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umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)
Autoren: Minck
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Frösche aufgeblasen.«
    »Ja, dabei ist es nicht geblieben. Also, Elvis’ Karriere als Bankräuber, da war er übrigens erst 17 Jahre alt: Herne, vier Maskierte überfallen die Sparkasse in der Fußgängerzone; die Räuber werden ein paar Minuten später geschnappt, weil der Fluchtwagen nicht angesprungen ist. Elvis war der Einzige, der zu Fuß entkommen konnte. Er ist nie verurteilt worden. Seine Kumpels haben ihn zwar schwer belastet, aber man konnte ihm nichts nachweisen.«
    »Und warum ist der Wagen nicht angesprungen? Kaputt?«
    »Nee«, sagte Winnie, »der Tank war leer. Einer der Räuber hat ausgesagt, dass sie gedacht hatten, wenn sie erst mal die Kohle haben …«
    »Das glaub ich nicht. Das ist doch Seemannsgarn. So, wie die Spinne in der Yucca-Palme.«
    Winnie schüttelte grinsend den Kopf und steckte sich einen Brause-Buddha in den Mund.
    »Nein, das ist alles wahr. Und du wirst es nicht glauben, am Steinenhaus, mitten auf der Kreuzung, ist ihm der Cadillac verreckt. Tank leer. Der wird einfach nicht schlau.«
    »Und wegen der ganzen Kacke gehen drei Menschen und ein Hund drauf? Und ich auch fast? Und Matti und du auch!«
    »Tja, Dinge passieren.«
    »Ph! Und die Heckel?«
    »Sieht dreißig Jahre älter aus, sagt aber kein Wort. Aber das kommt noch – Seidel wird sich in altbewährter Art drum kümmern.«
    »Kann ich deine Dienstwaffe haben? Ich hab das dringende Bedürfnis, ein paar Leuten die Birne wegzuballern.«
    »Stell dich hinten an, Frau Abendroth, Berti hat die älteren Rechte.«
    »Dann ruf wenigstens den Arzt.«
    »Ist dir nicht gut?«
    »Ich will das alles vergessen. Ehrlich. Egal, was die dafür in der Apotheke zusammenpanschen müssen.«
    »Ich fürchte, es wird was Illegales dabei herauskommen. Schlaf lieber noch ein bisschen. Wilma kommt heute Abend und holt dich ab. Und morgen fahren wir alle zusammen zu Nikolajs Premiere nach Amsterdam. Wir treffen uns um drei im Café Madrid.«
    »Tun wir das? Wir alle?«
    »Ja, das tun wir. Berti besteht darauf.«
    »Ich kann bestimmt nicht schlafen. Nach allem, was du grad erzählt hast.«
    »Wäre aber besser für dich. Du hast eine Menge zu verarbeiten, sagt der Arzt. Und zur Beruhigung: Der Herzig hat die Verteidigung von Elvis abgelehnt.«
    »Na, super. Wenigstens eine gute Nachricht.«
    Ich nahm mir einen Brause-Buddha. Litschie-Geschmack – nicht gerade die Droge, die mich ins Land des Vergessens schicken würde. Ich guckte aus dem Fenster. Der kleine Schneemann mit roter Schwefelhölzchennase hatte sich in eine formlose weiße Masse verwandelt. In ein paar Minuten würde man nichts mehr von ihm sehen.
    »Und du? Wie wirst du mit so ’nem Irrsinn fertig?«, fragte ich Winnie.
    »Ich? Ich fahr nach Hause und mach die Tür hinter mir zu.«

25
    Ich stand im geliehenen schwarzen Abendkleid mit grauem Samtcape, frisch frisierten Haaren und in Wilmas schwarzen Knöpfstiefeln im Café Madrid an der Theke und schaute seit zwanzig Minuten meinem Kater Dr. Thoma dabei zu, wie er seine Performance ›Ich-ignoriere-dich-bis-du-heulst‹ für mich gab. Er hatte sich von Winnie streicheln lassen, von Rudi, von Oma Berti, von allen. Nur von mir nicht. Er hatte mir alle Krallen gezeigt, bevor er sich fauchend auf sein rotes Kissen zurückgezogen hatte. Das Kissen, hatte Raoul mir erklärt, hatte Kai-Uwe selbst neben die warme Stereoanlage, die auf einem alten Vertiko neben der Theke stand, für ihn hingelegt. Na, dann war ja alles klar. Dr. Thoma hatte einen neuen Job als Kneipenkater und DJ und starrte mich an.
    Ich stärkte mich für dieses Duell mit einem Wodka auf Eis und hatte noch keinmal geblinzelt. Aber der Kater war gut in Form und bewegte sich kein bisschen. Seine Augen sprühten Funken. Blinzel endlich, du Mistvieh, dann kann ich wieder woanders hingucken.
    Raoul teilte Wegzehrung aus. »Amsterdam Sorpresa«, wie er jedem mitteilte, dem er die kleine Papiertüte in die Hand drückte. Berti verstaute die Carepakete in einem großen Korb und trieb ihre Schäfchen zusammen. Es war Zeit, aufzubrechen, wenn wir zur Premiere von Viel Lärm um Nichts in der Kletzmer-Fassung von Nikolaj Andrejewitsch Besuchow pünktlich sein wollten. Winnie hatte während der letzten halben Stunde mehrmals mit Nikolaj telefoniert und ihn beruhigt, dass wir auf dem Weg seien. Ich hatte Nikolaj toi, toi, toi gewünscht und gelogen, als ich sagte, der alte Saab von Winnie würde sich nun mal so anhören wie eine Kneipe. Aber ganz allmählich drängte jetzt auch Winnie
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