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Um Leben Und Tod

Um Leben Und Tod

Titel: Um Leben Und Tod
Autoren: Barbara Hoehn , Ortwin Ennigkeit
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Polizeipsychologe Stefan S., ein Kollege aus der Verhandlungsgruppe und Hans Hermann Reschke trafen sich im Präsidium. Reschke beteuerte, dass die Familie von Metzler auf alle Forderungen der Entführer eingehen wollte, die Ermittlungen also verdeckt geführt werden müssten. Wir nennen das »Erfüllungslösung«. Das Leben des Kindes ging vor. Familie von Metzler bat auch um äußerste Diskretion, die Presse sollte, wenn überhaupt, so spät wie nur irgend möglich eingeschaltet werden.
    Parallel zu unseren ersten Ermittlungen wurde sofort eine
Besondere-Aufbau-Organisation, in Kurzform BAO, errichtet, eine sehr große Sonderkommission. Sie wird bei außergewöhnlichen Ereignissen wie Geiselnahmen, Entführungen und herausragenden Erpressungen eingesetzt und dem jeweiligen Fall angepasst, neu strukturiert, manchmal bekommt sie einen eigenen Namen, in diesem Fall BAO »Louisa«. Der Name wurde vom Louisa-Park, der sich in der Nähe des Entführungsortes befindet, entlehnt.
    Kein Wort durfte an die Öffentlichkeit dringen, die Rettung des Kindes war oberstes Gebot.
    Leiter der BAO war zunächst Abteilungsdirektor Wolfram Ritter. Experte für derartige Fälle war allerdings Kriminaloberrat Gerhard Budecker. Er war Leiter der Kriminalinspektion 10 des Polizeipräsidiums, zu der auch das K 12 gehört. Er hatte in den vergangenen Jahren schon mehrere große BAO-Lagen (Erpressungen und Entführungen) geleitet und erfolgreich zu Ende gebracht. Gerhard hatte an diesem Wochenende eine Motorradtour geplant und war schon unterwegs, als ihn der Anruf aus dem Präsidium ereilte. Er drehte sofort um und übernahm die Lage am frühen Abend des 27. September 2002.
    Ich wurde als Leiter der allgemeinen Ermittlungen eingesetzt, mein Stellvertreter war Jürgen P. Mir standen zwischen 30 bis 40 Mitarbeiter zur Verfügung. Mit Vizepräsident Daschner hatte nur der jeweilige Polizeiführer Kontakt. Um 15.20 Uhr wurde die Staatsanwaltschaft Frankfurt über die Entführung informiert, und Staatsanwalt Koch übernahm den Fall.
    Die Aufgabe unseres Einsatzabschnittes war eindeutig, wir hatten herauszufinden, wo sich das Opfer befand. Da gab es unzählige Möglichkeiten. Wir hatten mit den Angehörigen und dem sonstigen Umfeld Kontakt aufzunehmen, um jede Kleinigkeit über Jakob und sein Verschwinden in Erfahrung zu bringen. Wir mussten versuchen, den Ort zu bestimmen, an den Jakob wie auch immer verschleppt worden war, und das alles, ohne Aufmerksamkeit zu erregen.
    Wir hatten Personagramme zu erstellen und uns um alle möglichen strafprozessualen Maßnahmen wie zum Beispiel Telefonüberwachungen, Durchsuchungen usw. zu kümmern, das heißt, die entsprechenden Beschlüsse zu besorgen und ihre Umsetzung zu organisieren.
    Dann galt es noch, Zeugen und Tatverdächtige zu vernehmen und alle Unterlagen so zu sortieren, dass zum Schluss lückenlos nachgewiesen werden kann, wer was wann gemacht hat, damit alles schließlich vor Gericht Bestand hat.
    Daneben gab es andere Einsatzabschnitte, die uns unterstützten, aber auch selbstständige Aufgaben hatten. Waren Verdächtige zu observieren, übernahm dies ein anderer Einsatzabschnitt mit entsprechenden Spezialkräften, ebenso, wenn es darum ging, das Opfer aus den Händen seiner Entführer zu befreien. Die Öffentlichkeitsfahndung wurde wieder von anderen Kolleginnen und Kollegen vorbereitet und durchgeführt usw. Das alles musste der Polizeiführer mit seinem Führungsstab koordinieren.
    Gegen 15.00 Uhr wurden Hans-Joachim Wölfel und ein weiterer Kollege, beide speziell geschulte Polizisten der Verhandlungsgruppe, und der Polizeipsychologe Stefan S. im Wagen von Hans Hermann Reschke versteckt zur Villa der Familie von Metzler gebracht. Die Familie musste psychologisch betreut und mit den wichtigsten Verhaltensempfehlungen vertraut gemacht werden, ohne den Entführern nur den leisesten Hinweis darauf zu geben, dass die Polizei eingeschaltet worden war.
    Während der Fahrt bemerkte das Team nichts Auffälliges. Der dunkle BMW, ein Firmenwagen der Bank, kam problemlos bei dem Anwesen von Metzler an. Sollte das Haus beobachtet werden, würde dieses Auto keinen Verdacht erregen. Durch den Rückspiegel sah Hans Hermann Reschke, wie das große schmiedeeiserne Tor hinter ihnen zufiel und dass sie nicht verfolgt worden waren. Vorsichtig fuhr er den mit Rhododendren
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