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Ultimo

Ultimo

Titel: Ultimo
Autoren: Hans-Peter Vertacnik
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eines etwas zu schwer gewordenen Mittelgewichtlers, der aber mit seinen breiten Schultern und seinem leichtfüßigen Gang bei den Damen immer noch gut ankommt. Sein Gesicht ist braun und faltenlos, zeigt kantige Züge und ein eigenwilliges Kinn. Der Chefinspektor mit dem glänzenden, in die Stirn gekämmten schwarzen Haar ist keiner, der Diskussionen mag. Bei ihm muss alles hurtiglaufen. Schnell und einfach. „Was ist das da auf meinem Schreibtisch?“
    „Mein Urlaubsansuchen.“
    „Du willst ausspannen? Wann?“
    „Mitte November. Ein Sonderangebot.“
    Gleichgültig holt der Kommandant das Ansuchen aus dem Kuvert und unterzeichnet.
    „Die neue Kollegin hat dein Interesse an ihr bemerkt“, behauptet Neumeier in verschwörerischem Tonfall und steckt das genehmigte Ansuchen hastig ein.
    „Die Rothaarige mit dem altdeutschen Namen? Heinrich heißt sie.“
    Neumeier nickt.
    „Hat sie heute Dienst?“
    „Sie ist da.“
    „Ausgezeichnet. Schick sie zu mir.“
    „Schon in Unterwäsche?“
    „Spar dir deine Anzüglichkeiten. Ich bin nicht in Stimmung.“
    Neumeier entschuldigt sich.
    Der Kommandant winkt ab. Er wird die Kleine zum Abendessen einladen,beschließt er.Vielleicht kann er ihr danach auch noch seine Briefmarkensammlung zeigen.
    „Und sonst?“, fragt Neumeier.
    „Es ist wieder so weit. Am Mittwoch schiebe ich Nachtdienst, am Donnerstag du. Sie kommen an beiden Tagen so gegen halb drei. Vier Pkws hintereinander, und das Fahrzeug an der Spitze ist immer ein blauer Golf.“
    „Beim letzten Mal hätte Ehmann sie fast kontrolliert.“
    „Hast du mir erzählt. Deshalb steht der kleine, übermotivierte Arsch ja auch erst wieder freitags an der Spur. Da kann er sich austoben.“ Nachdenklich erhebt sich Brecht und schlurft mit hängenden Schultern ans Fenster. „Irgendwie bin ich auf einmal so unruhig“, murmelt er dabei.
    Sein Stellvertreter beruhigt ihn. Läuft doch alles hervorragend. Obwohl er immer noch nicht versteht, dass Brecht das notwendig hat. Bei seinenVerbindungen.
    „Das verdammte Roulette“, bekennt der Grenzpolizeikommandant. „Ich habe jahrelang schon nicht mehr gewonnen. Weißt du, was das heißt? Dabei hat mir Hannes einige lohnende Jobs angeboten. Alle auswärts. Ich wollte das Haus in Graz nicht aufgeben.“
    „Du mit deiner Sentimentalität. Und was hast du jetzt davon?“
    „Die Situation hat sich geändert.“
    „Du meinst, Fiona hat dich rausgeworfen.“
    „Wie das Leben halt so spielt. Irgendwie verstehe ich sie sogar.“
    „Ich nicht. Egal. Was läuft politisch? Wieso wirst du eigentlich nicht Landtagsabgeordneter?“
    „Werde ich doch. Früher oder später.“
    „Falls die Partei die derzeitigen Turbulenzen übersteht.“
    „Ein Hannes Rieder macht das schon. Derfindetdie richtige Lösung, darauf kannst du wetten.Und wenn es soweit ist, fällt auch für dich etwas ab.“
    „Du bist mein Freund, Benno. Ob dabei etwas für mich abfällt, oder nicht. Ich denke schon die ganze Zeit darüber nach, ob es klug war, von den Serben mehr Geld zu verlangen.“
    „Klar doch. Alles wird teurer, mein Lieber. Diese Gauner haben genug Geld, und das werden wir uns holen.“
    „Die wollen es sich aber erst noch überlegen.“
    „Die parieren schon. Mach dir keine unnötigen Gedanken, und sieh zu, dass unsere Leute wieder den einen oder anderen Zigarettenschmuggel aufdecken. Wir brauchen Erfolge, sonst wird das Landespolizeikommando nervös.“
    „In Ordnung. Sehen wir uns noch vor Dienstende?“
    „Eher nicht, aber das kommt auf die Frau Kollegin an. Wenn sie meine Einladung annimmt, bekommt sie Zeitausgleich. Ab sofort. Ich natürlich auch.“
    „Gute Idee, Benno. Sieh zu, dass du sie in die Kiste bringst und auf andere Gedanken kommst. Inzwischen schaukle ich hier den Laden schon. Viel Spaß.“
    ***
    17 Uhr. Im Büro des Landeskriminaldirektors von Salzburg sind die Fenster geschlossen, und die Luft ist zum Schneiden dick. Mühsam wuchtet der oberste Kriminalbeamte des Bundeslandsseine 120 Kilogramm hoch, wischt sich den Schweiß von der Stirn, beugt sich über den Tisch und schaut seiner attraktiven Stellvertreterin tief in die Augen.
    „Ein Brandanschlag auf den Oberbürgermeisterund Vorsitzenden der Liberalenhat ganz selbstverständlich eine besondere Dimension“, schnauft er finster und knallt seine massige Faust auf den Tisch. „Neben all dem öffentlichen Interesse, das mit so einer Tat einhergeht, kann niemand ausschließen, dass die Täter aus politischen
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