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Ulysses Moore – Die Insel der Masken

Ulysses Moore – Die Insel der Masken

Titel: Ulysses Moore – Die Insel der Masken
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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Leonard Minaxos Leuchtturm auf der anderen Seite der Bucht mit einem dumpfen Rumpeln ein und verbreitete ein weißliches Licht.
    Dann begann der Mann, der vor ihr im Sand lag, zu husten.
    »Der ist ja gar nicht tot«, murmelte die Friseurin. Sie sah zum Leuchtturm hinüber und überwand die letzten Meter, die sie von dem Mann trennten.
    Er hustete ein zweites Mal und bewegte Arme und Beine, als glaubte er, noch im Meer zu sein und weiterschwimmen zu müssen.
    »Sind Sie in Ordnung?«, fragte Gwendaline ihn. Der Mann war klatschnass und von Algen bedeckt. Immer noch trat er mit den Füßen, als wolle er durch den Sand schwimmen. »Hallo, hören Sie mich?«, fragte Gwendaline und kniete sich hin.
    Endlich hörte der Mann auf zu strampeln. Er musste wieder husten und drehte sich dabei schwerfällig zu ihr um. Gwendaline wusste sofort, dass sie ihn schon einmal gesehen hatte. Ihr fiel die lange Narbe am Hals auf, die unter seinem Kragen verschwand.
    »Brauchen Sie Hilfe?«, erkundigte sie sich besorgt und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    Der Mann nickte schwach und stöhnte: »Ich glaube ... ja ... bitte ...«
    »Können Sie gehen? Warten Sie, ich helfe Ihnen beim Aufstehen.« Sie versuchte ihn an seiner nassen Jeanslatzhose hochzuziehen.
    Er ließ alles mit sich geschehen, ohne auch nur die Augen zu öffnen. Irgendwie gelang es Gwendaline, ihn aufzurichten, und schließlich stand er, so eng an sie gelehnt, dass es aussah, als würden sie einander umarmen.
    »Kommen Sie, hier geht es lang«, sagte die Friseurin und musste all ihre Kraft aufbieten, um ihn zu stützen.
    »Ja«, murmelte der Mann, der kaum sein Gleichgewicht halten konnte.
    Als er schließlich die Augen öffnete, sah er zuerst die Lichter von Kilmore Cove. Dann drehte er sich nach der Person um, die ihm zu Hilfe gekommen war. Kaum hatte er sie erblickt, kniff er die Augen sofort wieder zu.
    Eine Meerjungfrau, dachte Manfred. Ich bin von einer Meerjungfrau gerettet worden.



Jason wartete, bis das Auto seines Vaters hinter der Ecke verschwunden war. Dann drehte er sich schnell zu seiner Schwester um und sagte: »Ich muss dorthin. Und dafür brauche ich deine Hilfe.«
    »Ich denke nicht mal im Traum daran!«, widersprach Julia. »Das ist eine wirklich dämliche Idee!«
    Nervös sah Jason hinter sich. »Ich brauche nicht lange. Höchstens eine Viertelstunde!«
    »Jason«, seufzte seine Schwester. »In einer Viertelstunde schaffst du das nie! Der Leuchtturm liegt außerhalb des Ortes. Er ist weit weg. Und du bist zu Fuß.«
    »Aber nur auf dem Hinweg. Ich hole mein Fahrrad und damit komme ich dann zurück«, erklärte er.
    »Das kannst du doch auch noch nach der Schule erledigen.«
    Jason schüttelte den Kopf und zwischen seinen Haaren kamen zwei winzige weiße Federn hervor, die auf wundersame Weise das wiederholte Duschen überstanden hatten. Einige übrig gebliebene Teerränder und Kratzer auf seinem Bauch waren weitere Andenken an die Abenteuer der letzten Tage.
    Julia versuchte noch eine Weile ihren Bruder zur Vernunft zu bringen und erinnerte ihn daran, dass in wenigen Minuten die Messingglocke schellen würde, die den Anfang des Unterrichts bekannt gab.
    »Und was soll ich Miss Stella sagen?«
    »Lass dir doch irgendetwas einfallen«, erwiderte Jason.
    »Nach allem, was uns in den letzten Tagen passiert ist, kannst du mir nicht erzählen, dass du Angst vor einer Lehrerin hast! Ich will einfach nur ...«
    »Was willst du?«, hakte Julia nach, um Jason in die Enge zu treiben. Sie ahnte, was ihrem Bruder gerade durch den Kopf ging und dass er nicht nur zum Leuchtturm wollte, um das Fahrrad zu holen. Er hasste dieses Rad: Es war ihm von Dr. Bowen geliehen worden und pinkfarben lackiert. Also ganz eindeutig ein Mädchenfahrrad.
    Jason schien keine passende Antwort einzufallen. Er sah seine Schwester nur flehend an. »Julia ... du musst mir helfen.«
    »Dann musst du mir sagen, warum. Und weshalb du es nicht einfach nach der Schule erledigen kannst.«
    Jason seufzte und zählte an den Fingern ab: »Erstens, weil Papa uns abholen wird. Zweitens, weil er uns dann nach Hause bringt. Drittens, weil er und Mama uns eine Menge Fragen stellen werden. Und viertens, weil sie uns nicht aus den Augen lassen. Kannst du mir sagen, wie wir unter diesen Bedingungen all das schaffen sollen, was wir vorhaben?«
    Julia biss sich auf die Lippe. Ihre Ernennung zu Rittern von Kilmore Cove am Sonntagabend brachte viel Verantwortung mit sich. »Jetzt, wo Mama und Papa
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