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Ultimo

Ultimo

Titel: Ultimo
Autoren: Hans-Peter Vertacnik
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Frau hat dir nicht gegeben, was ich dir gebe, sonst wären wir nicht schon über zwei Jahre zusammen.“
    „Ich habe dir nichts versprochen.“
    „Und deine Hände an meinem Körper? Die waren doch ein Versprechen, und dein Kopf an meiner Brust und dein Zittern in der Nacht, wenn du böse Träume hattest. Oder ging es dir wirklich nur um Sex?“
    „Du weißt, dass ich dich liebe.“
    „Oh ja. Und Liebe ist ein Versprechen. Willst du das leugnen? Es wegwischen, austilgen, vergessen?“
    „Wieso machst du es mir so schwer?“, windet sich Zoff verzweifelt.
    „ Dir? Du stößt mir ein Messer in die Brust und fragst mich, wieso ich es dir schwer mache? Wieso packen wir nicht einfach unsere Koffer und verschwinden? Wir fliehen. Irgendwohin.“
    „Ich habe einen Job und Familie, Marlene.“
    „Dein Job? Polizisten braucht man überall auf der Welt. Und die süße Familie? Deine Tochter ist beinahe erwachsen und hat andere Sorgen, als dich. Und deine Frau? Wenn du mich heiratest, schläfst du nie mehr mit einer anderen, darauf kannst du Gift nehmen. Sobald du eine andere nämlich auch nur ansiehst, mache ich dich in meinem Bett so fertig, dass dir eine Woche lang die Knie zittern.“
    „Ich muss gehen, Marlene.“
    Zoffs Abgang ist eine Flucht. Wortlos, kopflos und ohne einen Funken Hoffnung. Die Reifen des blauen BMW drehen bedenklich durch, als er aus der Einfahrt schießt, undeineWelle von Übelkeit überschwemmtZoff, während er durch Reichenau jagt.
    Ein Stich im Magen.
    Noch einer.
    Wie eine Welle flutetder Schmerz die Eingeweide, verdickt und verklumpt sich und legt sich zwischen Bauchraum und Brustkorb. Würgend schafft es Zoff noch bis an den Rand der Stadt Gloggnitz, ehe er an einer Bushaltestelle anhält und mit bleichem Gesicht aus dem Fahrzeug taumelt.
    „Du bist ein Arschloch, Zoff“, stöhnt er bitter, wischt sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn, nimmt die Brille ab und hält sich mit der linken Hand an der Haltestellentafel fest. „Einer, der jede bloß unglücklich macht.“ Ganze zwei Mal schluckt er noch.
    Dann dreht es ihm den Magen um.
    ***
    An Samstagen zeigt sich die Stadt Salzburg von ihrer hektischen Seite.
    Lädt auch noch der Oberbürgermeister mitten im Zentrum zu einem Stammtisch ein, ist das Verkehrschaos vorprogrammiert. Kreuz und quer stehende Autos, Stau, zugeparkte Gehsteige, aufgeregte Passanten. Und die Exekutive? Die ist schon wieder nicht zu sehen.
    Im großen Saal des Veranstaltungszentrums wird immer noch eifrig diskutiert, obwohl die Podiumsdiskussion längst zu Ende ist.
    „Wir brauchen mehr Polizei auf der Straße, Betty“, knurrtHannes Rieder in Jeans, hellgelbem Hemd und schwarzem Blazer und nippt an einem Glas Bier.
    „Die Bundesregierung fährt aber einen beinharten Sparkurs“, flüstert die stellvertretende Landeskriminaldirektorin im eng geschnittenen grauen Kostüm, schüttelt ihr schwarzes Haar, legt die Beine übereinander und drückt verstohlen Rieders Hand. „Es ist kein Geld da.“
    „Uninteressant. Ich hasse es, wenn meine Gäste im Stau stecken bleiben und sich verspäten. Das kannst du deinem feinen Herrn Landespolizeikommandanten von mirausrichten.“
    „Den interessiert nur noch sein bevorstehender Ruhestand“, erwidert Bettina. „Außerdem kann er dich nicht leiden.“
    Das kratzt Rieder nicht.SeineLiberalen sind das Zünglein an der Waage im politischen Spektrum. Der Juniorpartner in der Regierungskoalition. „Immerhin bin ich Bundesparteiobmann“, ärgert sich Rieder. „Ich entscheide, ob es in diesem Land weiterhin eine bürgerliche Mehrheit gibt.Einer Polizeiführung, die ihre Laufbahn ausschließlich diesem Umstand zu verdanken hat,solltedie Bedeutung meiner Person eigentlich klar sein.“
    „Ist es auch“, versichert ihm Bettina. „Deshalb bemühen wir uns ja so um dich. Die Polizei kommt dir weit entgegen, Hannes.Sehrweit.“Lächelnd beugt sich die hohe Beamtin nach vorn und gewährt dem Spitzenpolitiker einen tiefen Einblick in den Ausschnitt ihrer weißen Bluse.
    „Ja, du. Willst du immer noch Landespolizeichefin werden?“
    „Das ist mein sehnlichster Wunsch.“
    Ein dezentes Hüsteln unterbricht ihre Unterhaltung. Susanne Vogt. Rieders Sekretärin.
    „Verzeihung.“
    „Was ist denn?“
    „Der Herr Bundeskanzler ersucht um deinen Rückruf, Hannes“, berichtetdie schlanke junge Frau mit ebenmäßigen Gesichtszügen, auf deren dichtem, honigfarbenem Haar, welches sie zu zwei Zöpfen zusammengebunden hat,
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