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Ultimo

Ultimo

Titel: Ultimo
Autoren: Hans-Peter Vertacnik
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Betty gegeben. Sie lässt mir eine Kopie davon zukommen.“
    „Wer steckt hinter der Sache? Spitzer?“
    „Wahrscheinlich. Dieser niederösterreichische Möchtegern mit seinengroßkotzigen Kröten. Erst will er im Parteivorstand gegen michputschen und jetzt das. Aber es ist genug. Wir werden in die Offensive gehen. Trommle ein paar Leute zusammen. Zur Strategiebesprechung. Dreiviertel neun in meinem Büro. Seid pünktlich.“
    An der Salzach stockt der Verkehr, denn durch die Verkehrsampeln kommen die Fahrzeuge immer wieder zum Stillstand. Bald steht Wagen an Wagen. Verärgert hupt Rieder, schert aus der Kolonne aus, überholt acht Autos und biegt links in eine unscheinbare Seitenstraße ein, die in einem weiten Rechtsbogen wieder zurück zum Fluss führt. Zum Glück ist das Chaos an der Kreuzung vor der Brücke dieses Mal nicht so groß, wie sonst am Morgen.
    Wieselflink huscht er aus der schmalen Einbahn- auf die Hauptstraße und zwängt sich in die aufgelockerte Kolonne, die in langsamer Fahrt den Fluss überquert. Am anderen Ufer biegt er nach links auf den Rudolfskaiein und passiert dabei jene Stelle, an der Bauarbeiter vor drei Jahren den Rumpf dieser Studentin fanden, die von ihrem Geliebten, einem Nigerianer, in Stücke gesägt und in gelben Müllsäcken entsorgt worden war. Ihr Kopfwarin der Steiermark aufgetaucht,die Beine in Italien.Nur die Arme blieben verschwunden.
    „Kein Mord in Salzburg“,ärgert sich Rieder und rümpft die Nase.„Fast ein ganzes Jahr lang nicht. Auch sonst kein glamouröses Verbrechen, das man politisch ausschlachten könnte. Dabei wäre das so wichtig. Jetzt. Als Unterstützung gegen Spitzer und seine Putschisten.“
    Ein Mercedes hupt und der Fahrer wedelt mit der Hand. „Idiot“, zischt der Oberbürgermeister und Parteivorsitzende, zeigt sein bekanntes Grinsen und winkt zurück.Um zehn kommt diese Wirtschaftsdelegation aus China, überlegt er dabei missmutig. Mittagessen im Casino. Später mit dem Hubschrauber ab nach Wien. Um 15 Uhr der Termin beim Kanzler, um 18 Uhr weiter nach Graz, anschließend die Rede im Kunsthaus, und um 20.30 Uhr das Treffen mit Vertrauensleuten in Gleisdorf. Ach zum Teufel, ärgert sich Hannes Rieder, ich hätte meine Kritiker vernichten sollen, als sie noch nicht so stark waren. Späte Einsicht. Jetzt heißt es,einer Abspaltung von Spitzer zuvorzukommen. Aber da heißt es schnell handeln, sonst ist es zu spät.
    An der nächsten Kreuzung hält sich Rieder linksund schaltet die Musikanlage ab. In langsamer Fahrt gondelt er den Kai entlang und kannbereits die Türme des Schlosses Mirabell erkennen, als eine Gruppe von Touristen, ohne auf den Verkehr zu achten, die Fahrbahn überquert. Fluchend latscht Rieder aufs Bremspedal, und der weiße BMW kommt mit quietschenden Reifen zum Stillstand. Eine hübsche Blondine huscht ebenfalls noch schnell über die Straße, stutzt, eilt zurück zu Rieders Wagen und klopft an die Seitenscheibe.
    „Na so was. Der Herr Oberbürgermeister. Guten Morgen.“
    Freundlich grüßt er das schöne Kind. „Ein wundervoller Tag, nicht wahr? Ich hoffe, es geht Ihnen gut. Falls nicht, würde ich alles dafür tun, das zu ändern.“
    „Lieb von Ihnen. Wenn doch alle Politiker so wären. Wen soll man in diesem Land denn noch wählen, außer Sie?“
    „Tatsächlich? Wie schön“, antwortet Rieder geschmeicheltund überreicht seiner Verehrerin eine Visitenkarte, während die Ampel auf Grün springt. „Falls ich Ihnen einmal behilflich sein kann, rufen Sie mich doch einfach an. Sie ahnen ja gar nicht, wie sehr mich Ihre Worte freuen. Könnten doch alle die Dinge so sehen, wie Sie.“
    ***
    Zum selben Zeitpunkt steht in Wien der 42 Jahre alte Grazer Oberstleutnant Peter Zoff am Fenster des kleinen, stickigen Büros in der dritten Etage des Polizeizentrums Lichtenwerder Platz, putzt seine runde Nickelbrille und setzt sie seufzend wieder auf. Ein prüfender Blick ins Fensterglas. Das glänzende brünette Haar, das ihm in die Stirn fällt, die etwas zu große Nase und die hellen Augen, die sodistanziert und spöttisch in die Welt gucken, ergeben ein interessantes Gesicht, das ihn jünger erscheinen lässt, als er tatsächlich ist. Noch haben Zoffs Dünnhäutigkeit und sein zunehmender Zynismus keine sichtbaren Spuren hinterlassen.
    „Schwarze Hosen, schwarzes Hemd und schwarzes Sakko. Schlecht drauf heute?“, flachst der 51-jährige Chefinspektor Martin Forstinger, mit dem sich Zoff das Zimmer teilt.
    „Scheint so“, brummt
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