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Überwachtes Netz

Überwachtes Netz

Titel: Überwachtes Netz
Autoren: Andre Meister Markus Beckedahl
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meiner Sicht unrealistisch und zeigt ein Unverständnis von modernen Technologien, Nutzungsmustern, und ökonomischer wie ökologischer Effizienz. Es gibt zudem keine realistische Alternative. Wir müssen also Prinzipien entwickeln, nach denen derartige Dienste operieren, wie wir es beispielsweise bei MyKolab.com versucht haben, mit klarem Bekenntnis zur Entwicklung aller Technologien als Freie Software, starkem Datenschutz und verlässlicher Privatsphäre, geschützt durch die lokale Gesetzgebung. Ob dies ein Weg für die Zukunft sein kann, wird sich über die Nutzung entscheiden. Es läuft also auf die bewusste Kaufentscheidung hinaus. Dafür braucht es aber Klarheit darüber, was die Nutzungsbedingungen wirklich sagen. Aus diesem Grund ist das »Terms of Service; Didn’t Read«-Projekt so wichtig, denn es macht das Geschäftsmodell Überwachung transparent und erlaubt den Vergleich zwischen Anbietern.
    Die Werte der Aufklärung bildeten eine zentrale Grundlage für die Einführung der Demokratie. Es ist Zeit, sie auch auf die digitale Welt anzuwenden, denn die Lektion von PRISM ist recht eindeutig. Auch wenn Europa eine nie dagewesene Periode des zivilisierten Friedens erlebt hat und eine ganze Generation das Glück hatte, davon geprägt zu werden: In den USA und den meisten anderen Ländern der Welt wurde die Macht- und Realpolitik niemals beendet, sie wurde nur besser verborgen. Insbesondere die Wirtschaftspolitik mittels Spion wird nicht über Nacht verschwinden und daher noch eine Weile Bestand haben. Auch darauf müssen wir uns einstellen. Sie wird sich nur beenden lassen, wenn eine gemeinsame Grundlage besteht und wir es schaffen, zunehmend zu einem globalen Wertekanon zu kommen, der die digitale Welt nicht länger ausklammert.
    Dies sind also die Fragen, die sich in vielfältiger Ausprägung sowohl national wie international stellen. Es würde dabei nicht überraschen, wenn in etlichen Jahren rückblickend PRISM als der Moment wahrgenommen würde, an dem die Informationstechnologie ihre Pubertät abschloss und es Zeit wurde, erwachsen zu werden. Ein solcher Prozess wird sicher anstrengend und teilweise auch sehr kontrovers werden. Gleichzeitig darf man sich durchaus darauf freuen. Es geht um nicht weniger als die Zukunft der Gesellschaft mit so zentralen Fragen wie der Wahrung der Privatsphäre, ohne die es keine freie Meinungsäußerung und auch keine echte Demokratie geben kann. Wir sind an einem Punkt, wo wir diese Debatte und damit auch die zukünftige Gesellschaft entscheidend mitgestalten können.
    Eine große Aufgabe also, an der wir als globale Gesellschaft gemeinsam wachsen dürfen.
    Was will man mehr?

Snowden und die Zukunft unserer Kommunikationsarchitektur
    Jérémie Zimmermann
    Snowdens Enthüllungen werfen ein Licht auf Sachverhalte, die uns dazu zwingen, uns wichtige Fragen zu stellen und Maßnahmen zu ergreifen, die essentiell für die Zukunft unserer Online-Gesellschaften und sogar die Struktur unserer politischen Systeme werden könnten.
    Die geleakten Dokumente belegen, was viele Hacker und Bürger schon geahnt haben: Eine umfassende Pauschal-Überwachung der persönlichen Kommunikation im Internet durch die NSA. Was vor einigen Monaten oft noch als Verschwörungstheorie oder Verfolgungswahn abgetan wurde, war tatsächlich nah an der kruden Realität.
    Die wichtigste Tatsache, die wir aus Snowdens Enthüllungen erfahren haben, ist das gewaltige Ausmaß der Überwachung: Die Anzahl von 97 Milliarden Datensätzen (Informationsteilchen), die alleine im Monat März 2013 gesammelt wurden (alleine durch PRISM - das nur eines der Programme der NSA ist!) gibt einen Einblick, wie umfassend die Bespitzelung der Bürger der Welt ist. Die armselige Verteidigung der US-Regierung, die Aussage »keine Sorge, nur Nicht-US-Bürger sind das Ziel«, sollte ins Verhältnis gesetzt werden zu der Tatsache, dass die Zielauswahl bestimmt wird durch eine Bewertung mit einer »mindestens 51-prozentigen Chance, dass jemand Nichtausländer ist« - im Prinzip also das Werfen einer Münze plus 1% … Falls du zufällig jemanden kennst, der zufällig jemanden kennt, der möglicherweise etwas tun könnte, was als falsch angesehen wird, dann ist es wahrscheinlich, dass deine gesamte persönliche Kommunikation abgehört wird. Falls du Journalist bist und versuchst, deine Quellen zu schützen, ein Rechtsanwalt oder ein Arzt, der ein Arztgeheimnis schützt, ein Politiker usw., dann bist du dabei.
    Die andere bedeutende
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