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Umgang mit Groessen - Meine Lieblingsdichter - und andere - Herausgegeben und mit einem Nachwort von Karl Heinz Bittel

Umgang mit Groessen - Meine Lieblingsdichter - und andere - Herausgegeben und mit einem Nachwort von Karl Heinz Bittel

Titel: Umgang mit Groessen - Meine Lieblingsdichter - und andere - Herausgegeben und mit einem Nachwort von Karl Heinz Bittel
Autoren: Walter Kempowski
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flüchtete sich in Betäubungen jeder Art. Ein Autounfall, unter Alkoholeinfluß verursacht, ein Auftritt vor Gericht, wo er in kurzen Hosen erschien, eine Veranstaltung in einem College, bei dem er von der Bühne geführt werden mußte … Das Ende vom Lied waren Entziehungskuren.

    Ein Interview, das Andy Warhol 1973 mit ihm führte, gibt es als Buch auch bei uns zu kaufen. 8 Ein abstruses Dokument, lustig zuzuhören, wie sie sich über Hautprobleme unterhalten, über die Brüste von Bianca Jagger, die »kitschigen« Bilder von Dalí und sich Fotos von Mördern ansehen, im Oak Room des Plaza Hotels Daiquiri on the Rocks plus weißen Rum extra trinken, bis der Pop-Art-Künstler nach Hause muß, seinen Hund füttern.

Lewis Carroll
    Lewis Carroll, der Autor von »Alice im Wunderland« hieß eigentlich Charles Lutwidge Dodgson und war Mathematikprofessor am Christ College in Oxford.
    Er wurde 1832 als Sohn eines Vikars in Daresbury, Cheshire, geboren. Sein Vater wurde später Archidiakon von Richmond. Charles Dodgson hatte zehn Geschwister, die er in der Landeinsamkeit durch selbsterfundene Spiele unterhielt. Er baute ein Marionettentheater und schrieb die Stücke dazu. Einmal hat er im Garten des Pfarrhauses eine Eisenbahnstrecke mit Bahnhöfen verlegt.
    In der Schule trat er mit ungewöhnlicher Begabung hervor, gewann einen Preis nach dem anderen, so daß seinem Vater bedeutet wurde, er müsse wohl für den Sohn eine große Karriere ins Auge fassen. In den Ferien gab er zum eigenen Vergnügen Zeitschriften mit Nonsensgeschichten und humoristischen Illustrationen heraus.
    Auch auf der Universität erhielt er Auszeichnungen und Stipendien, die ihn bald zu langweilen begannen: »There seems to be no end of it. If I had shot the Dean I could
hardly have had more said about it.« Neben der Lehrtätigkeit war er als Diakon ordiniert, mußte unverheiratet leben, erhielt aber nie die Priesterweihe, vielleicht weil er einen Sprachfehler hatte und stotterte. Bis zu seinem Tod führte er ein ereignisloses Leben als Junggeselle und Sonderling. Nur einmal ist er mit einem Kollegen nach Rußland gereist.
    Am 4. Juli 1862 hat er den drei kleinen Töchtern des Dekans Liddell bei einem Ausflug erstmals das Märchen erzählt, das später unter dem Titel »Alice’s Adventures in Wonderland« weltberühmt wurde. Die zehnjährige Alice Liddell wurde zum Vorbild für die Titelheldin und ihre Traumabenteuer, in denen sie ins Wunderland am Mittelpunkt der Erde versetzt wird, geführt von einem weißen Kaninchen, und skurrilen Phantasiewesen begegnet, bis sich Traum und Realität bei der Gerichtsverhandlung am Hof des Kartenkönigs so sehr verwirrt haben, daß sie erwacht.
    Das Buch erschien 1865 in zweitausend Exemplaren. Dodgson gab etliche Exemplare an Krankenhäuser und andere soziale Einrichtungen, einige gelangten sogar nach Amerika. Sechs Jahre später hat er unter dem Titel »Through the Looking-Glass« (dt.: »Alice hinter den Spiegeln«) eine Fortsetzung geschrieben.
    Dodgson richtete sich ein Studio ein und fotografierte viele Zelebritäten seiner Zeit, aber auch seine kleinen Freundinnen. Nach heutigem Verständnis wäre er wahrscheinlich
als Sittenstrolch verhaftet und zu zwanzig Jahren Zuchthaus verurteilt worden.
    Er arbeitete weiter hart an seinen mathematischen Veröffentlichungen, unterhielt eine ausgedehnte Korrespondenz zu fachwissenschaftlichen Fragen, schrieb daneben Parodien und Nonsensgedichte, erfand ununterbrochen Puzzles und erprobte ein System zur Erinnerung von Namen und Daten, eine Möglichkeit, um im Dunkeln zu schreiben, und verbesserte das Backgammonspiel. Für seine kleinen Freunde hielt er immer Spielzeug jeder Art parat. In Guildford ist er an Influenza gestorben.

Louis-Ferdinand Céline
    Dr. Louis-Ferdinand Destouches, der sich nach dem Mädchennamen seiner Mutter »Céline« nannte: von allen französischen Schriftstellern steht er mir am nächsten, dieser gehetzte, wohl immer etwas unsaubere Armenarzt, der nie Rechnungen schrieb, voll Haß gegen alle Welt. »Tod auf Kredit« war das erste Buch, das ich von ihm las; als Rowohlt-Autor (1969!) bekam ich es von meinem Lektor ins Haus geschickt, zu Bildungszwecken.
    Célines Stakkatostil steckte an … Natürlich habe ich in der Folgezeit mehr Pünktchen gemacht, als normal gewesen wäre – er streute sie über seine Manuskripte aus –, der Lektor machte mich darauf aufmerksam. Wer diesen Roman noch nicht gelesen hat, sollte es schleunigst nachholen.
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