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Um Leben Und Tod

Um Leben Und Tod

Titel: Um Leben Und Tod
Autoren: Barbara Hoehn , Ortwin Ennigkeit
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Entführer auch nur die geringste Überwachungsmöglichkeit für Ihr Leben haben, müssen sie beruhigt werden und absolut sicher sein, dass die Polizei nicht eingeschaltet worden ist«, erklärte Hans-Joachim Wölfel. Es wurde ein Plan zur Organisation des restlichen Tages erstellt. Philipp sollte Franz zum Fußballspiel bringen, Reschkes Frau fuhr Elena zum Reitverein. Die Abholung des Lösegeldes war der nächste Punkt, der zu besprechen war. Friedrich von Metzler hatte sich sofort bereit erklärt, dieses zu beschaffen. Das stellte sich jedoch als sehr schwierig heraus. Im Tresor seiner Bank lag diese Summe nicht. Unauffällig beschafft werden konnte die Summe somit nicht. Es musste die Landeszentralbank gebeten werden, Samstagvormittag ihre Tresore zu öffnen und das Geld herauszugeben. Das ist nur möglich, wenn die Staatsanwaltschaft oder das Polizeipräsidium, also eine offizielle Behörde, diese Bitte äußert.
    Ein weiterer Hinweis darauf, dass die Täter keine Profis waren, denn die hätten sich vorher entsprechend informiert.
    Doch nicht einmal die Landeszentralbank verfügte über eine Million Euro in gebrauchten Scheinen, weshalb auf fortlaufend nummeriertes neues Geld zurückgegriffen werden musste.
    Einige Beamte der operativen Einheit sollten im Laufe des Samstags zur Villa kommen und das Geld entgegennehmen.
    Bei Einbruch der Dunkelheit würde dann, wie im Erpresserschreiben gefordert, ein Auto mit eingeschaltetem Standlicht in der Hofeinfahrt abgestellt werden.
    Schließlich wurden den Polizisten ihre Zimmer gezeigt, in denen sie übernachten konnten. Polizeipsychologe Stefan S. verließ das Haus gegen 19 Uhr, da er ins Präsidium musste, Hans-Joachim Wölfel und sein Kollege blieben da.
    Ich dachte darüber nach, wer dieser Entführer eines elfjährigen Jungen sein könnte. Trieb ihn die Gier nach Geld, sexuelle Verderbtheit, die nichtige Langeweile eines leeren Daseins, Hass, Rache? Oder waren es mehrere Entführer, eine Gruppe professioneller Verbrecher, die mit der psychischen Zerstörung Unschuldiger ihren Lebensunterhalt verdienten – gefühlskalt, abgestorben, einfach so mit dem unsäglichen Schmerz und der Angst der Betroffenen spielten?
    Eine Kindes- oder Geschwisterentführung übersteigt jegliche Form von Grausamkeit – auch in ihrer Auswirkung auf Eltern und Geschwister –, man spricht in diesem Fall von einer sekundären Traumatisierung der indirekt Betroffenen. Sie erleben Kontrollverluste, Hilflosigkeit und schwerste Bedrohung.
    Die meisten traumatisierten Personen leiden ihr Leben lang unter seelischen Störungen, Verzweiflungszuständen, Schlaflosigkeit, Angst. Ein Teil wird herzkrank. Manche sehen im Selbstmord den letzten Ausweg, um sich vom Schmerz des Erlebten zu befreien.
    Die Chance eines Kindes, dieses Trauma ohne lebenslangen psychischen Schaden zu überstehen, wächst mit der schnellstmöglichen Auffindung des Opfers.
    Oft fragte ich mich, was letztlich ausschlaggebend ist für eine solch grausame Tat, was bestimmt, auf welcher Seite wir stehen?
    Etienne de Greef, ein belgischer Kriminologe, erklärt dazu, dass eine kriminelle Persönlichkeit eine deformierte, anhängliche Hingabe an sein Umfeld aufweist und vom Gefühl getrieben wird, das Leben wäre ungerecht.
    Wir tauschten erste Eindrücke über den Erpresserbrief aus.
    Â»Die tun so, als wären sie Ausländer, der Genitiv am Schluss stimmt aber, nee, nee, das sind Deutsche.«
    Â»Die Entführer scheinen sich hier in Frankfurt auszukennen. Wer kennt schon die Haltestelle Oberschweinstiege – die liegt mitten im Stadtwald.«
    Â»Warum genau eine Million, vielleicht muss da jemand Schulden abbezahlen?«
    Â»Ich glaube, dass es nur einen Entführer gibt; dass es mehrere sind, ist doch nur Show, niemand geht ein so hohes Risiko ein, um sich die Million zu teilen!«
    Â»Auch diese Idee mit dem eingeschalteten Standlicht vor der Einfahrt und dem mit einem Stein beschwerten Erpresserbrief, diese Gefahr, die er oder sie auf sich nahmen, um sich der Villa zu nähern – mir scheinen es Dilettanten zu sein.«
    Â»Die müssen sich sehr sicher fühlen, vielleicht ist da jemand von der Familie oder den Hausangestellten, oder auch ein Angestellter der Bank des Vaters beteiligt.«
    Â»Du hast Recht, der Junge könnte seinen oder seine Entführer kennen, er ist nicht am
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