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Ulysses Moore – Die Insel der Masken

Ulysses Moore – Die Insel der Masken

Titel: Ulysses Moore – Die Insel der Masken
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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...«
    »Haltet ein!«, befahl ihr der Mann, der ahnte, dass sie ihre Maske abnehmen wollte. »Ich darf Eure Identität nicht kennen. So wie auch Ihr nicht die meine kennen dürft. Fühlt Ihr Euch nicht wohl?«
    »Ich bin erschöpft.«
    »Ihr seid so mager. Seid Ihr vielleicht krank?«
    Die maskierte Frau holte ein paarmal tief Luft und erwiderte dann: »Ihr seid nicht der Erste, der mich das fragt. Nein, ich bin nicht krank. Ich bin nur müde.«
    »Ihr solltet trotzdem einen Arzt aufsuchen. Ihr seht aus wie der wandelnde Tod.«
    »Sehr charmant.« Die vermummte Frau stand wieder auf. »Aber, wenn Ihr erlaubt ... wir sind hier zusammengekommen, um über ein Geschäft zu reden.«
    »In der Tat. Ihr wolltet jemanden sprechen, der Zugang zu den Informationen des Rats der Zehn hat. Das bin ich.«
    »Ich suche nach einem Mann, der der Zauberei verdächtigt wird.«
    Die Gestalt mit der Rabenmaske trat einen Schritt näher. Vom Kanal stieg Nebel in kleinen, spiraligen Wolken auf. Das Wasser glitzerte im Licht des Mondes. »Ich glaube, Ihr wisst sehr gut, welche Gesetze der Rat der Zehn im Hinblick auf Zauberei erlassen hat. In Venedig ist sie ebenso verboten wie bestimmte Bücher, Glücksspiele, Betrug und Fälscherei.«
    »Deshalb wende ich mich ja an Euch.«
    »Wollt Ihr, dass ich in den Archiven des Rats nachsehe?«
    »Ich weiß, dass der Zehnerrat über das beste Netz an Spitzeln und Geheimagenten der ganzen Stadt verfügt.«
    »Ihr seid gut informiert, gnädige Frau. Ich kann mich der Ehre rühmen, diesem Netz anzugehören. Doch kenne ich die Identitäten der anderen Geheimagenten nicht. Auch bei unseren Versammlungen tragen wir Masken. Sagt mir also: Wen sucht Ihr?«
    »Er heißt Peter Dedalus«, zischte die vermummte Frau.
    Der Geheimagent dachte eine Weile nach, bevor er antwortete: »Ich fürchte, dieser Name ist mir neu. Womit beschäftigt er sich?«
    »Er konstruiert Maschinen, unter anderem Uhren.«
    »Uhren, sagt Ihr?«
    »Ja, Uhren, große und kleine, von unterschiedlichster Form.«
    »Und was ist an dem Verhalten dieses Mannes so gefährlich, worin besteht seine Zauberei?«
    Die Frau zog unter ihrem Mantel eine gut gefüllte Geldbörse hervor. »Wer ihn findet, wird reich werden. Sehr, sehr reich.«
    Der Mann trat einen Schritt zurück. »So etwas nennt man Korruption. Und der Rat der Zehn hat es sich zum Ziel gesetzt, die Korruption mit Stumpf und Stiel auszurotten.«
    »Um die Korruption könnt Ihr Euch später noch kümmern. Je eher Ihr mir aber Peter Dedalus bringt, desto eher wird dieses Geld Euch gehören.« Um ihrem Angebot Nachdruck zu verleihen, holte sie einige Münzen aus ihrem Beutel.
    Die Gestalt mit der Rabenmaske nahm das Geld schweigend entgegen. »Wir treffen uns morgen Abend um sechs«, sagte sie dann, »in dem Café auf dem Markusplatz. Ich werde Euch mitteilen, was ich über diesen Mann herausgefunden habe.«
    »Gut. Woran werde ich Euch erkennen?«
    »Ich werde genauso gekleidet sein wie heute.«
    »Habt Ihr auch einen Namen?«, fragte die Frau.
    »Ihr könnt mich Graf Cenere nennen.«
    »Reizend. Bis morgen Abend um sechs also. Ich werde da sein. Aber bringt mir gute Nachrichten, Herr Graf.«
    Der Mann in dem grauen Mantel begann sich zu entfernen. Dann schien ihm jedoch etwas eingefallen zu sein und er drehte sich noch einmal um. »Und Ihr, habt Ihr einen Namen?«
    »Ihr könnt mich Newton nennen«, erwiderte die Frau. »Newton, wie der englische Wissenschaftler.«



Das Glockenzeichen ertönte in allen Klassenzimmern und sofort machte sich Unruhe breit. »Langsam ... Kinder«, stammelte Miss Stella und sah mit kreideverschmierten Händen tatenlos zu, wie ihre Schüler zur Tür hinausstürmten.
    Auf den Gängen und Treppen war die Hölle los. Nur in der Nähe des Direktorenzimmers waren die Schüler etwas leiser, weil ihnen die gelb getönte Glastür und der Raum dahinter immer etwas unheimlich vorkamen.
    Im Nu war das gesamte Gebäude der einzigen Schule von Kilmore Cove leer.
    Oder beinahe.
    Kaum hatte er den Ausgang erreicht, machte ein Junge auf den Fersen kehrt, sauste die Treppe wieder hoch, wobei er immer zwei Stufen auf einmal nahm, und kehrte in sein Klassenzimmer zurück. Er holte seinen Rucksack, den er neben der Bank vergessen hatte und wollte so schnell wie möglich wieder nach draußen.
    Doch gerade als er zum zweiten Mal an der gelben Glastür vorbeihuschen wollte, erklang eine tiefe, dröhnende Stimme, und er blieb wie angewurzelt stehen.
    »Halt!«, rief der Direktor,
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