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Ultimo

Ultimo

Titel: Ultimo
Autoren: Hans-Peter Vertacnik
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sich das pralle Sonnenlicht bricht, das durch die hohen Fenster in den Saal dringt.
    Das habe Zeit. Sie möge ihn später noch einmal daran erinnern, ersucht er gedankenverloren und starrt auf ihren anmutigen Busen. Man treffe sich ja sowieso noch im Büro. In einer Stunde.
    Die junge Frau nickt, schiebt den etwas zu kurz geratenen schwarzen Rock nach unten, wirft Bettina Wagner einen bösen Blick zu und verschwindet.
    „Die Kür des Landespolizeichefs ist eine strategische Frage“, raunt Rieder seiner Geliebten zu. „Deshalb werden wir die Sache mit Paul bereden. Bei passender Gelegenheit.“
    „Was du immer mit deinem Paul hast. Der Mann ist so widerlich.“
    „Er ist mein Kamerad.“
    „Und Benno?“
    „Der ist mein allerbester Freund. Von Kindheit an. Was sagst du übrigens zu seiner neuen Flamme?“
    „Zu dieser Frau Heinrich? Sehr jung.“
    „Wir werden alle täglich älter. Sie ist ein aparter Typ. Benno hat Geschmack.“
    Da rauscht Benno Brecht mit seiner Begleitung auch schon heran. Dynamisch. Strahlend.
    „Hallo, Hannes. Die Kollegin Heinrich ist dir schon bekannt?“
    „Du hast mir die Dame noch nicht vorgestellt, mein Alter. Ich bin entzückt.“
    „Und das hier ist der Kaiser von Salzburg, mein Engel“, grinst der Chefinspektor außer Dienst. „Sag schön Guten Tag .“
    Sie nickt. Errötend.
    „Die Freude ist ganz auf meiner Seite. Das ist Bettina Wagner, die stellvertretende Landeskriminaldirektorin.“
    „Guten Morgen, Frau Oberst. Martina Heinrich.“
    „Ich weiß.“
    Ob sie schlecht gelaunt sei, fragt Brecht und gibt Martina einen Wink.Sie setzen sich.
    „Aber bitte. Nehmt doch Platz“, höhnt Frau Oberst Wagner. Brecht ignoriert sie.
    „Tolle Veranstaltung, Hannes. Danke für die Einladung.“
    „Du hast den weiten Weg nicht gescheut, Benno. Das freut mich.“
    „Mich auch“, meintBettina spitz. „Und mit so charmanter Begleitung.“
    „Nicht wahr“, grinst Brecht. „Jung, nicht allzu ehrgeizig und ganz unheimlich anschmiegsam. Ich bin begeistert.“
    „Das sieht man.“
    „Ist etwas nicht in Ordnung, Betty?“, wundert sich der Oberbürgermeister.
    „Ach was. Weiber“, wirft Brecht ein. „Wen kümmert es? Aber du bist immer noch ein wahrer Tribun. Durch und durch.“
    „Manche Fragen der Leute waren ein wenig naiv.“
    „Meinst du diese Anfrage Bettina betreffend? Auf welche Art und Weiseman so jung Polizeioberst wird?“
    „Tatsächlich? Habe ich gar nicht mitbekommen.“
    „Nicht mitbekommen. Das ist gut“, prustet Brecht.
    „Was soll das, Benno?“, unterbricht ihn Bettina Wagner gefährlich leise. „Hör auf damit. Auf der Stelle. Sonst passiert was.“
    „Ach. Da fürchte ich mich aber.“
    „Was bildest du dir ein?“
    „Ich? Ich bilde mir gar nichts ein. Du bildest dir etwas ein, meine Liebe. Du wärst nicht so hoch aufgestiegen ohne mich. Denk dran.“
    „Moment“, unterbricht ihn Rieder. „Ich habe das für Bettina gerichtet, nicht du.“
    „Richtig, aber ohne mich hättest du sie gar nicht kennengelernt.“
    „Gut pariert. Alle Achtung.“
    „Halt den Mund, Benno. Ich liebe ihn.“
    „Du? Dass ich nicht lache. Du liebst bloß dich. Du schläfst dich nach oben, Betty. Planmäßig.“
    „Du Arschloch. Nimm dein Flittchen und hau ab, hörst du?“
    „Wer ist hier ein Flittchen?“, empört sich Brecht. „Erst pennst du mit mir und profitierst von meinen Bekanntschaften, und dann spielst du dich auf? Zur moralischen Instanz? Das ist doch wohl nicht dein Ernst, meine Liebe?“
    „Ihr hattet was miteinander?“ Der Oberbürgermeister räuspert sich. „Das wusste ich ja gar nicht. Wieso hat mir das noch keiner gesagt?“
    „Du bist ein Schwein, Benno“, murmelt die stellvertretende Landeskriminaldirektorin voller Hass, springt auf und schautdem Mann aus dem steirischen Irrachganz tief in die Augen. „Das wirst du mir büßen.“
    ***
    Am Sonntag gegen achtbeginnt sich der Himmel über Graz einzutrüben.
    Plötzlich kommt ein scharfer, böiger Wind auf, und Zoff zieht den Zipp seiner Laufjacke ein Stück weiter nach oben.
    „Und wann beginnen deine Erhebungen?“, fragt Nina, schüttelt ihr glänzendes blauschwarzes Haar und schenkt ihm ein kleines Lächeln.
    Diese kleine Lachfalte um ihren linken Mundwinkel fasziniert mich immer noch,überlegt er. „Morgen am Nachmittag“, schnauft er. „Ein Kollege aus Wien holt mich so gegen Mittag ab.“ Mit raschen Schrittenerklimmter die ersten steilen Stufen zum Grazer Schlossberg und hetzt
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