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Überwachtes Netz

Überwachtes Netz

Titel: Überwachtes Netz
Autoren: Andre Meister Markus Beckedahl
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der Staat achtet die Vertraulichkeit der Technik nicht. Es wird Zeit, dass wir etwas dagegen tun, bevor die Zahl der Opfer der Überwachung so groß ist, dass wir sie nicht mehr ignorieren können. Wir sollten uns dagegen wehren, technisch und politisch.
    Verschlüsselung ist Bürgerpflicht, sagt Phil Zimmermann, der das Programm Pretty Good Privacy entwickelt hat. Wer seine Daten verschlüsselt, schützt nicht nur sich selbst, sondern auch viele andere, die das noch nicht können und noch nicht tun. Wer seine Kommunikation verschlüsselt, sorgt mit dafür, dass es zur Normalität wird, zum Standard. Auch wenn das keine Überwachung verhindert, macht Verschlüsselung es doch den Überwachern schwerer.
    Und es wird Zeit, dass wir für unsere Rechte auf die Straße gehen und dafür demonstrieren, nicht mehr überall und jederzeit überwacht zu werden. Im Zweifel jeden Montag.

Die Welt nach PRISM:
Lektionen und ein überfälliger Anfang
    Georg C. F. Greve
    Die Utopie des frühen Internet war die Behauptung, es fördere qua seiner naturgegebenen Eigenschaften die Demokratie und führe zu einer Gesellschaft, in der Regierungen zum Auslaufmodell gehören. Auch wenn die Mauer um diese Utopie schon eine ganze Weile bröckelte: PRISM hat sie endgültig niedergerissen. Bruce Schneier nennt das Internet daher vielmehr einen Macht-Multiplikator: Wer bereits viel Macht hatte, wird gestärkt. Wer weniger Macht hatte, gewinnt auch dazu, aber der Abstand wächst. Viel spricht dafür, dass Schneier mit seiner Einschätzung Recht hat. Auch und gerade bei der stark wachsenden »Cloud«, für die anwendbares Recht weit vor Kryptografie oder technischer Sicherheit über die wahre Kontrolle der Daten entscheidet.
    Der Grund für diese Eigenheiten wird offenbar, wenn man sich die Konsequenzen des selben latenten Anarchismus vor Augen führt, der auch die Argumente für die inhärente Demokratieförderung liefert. Wo jeder Akteur direkt auf Basis seiner individuellen Fähigkeiten mit jedem anderen Akteur interagiert, steht der einzelne Bürger der Staatsmacht eines jeden Landes direkt gegenüber. Die größte Konzentration von nicht-staatlicher Macht befindet sich in den großen Internet-Unternehmen. Diese sind jedoch weit weniger extraterritorial als sie uns glauben machen wollen. Vielmehr nehmen sie eine De-fakto-Ausweitung des US-Rechts auf die ganze Welt vor, gestützt durch Abkommen wie Safe Harbor. Das Europäische Datenschutzrecht ist hier weitestgehend entkräftet und der Schutz, den die US-Unternehmen versprechen, wird meist nur aufgrund der nahezu bedingungslosen Offenlegung intimer Details und der Erlaubnis, diese kommerziell zu verwerten, gewährt. Der Vergleich mit Feudalherren ist daher nicht völlig abwegig, um die Beziehung zu beschreiben. Nun ist die Rückkehr ins Feudalsystem allerdings eher das Gegenteil der versprochenen Demokratisierung, unter der diese Dienste beworben wurden.
    Daher gehören die Vertreter der Utopie oft auch zu den schärfsten Kritikern der Internetlords. Die oft gepredigte Antwort auf die Feudalherren ist Dezentralisierung, Föderalisierung, Selbsthosting. Es sollen also alle Menschen ihre Technologien mit Freier Software auf eigenen Servern selbst betreiben. Nur gibt es gute Gründe, diese Antwort zumindest in ihrer Absolutheit als zynisch zu betrachten. Vielen Menschen fehlen nicht nur die finanziellen Mittel, um einen eigenen Server zu unterhalten, der großen Vielzahl an Menschen fehlt vielmehr die Kompetenz, ja sogar der Wunsch nach dieser Kompetenz. Und das wird sich trotz aller Versuche der Umerziehung auch nicht ändern. Denn für den Großteil der Menschen ist die Technologie schlicht ein Werkzeug für einen bestimmten Zweck, nicht aber Selbstzweck. Ohne dies untermauern zu können, würde ich sogar vermuten, dass eine überraschend große Zahl der Nutzer dieses Werkzeug lieber aufgeben würde, wenn die einzig verbleibende Alternative der entsprechende Aufbau von Kompetenz wäre.
    Eine häufige Reaktion auf dieses Problem ist die Bereitstellung von vereinfachten, bereits vorkonfigurierten Lösungen. Nur ist die Zielgruppe für derartige Lösungen letztlich dieselbe Gruppe, die auch sonst selber eigene Infrastruktur betreiben könnte. Denn die Komplexität der Lösungen ist ein Resultat der Vielfalt der Möglichkeiten und Anwendungsfälle und nicht einer Verschwörung mit dem Ziel, die Nutzung dieser Technologien zu erschweren. Komplexität zu reduzieren, dabei nicht zu viele Annahmen und
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