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Um Mitternacht am schwarzen Fluß

Um Mitternacht am schwarzen Fluß

Titel: Um Mitternacht am schwarzen Fluß
Autoren: Stefan Wolf
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schlafen. Die drei Wänster machen bestimmt keinen Aufstand.“
    „Er hat nicht geglaubt, daß die Leute
in Genua die vier Waffen geklaut haben.“
    „Nee, hat er nicht. Aber das ist egal.
Sieh mal, was er macht.“
    Muhson öffnete den vornliegenden
Kofferraum und wühlte drin herum. In einer Hand hielt er die beiden Waffen
sowie die Munitionsschachteln.
    Als er ein Versteck leergeräumt hatte,
legte er alles hinein. Dann schloß er den Deckel und glitt hinters Lenkrad. Für
einen Moment redete er mit Jessica. Endlich dröhnte der Motor auf. Der Porsche
wendete im hohen Gras und fuhr zurück.
    „Wenn er an einem Baum landet“, meinte
Werdy, „und man die Waffen bei ihm findet, ist er dran. Anhand der
eingestanzten Seriennummern können die Bullen leicht feststellen, woher die
Schießeisen stammen.“
    „Das gilt auch für unsere.“
    „Klar. Aber wir haben sie besser
versteckt. Unterm Käse.“

6. Wo ist Oskar?
     
    Nanu! dachte Tim. Darf der denn hier
fahren?
    Verblüfft sah er dem Lastzug entgegen.
Das Ungetüm näherte sich ihnen, und weder rechts noch links reichte der Raum,
um im Sattel zu bleiben.
    Tim und Klößchen wichen unter die
Zweige aus, samt ihrer Drahtesel.
    Der Brummi-Fahrer hatte das Tempo
gedrosselt. Fast im Schritt fuhr er an ihnen vorbei.
    Für einen Moment sah Tim hinter der
Seitenscheibe ein wohlgenährtes Klopsgesicht mit blonder Borstenfrisur. Dann
war der Lebensmittel-Transporter vorbei. Er beschleunigte und verschwand hinter
der Biegung.
    „Völlig klar.“ Klößchen grinste. „Der
Brummi hat das Fleisch für unser Grillfest angeliefert. Na ja, das muß man Jan
lassen: Er weiß, daß ich essen kann.“
    Wer weiß, ob es dazu kommt, dachte Tim.
    Das plattgewalzte Fahrrad beschäftigte
ihn. Gehörte es Tanja? Was war passiert? Unruhe nistete in seinen Gedanken. Das
Grillfleisch interessierte ihn wenig.
    Sie fuhren weiter, erreichten die
Abzweigung und wenig später den See.
    Dort, wo einige Wagen parkten — darunter
auch ein signalroter Porsche lehnten zwei Tretmühlen an der Hauswand. Tim sah
sofort, daß sie Gaby und Karl gehörten. Tanjas Rad war nicht dabei. Also doch!
    Er machte seinen Freund darauf
aufmerksam, während sie ihre Räder abstellten.
    „Au Backe!“ meinte Klößchen und wandte
sich von seinem Rad ab.
    Er merkte nicht, daß sich der
umgekrempelte Aufschlag seiner Jeans an der Pedale verfing. Mit der
Beinbewegung riß er sein Rad um. Es fiel ihm ins Kreuz. Erschrocken sprang er
vorwärts, und sein Rad kippte auf den Porsche.
    ...kkkkrrrreeeeng...
    Die beiden — so unterschiedlichen — Fahrzeuge
gaben metallische Geräusche von sich. Bedrohlich klang das nicht, auch nicht
nach großem Schaden — aber es war weithin zu hören.
    „Au Backe!“ meinte Klößchen besorgt. „Hoffentlich
ist mein Rad heil geblieben.“
    Er übereilte nichts, schickte sich aber
an, seinen Drahtesel vom — vornliegenden — Kofferraum des Sportwagens
herunterzupflücken.
    Im selben Moment kam der Mann um die
Ecke: feist, massig, mit tomatenrotem Grobgesicht über dem Kragen. Er kam mit
affenartiger Geschwindigkeit.
    Der Parkplatzwächter, dachte Tim, ist
das nicht. Eher der Porsche-Besitzer. Und wütend.
    Sein Schrei hallte über den See. Der
Mann sah rot. Ohne Warnung warf er sich auf Klößchen. Der wurde am Hemd
gepackt, herumgerissen und gegen die Hauswand gestoßen.
    Blitzschnell ging das alles. Klößchen
konnte nicht mal die Arme hochreißen, als schon zwei Ohrfeigen klatschend bei
ihm einschlugen.
    Klößchen plärrte; und Grobgesicht holte
aus zum dritten Schlag.
    Aber jetzt stand Tim hinter ihm. Des
Grobians ausgestreckter Arm wurde als Hebel benutzt.
    Notwehr! dachte Tim. Und half nach mit
einem leichten Kick in Grobgesichts Kniekehle, während er den Kerl rücklings zu
Boden warf.
    Staub wölkte auf, als der Typ auf den
Hintern knallte. Er hätte sich noch weiter gestreckt und dabei den Hinterkopf
beschädigt. Aber Tim verhinderte das, indem er ihn auffing.
    Sitzend gab der Mann einen ächzenden
Laut von sich. Bestimmt schmerzte sein Steißbein. Vielleicht mußte er die
nächsten Nächte in Bauchlage verbringen.
    „Ist der wahnsinnig?“ schrie Klößchen. „Der
wollte mich umbringen.“
    „Das ist Absicht!“ schrie der Mann. „Ihr
habt das abgesprochen. Ihr wollt meinen Wagen zerstören. Ihr verdammtes
Gesindel!“
    „Was ist los?“ fragte Tim und stellte
sich neben ihm auf. „Sind Sie betrunken? Meinem Freund ist das Rad umgefallen.
Es liegt auf Ihrem Wagen.
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