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Ultimo

Ultimo

Titel: Ultimo
Autoren: Hans-Peter Vertacnik
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Gründen gehandelt haben. Wir treten den Fall ans Bundesverfassungsamt ab.“
    Das sehe sie aber ganz anders, entgegnet Oberst Bettina Wagner kühl, schüttelt ihr kurz geschnittenes schwarzes Haar, legt ihre langen, schlanken Beine übereinander und lehnt sich bequem zurück. Dabei rutscht ihr blauer Rock hoch, und ihr Chef bekommt Atemnot.
    „Mit deinen 32Jahren hast du zu wenig Erfahrung, Betty“, behauptet der Hofrat, lockert seine rot-weiß-rot gestreifte Krawatte und entledigt sich seines grauen Sakkos. „Bei der Aufklärung von Straftaten, meine ich.“
    Was das mit Erfahrung zu tun habe, will seine Stellvertreterin wissen. Das sei eine Führungsaufgabe. Auf Pimminger und seine Leute könnesie sich verlassen. Das seien ausgezeichnete Kriminalisten. Die würden den Fall schon lösen. Unter ihrer Leitung natürlich.
    Wütend wechselt sie einen Blick mit dem breitschultrigen blonden Major, der ihr gegenüber desinteressiert in seinem Sessel hockt, sich ungeniert zwischen den Beinen kratzt und sie dabei herausfordernd mustert. Der Kerl stinkt, und seine struppige Mähne schreit geradezu nach einer Haarwäsche.
    „Klar“, grunzt er und zwinkert ihr zu. „Das machen wir schon.“
    „Wir können uns in dieser Sache keinen Misserfolg leisten, Betty“, meint der Direktor skeptisch.
    Es werde keinen Misserfolg geben, versichert sie ihrem Vorgesetzten. Sie verfolge eine Spur, und seiüberzeugt, den Täter fassen zu können. Das LKA wäre geradezu verrückt, wenn es unter diesen Umständen noch Andere zum Zug kommen lassen würde.
    „Du bist ganz sicher?“
    „Absolut. Wir zeigen dem Oberbürgermeister, was wir können, führen den Brandstifter seiner gerechten Strafe zu und haben damit, was die Kompetenz unseres Hauses anbelangt, eine hervorragende Visitenkarte abgegeben.“
    Der Landeskriminaldirektor gibt sich geschlagen. „Na gut“, resigniert er. „Ich hoffe, du weißt, was du tust. Behaltet euren Fall und klärt ihn. Rasch.“
    „Das tun wir“, gurrt Bettina Wagner, streicht ihren Rock glatt und erhebt sich. „Brauchst du uns noch?“
    „Dein neuer Kurzhaarschnitt sieht überaus keck aus“, schmeichelt ihr der Hofrat. „Nein, ich brauche euch nicht mehr.“
    Wagner und Pimminger gehen.
    Kaum sind sie im Treppenhaus, ist es mit Wagners Freundlichkeit vorbei. „Ich erwarte Sie in meinem Büro. Unverzüglich“, zischt sie und saust über die Stufen nach unten. Der Major grinst bloß und folgt ihr.
    „Was fällt Ihnen eigentlich ein?“, faucht sie später, als sie einander in ihrer Kanzlei gegenüberstehen.
    „Wie meinen?“
    „Sie haben unser wertvolles Beweisstück in aller Herrgottsfrühe persönlich nach Innsbruck gebracht. In die Gerichtsmedizin. Die Fahrbereitschaft behauptet, Sie seien vor einer Stunde zurückgekehrt. Wie schaffen Sie es, sich innerhalb kürzester Zeit so zu besaufen? Und wie Sie aussehen. Haben Sie diesen Anzug von der Müllhalde geklaut?“
    „Immer langsam, meine Liebe“, brummtPimminger aufsässig und betrachtet hingebungsvoll ihre Beine. „Ich habe zwei Gläser Bier getrunken. Höchstens.“
    „Sie riechen, als hätten Sie in einem Fass geschlafen.“
    „So ein Idiot hat mir sein Bier über die Hosen geleert. In der Kantine. Nach der langen Dienstreise musste ich ja auch etwas essen. Außerdem hat mich meine Freundin gestern an die Luft gesetzt. Nicht dass Sie das etwas anginge, aber die Sache hat mich ein wenigaus dem Gleichgewicht gebracht.“
    „Na gut. Aber reißen Sie sich zusammen. Sie hatten bisher keinen schlechten Ruf im Haus.“
    „Und was hat mir das gebracht? Gar nichts. Wissen Sie, ich bin jetzt lange genug bei diesem Haufen. Da hat man keine Illusionen mehr.“
    „Verstehe. Ich habe den Job, auf den Sie immer scharf waren. Verständlich, dass Sie deshalb sauer sind.“
    „Dafür kann ich mir nichts kaufen. Ich bin 49und habe plötzlich keine Perspektiven mehr. Das ist nicht lustig. Aber lassen wir das. Ich mach meine Arbeit, und irgendwann einmal heilt die Zeit ja alle Wunden. Angeblich.“
    „Ich hoffe es für uns beide, Herr Kollege“, seufzt sie. „Ich habe nichts gegen Sie, und es wird Zeit, dass wir uns der gemeinsamen Aufgabe besinnen. Wir haben einen gefährlichen Brandstifter auszuforschen und festzunehmen. Das sind wir dem Herrn Oberbürgermeister schuldig.“
    „Sie vielleicht.“
    „Wie bitte?“
    „Ein Scherz. Ich habe meine Prinzipien und nehme meine Job sehr ernst, also keine Sorge.“ Mit einem sarkastischen Grinsen
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