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Ulysses Moore – Die Stadt im Eis

Ulysses Moore – Die Stadt im Eis

Titel: Ulysses Moore – Die Stadt im Eis
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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das Haus des Arztes zu.
    Die beiden Brandstifter, die an der Küstenstraße zurückgeblieben waren, sahen einander nachdenklich an.
    »Was machen wir hier eigentlich?«, fragte sich der Blonde.
    »Irgendwo da unten könnte sich unser Chef befinden«, erinnerte ihn sein Bruder.
    »Genau. Wenn er herausbekommt, was wir getan haben …«
    »Und vor allem, was wir
nicht
getan haben …«
    Sie schwiegen beide.
    »Tja, wenn er uns fragt, wieso wir eigentlich hier sein können, wenn unser Auto am Londoner Flughafen steht und wir einen Flug nach Toulouse gebucht haben, was sagen wir ihm dann?«
    Der andere kratzte sich am Kopf. »Hmmm … Ich fürchte, wir müssen uns etwas besonders Glaubhaftes einfallen lassen. Was unter den gegebenen Umständen nicht gerade einfach ist.« Doch der Blonde gab ihm keine Antwort. Stattdessen setzte er sich langsam wieder in Bewegung und lief auf den Ort zu. Sein Bruder folgte ihm, und bald darauf erreichten sie eine Treppe, die hinunter ins Zentrum von Kilmore Cove führte. Am Fuße der Treppe trafen sie auf drei von Kopf bis Fuß mit Schlamm bedeckte Gestalten. Eine davon schien an einer Straßenlaterne festgenagelt zu sein, während sich die beiden anderen an das Kopfteil eines Betts klammerten, das zwischen Blumenkübeln aus Beton stecken geblieben war.
    »Na, wen haben wir denn da?«, sagte der Blonde. »Irre ich mich, oder sind das nicht die drei kleinen Ganoven, die wir hier bei unserem ersten Besuch kennengelernt haben?«

Kapitel 3
Ein Saboteur
    Hinkend durchquerte Nestor den Garten der Villa Argo. Sein Bein schmerzte heftiger als sonst, aber er achtete kaum darauf. Dazu war er einfach viel zu schockiert.
    Aber nicht etwa wegen dem, was gerade unten im Ort geschah. Nicht eine Sekunde lang hatte er das Bedürfnis verspürt, über die Ursachen oder die Folgen der Überschwemmung nachzudenken. Auf seinem Weg durch den Garten hatte er nicht einmal einen Blick auf die Flutwelle geworfen, die Menschen und Gegenstände mit sich ins Meer hinausriss.
    Wie ferngesteuert war er in das Gärtnerhaus hineingegangen, hatte den Brief seiner Frau auf den Tisch gelegt und ihn im Stehen ein zweites Mal gelesen. Immer noch hatte er Mühe zu glauben, was darin geschrieben stand.
    »Sie lebt?« Jahrelang hatte er Blumen auf ein Grab gelegt, für dessen Existenz es keinen Grund gab. Und hatte mit einem Tod gehadert, zu dem es offenbar gar nicht gekommen war. Er hatte um einen Menschen getrauert, der gar nicht gestorben war.
    Instinktiv legte er eine Hand auf den Mund. Er hatte Angst, angesichts dieser aufwühlenden Entdeckung die Kontrolle über sich zu verlieren. Penelope war in jener Nacht gar nicht von den Klippen gestürzt. Sie war mit einem von Peter konstruierten Heißluftballon auf den Grund des Felsspalts unter der Villa Argo hinuntergeschwebt, nachdem sie bei Pater Phoenix gebeichtet hatte.
    Beide hatten es gewusst und keiner der beiden hatte ihm etwas gesagt. Warum nur?
    Jemand … Jemand, der mit dir nicht vollkommen einer Meinung war. Jemand, der verdeckt gegen dich arbeitete
.
    Penelope hatte vermutet, dass unter den Freunden des Großen Sommers ein Verräter sein müsse. Aber wer könnte das sein?
    Und warum hatte sie ihm nie davon erzählt? Warum nur?
    Doch wenn er ehrlich war, kannte Nestor die Antwort auf diese Frage.
    Er zog einen Stuhl heran und setzte sich. Hinter ihm begann das schwarze Telefon schrill zu läuten, aber er hörte es nicht einmal.
    Du hast mir nicht mehr vertraut. Ich war derjenige, der unser Projekt sabotierte.
    Er zog vier Schlüssel aus der Tasche. Bevor Jason und die anderen in den Ort hinuntergelaufen waren, hatte er sie gebeten, sie ihm zu geben. »Ich muss etwas nachsehen«, hatte er sie angelogen. Tatsächlich hatte er schon zu diesem Zeitpunkt vorgehabt, die Tür zur Zeit der Villa Argo aufzuschließen und nach Penelope zu suchen.
    Er legte die vier Schlüssel vor sich auf den Tisch: Dachs, Reh, Esel und Hase. Mithilfe dieser Schlüssel waren Nes tor und sein Vater vor vielen, vielen Jahren ins Venedig des Jahres 1751 gelangt.
    Doch es war nicht das historische Jahr 1751 gewesen. Sondern ein Venedig außerhalb der Zeit, ein Funken unveränderlicher Schönheit, der von dem wirklichen Venedig aufgestiegen war und sich nie in die moderne, von Motorbooten und Touristen heimgesuchte Stadt verwandelt hatte.
    Es war das perfekte Venedig, so wie Kilmore Cove das perfekte Städtchen war. Ein Städtchen in Cornwall, wie es nur in Träumen existierte. Zwei Orte, die nur
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