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Ulysses Moore – Die Insel der Masken

Ulysses Moore – Die Insel der Masken

Titel: Ulysses Moore – Die Insel der Masken
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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des Möbeltransports zu überwachen. Er war ihm am vorigen Abend im dunklen Garten der Villa Argo begegnet, kurz nachdem seine Mutter ihm und seiner Schwester eine Gardinenpredigt gehalten hatte.
    »Nicht der Rede wert. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, werfe ich jetzt mal einen Blick auf die Pläne«, sagte der Mann.
    Ach ja, er war ja ein berühmter Architekt, erinnerte sich Jason, während er durch den Spalt zwischen Vorhang und Wand zu den beiden hinüberspähte. Er sah, wie sie an einem Tischchen Platz nahmen und einige Blätter voller Notizen und Zeichnungen vor sich ausbreiteten. Während der Architekt etwas erklärte, aß Jason lautlos die Hälfte des einen Hörnchens und ließ dabei die beiden nicht aus den Augen.
    Unmöglich, hier herauszukommen, ohne dass sie es bemerkten.
    Er machte sich daran, den Flur hinter dem Vorhang zu erkunden: Er war schummrig und verstaubt. Der Fußboden war mit den gleichen dunklen Holzdielen wie die Konditorei ausgelegt. Im Laufe der Jahre hatten sich die Düfte der Backwaren darauf abgelagert.
    Er entdeckte zwei Türen. Durch die erste kam man in eine Toilette mit einem kleinen Fenster, das auf den Innenhof des Gebäudes hinausging.
    Die zweite hatte keine Klinke. Jason versuchte sie zu öffnen, doch es ging nicht.
    Er beugte sich vor, um sie sich näher anzusehen, so gut das in dem dunklen Flur überhaupt möglich war.
    »Das ist ja unglaublich!«, murmelte er verblüfft und ließ den Rest seines Puddinghörnchens zurück in die Tüte gleiten.
    Die Tür sah genauso aus wie jene in der Villa Argo, vor die der Schrank geschoben worden war. Und auch genauso wie die Kellertür im Haus von Miss Biggles, unter der sich gelegentlich Sandhäufchen bildeten. Und außerdem noch wie die Tür im Haus der Spiegel, die Kilmore Cove mit dem Venedig des 18. Jahrhunderts verband.
    Es war eine Tür zur Zeit.
    Jason zuckte zusammen. Gerade war ein Stuhl quietschend über den Fußboden der Konditorei geschoben worden. Er hörte die Stimme seines Vaters, der zu dem Architekten sagte: »Ich bin gleich wieder zurück.«
    Jason nutzte die wenigen Sekunden, die ihm zur Verfügung standen, um in die Toilette zu huschen. Er schob den Riegel in genau dem Augenblick vor, als sein Vater an die Tür klopfte.
    »Ist da besetzt?«
    Jason schaute sich verzweifelt um. Er konnte nicht antworten, denn sein Vater hätte sofort seine Stimme erkannt. Stattdessen hustete er und drehte den Wasserhahn an.
    »Oh, entschuldigen Sie bitte«, sagte Mr Covenant. Er versuchte die andere Tür zu öffnen und blieb dann pfeifend im Gang stehen, um darauf zu warten, dass die Toilette wieder frei wurde.
    Jason begann zu schwitzen. Er schluckte. Er schluckte noch einmal und überlegte verzweifelt, was er nun tun sollte. Ruhig bleiben!, zwang sich Jason und spielte die verschiedenen Möglichkeiten durch. Die Toilette durch die Tür verlassen war unmöglich. Also gab es nur zwei Alternativen: für immer in der Toilette bleiben oder aber versuchen sie durch das Fenster zu verlassen.
    Schließlich entschied er sich für die zweite Möglichkeit.
    Er kletterte auf das Waschbecken. Von hier aus konnte er das Fenster erreichen. Das Wasser ließ er weiter laufen, um seine Fluchtgeräusche zu überdecken. Er öffnete das Fenster und schätzte dessen Maße ab. Es war rechteckig und gerade breit genug für ihn und seinen Rucksack, doch jemand, der größer war als er, könnte mit Sicherheit nicht hindurchklettern.
    Jason ermahnte sich einen kühlen Kopf zu bewahren. Aus einem seiner Schuhe zog er den Schnürsenkel heraus, befestigte das eine Ende am äußeren Fenstergriff und warf das andere nach draußen. Auf diese Weise würde er das Fenster nach seiner Flucht noch rasch wieder zuziehen können.
    Dann schleuderte Jason den Rucksack hinaus und hörte, wie er auf der anderen Seite aufschlug. Schließlich stemmte er sich am Fensterrahmen hoch. Er streckte Arme und Kopf durch und wollte sich mit den Füßen abstoßen. Da merkte er, dass er nicht weiterkam: Sein Kopf war gegen die rechte Schulter gepresst, die linke Schulter konnte er nicht bewegen, ein Arm hing draußen, während seine Beine haltlos in der Luft baumelten.
    Jason versuchte ruhig zu bleiben und atmete tief durch. Auch für dieses Problem musste es eine Lösung geben. Er stellte sich vor, wie sein Vater die Toilette betrat und ihn an den Füßen aus dem Fenster zog. Obwohl er furchtbare Angst hatte, dass genau dies passieren würde, musste er bei der Vorstellung lachen. Dabei
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