie«, hatte Wilma gesagt. »Einfach weiteratmen.«
    »Weiß Matti davon? Ich meine, dass das aufgezeichnet worden ist?«
    »Ich glaube nicht.«
    Bis jetzt hatte ich mir die Aufzeichnung nicht noch einmal angehört, aber ich musste ständig darüber nachdenken, ob die abgehackten Worte das sagten, was ich mir zusammenreimte. Und wenn es so war, wie ich dachte? Dann wäre der Moment gekommen, wo Frauen in Filmen für gewöhnlich sagen: ›Du, wir müssen mal reden.‹ Ob sie das in
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