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Um Leben Und Tod

Um Leben Und Tod

Titel: Um Leben Und Tod
Autoren: Barbara Hoehn , Ortwin Ennigkeit
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helllichten Tag verschleppt worden, sondern freiwillig mitgegangen.«
    Â»Dass der Erpresserbrief auf einer Schreibmaschine getippt ist, ist auch nur ein Ablenkungsmanöver, soll uns auf ein bestimmtes Milieu verweisen.«
    Â»Wie soll denn der Junge am nächsten Morgen wohlauf nach Hause gelangen, wenn die Entführer ins Ausland abhauen wollen, der wird sich doch nicht alleine befreien können, da stimmt was nicht, da ist was faul an der Sache!«
    Genau das war es, wir spürten, der Erpresserbrief war in sich nicht stimmig. Und während wir hier im Büro saßen und über den Erpresserbrief diskutierten, war irgendwo da draußen ein elfjähriger Junge völlig auf sich alleine gestellt, nur er und seine Angst.
    Aus gerichtsmedizinischer Sicht entwickelt ein entführtes Kind in seiner unerträglichen Angst extreme Stresssymptome, der Blutdruck ist stark erhöht, die Pulsfrequenz steigt, das Kind schwitzt mehr als sonst. Außerdem ist es psychisch so sehr geschwächt, dass es in dieser Situation keine überlebensstrategischen Entscheidungen treffen kann.
    Die Lebenserwartung verringert sich bereits durch diese Umstände beträchtlich.
    Dazu kommt, dass der menschliche Stoffwechsel nur dann funktioniert, wenn dem Körper ausreichend Flüssigkeit zur Verfügung gestellt wird. Täglich benötigen wir etwa zwei bis zweieinhalb Liter Wasser, und etwa die gleiche Menge scheidet der Körper an einem Tag wieder aus.
    Wassermangel im Körper bewirkt eine Konzentration von Giftstoffen in der Körperflüssigkeit. Die Endprodukte des Stoffwechsels können nicht mehr ausgeschieden werden, der Körper vergiftet sich innerhalb weniger Tage selbst.
    Vizepräsident Daschner erklärte mir später, dass er sich gedanklich permanent mit den Konsequenzen für das entführte Kind und dessen Eltern sowie der möglichen Überlebensdauer des Kindes beschäftigt habe. Bevor er Vizepräsident wurde, hatte er als Polizeiführer in BAO-Lagen weittragende Entscheidungen treffen müssen und sich intensiv mit der Kasuistik, mit der Analyse von ähnlichen Fällen aus der Vergangenheit, beschäftigt. Während wir, damit meine ich auch den Führungsstab, alles versuchten, um den Aufenthaltsort Jakobs zu ermitteln, dachte Wolfgang Daschner schon einen Schritt weiter.
    Bereits bei einem Flüssigkeitsdefizit von einem Prozent des Körpergewichts kommt es zu Schlappheit und psychomentalen Veränderungen. Liegt der Mangel bei zwei Prozent und darüber, löst dies eine Beeinträchtigung der Ausdauerleistung aus, erkennbar an einer untypisch hohen Herz- und Atemfrequenz. Ab einem Wasserverlust von vier Prozent des Körpergewichts gehen Kraftfähigkeit und Koordination deutlich zurück, Schwindelgefühle treten auf.
    Ein Flüssigkeitsmangel von fünf Prozent des Körpergewichts verursacht schwerwiegende gesundheitliche Mängel: Müdigkeit, Apathie und schmerzhafte Muskelkrämpfe. Ein Defizit von mehr als zehn Prozent des ursprünglichen Körpergewichts bedeutet akute Lebensgefahr.
    Normalerweise stirbt ein Mensch schon nach maximal vier Tagen ohne Flüssigkeitsaufnahme äußerst qualvoll.
    Die Lebenserwartung sinkt nochmals, wenn das Kind Kälte oder Luftmangel ausgesetzt ist, zum Beispiel in einem Erdloch versteckt wird, und natürlich auch, wenn es verletzt ist.
    Gesundheitsschäden durch Unterkühlung kommen zustande, wenn dem Körper mehr Wärme entzogen wird, als er zur Aufrechterhaltung der Temperaturkonstanz selbst zu produzieren in der Lage ist. Dabei ist es nicht unbedingt notwendig, dass Außentemperaturen unterhalb des Gefrierpunktes auf den Körper einwirken. Es ist bekannt, dass ein Mensch auch bei niedrigen Wärmegraden Unterkühlungsschäden davontragen und »erfrieren« kann. Von Bedeutung sind vor allem die Dauer und die Eigenart des Wärmeverlustes, die Körperbeschaffenheit und der Körperzustand, der Wärmeschutz der Kleidung sowie die psychische Verfassung des/der Betroffenen. Ein schlechter Ernährungszustand kann den Eintritt eines Kälteschadens begünstigen. Ebenso ist bekannt, dass psychische Erschöpfungszustände eher für das Zustandekommen von Unterkühlungsschäden und Todesfällen prädisponieren als seelische Spannkraft und aktiv-betonte Ausgeglichenheit.
    Bei der allgemeinen Unterkühlung spielen Faktoren eine Rolle, die in der
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