Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde

Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde

Titel: Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde
Autoren: Jeannine Klos
Vom Netzwerk:
gut zu, dass sie bitte, bitte nicht am 12. oder am 13. Juni das Licht der Welt erblicken sollte. Sie war ein braves Mädchen und hörte tatsächlich auf mich, und so konnten wir noch einmal ausgiebig und ohne Babyalarm eine große Party feiern.
    Als sich einige Tage nach Ralfs Geburtstag jedoch noch immer nichts rührte, wurde ich unruhig. Was ich nämlich auf keinen Fall wollte, war eine Einleitung. Davor hatte ich großen Respekt. Ich hatte bislang nichts Gutes darüber gehört. Trotz Einleitung kann es wohl noch lange dauern, bis der Geburtsvorgang losgeht, und die Wehenschmerzen müssen sehr viel heftiger sein als bei einer spontanen Geburt.
    Also kam ich auf die geniale Idee, die Geburt selbst irgendwie einzuleiten. Ich überlegte, was ich tun könnte. Wie in der Schwangerschaft mit Yara hatte ich auch dieses Mal zwanzig Kilo zugenommen und fühlte mich schwerfällig wie ein Walross.
    Das Erste, was mir einfiel, war mich ausgiebig zu bewegen. Also rannte ich die Treppen in unserem Haus hoch und runter. Ich hörte erst auf zu rennen, als ich kaum noch Luft bekam. Aber es passierte nichts. Dann nutzte ich meine Energie, um das Haus zu putzen. Zumindest etwas Gutes hatte die ganze Aktion: Alles war so sauber wie schon lange nicht mehr. Dennoch spürte ich danach noch nicht einmal die kleinste Wehe. Ich musste also noch mehr machen – nur was? Für den Krankenhausaufenthalt war alles vorbereitet, die Tasche war gepackt, das Babyzimmer eingerichtet, Windeln und Essensvorräte in Massen gekauft. Da fiel mir der Garten ein. Eigentlich mochte ich Gartenarbeit überhaupt nicht, aber vielleicht würde das Bücken und Rausrupfen von Unkraut helfen. Einen Versuch war es wert. Also stieg ich ins Gemüsebeet und arbeitete so lange, bis mein Kreuz schmerzte. Ich sah schon Ralfs leuchtende Augen vor mir. Er wollte unseren Garten immer tipptopp haben. Aber es half alles nichts. Leni hatte anscheinend ihren eigenen Kopf und wollte noch weiter in mir ausharren. Dabei war ich inzwischen schon sieben Tage über dem Termin. Nun brauchte ich wirklich den Rat einer Spezialistin.
    Ich rief meine Hebamme an und erzählte ihr von meinen vergeblichen Bemühungen. Hannah empfahl mir, am Abend einen Rizinuscocktail zu trinken. Das wirke in den meisten Fällen und würde sicherlich auch bei mir die Geburt einleiten, versicherte sie. Ich sollte Aprikosensaft, ein bisschen Wodka und Rizinusöl mixen und mir irgendwie einflößen.
    Ich fuhr sofort los und besorgte alle Zutaten. Vorm Schlafengehen bereitete ich mir dann wie geheißen den angeblich magischen Cocktail zu. Ich betrachtete den Mix, der eher wie eine Suppe aussah. Obwohl ich ständig rührte, schwammen die Fettaugen immer oben. Ich fand es eklig, kippte das Zeug dann aber ex hinunter. Danach ging ich ins Bett und fiel nach nur wenigen Minuten mühelos in den Schlaf.
    Ungefähr zwei Stunden später weckten mich heftige Darmkrämpfe. Ralf schlief tief und fest. Ich musste mich beeilen, um es noch rechtzeitig zur Toilette zu schaffen. Und dann, von null auf hundert, hatte ich solch heftige Wehen, dass ich nicht mehr wusste, wo oben oder unten war. Ich krümmte mich vor Schmerzen und dachte nur, wie gut, dass ich so etwas nicht bei Yaras Geburt hatte aushalten müssen. Sonst wäre ich sicherlich kein zweites Mal schwanger geworden. Die Wehen kamen alle zwei Minuten mit einer solchen Wucht, dass es mir schier den Atem raubte. Bei Yaras Geburt war ich so stolz auf meine Bauchatmung gewesen, mit der ich die Wehen wegatmen konnte. Jetzt konnte ich froh sein, dass ich überhaupt noch irgendwie Sauerstoff bekam.
    Die Ereignisse überschlugen sich – plötzlich hörte ich einen seltsamen leisen Knall, und ich spürte etwas Nasses zwischen meinen Beinen. Ich sprang schnell in die Dusche, um nicht das halbe Bad unter Wasser zu setzen. In der Dusche platzte die Fruchtblase dann komplett. Ich glaubte nicht, dass eine Steigerung der Schmerzen noch möglich sein könnte.
    Hoffentlich sagen die Wehen nichts über den Charakter des Kindes aus , dachte ich japsend.
    Ich duschte mich ab und beeilte mich, meine Hebamme anzurufen.
    »Hannah, es ist so weit. Die Wehen kommen alle zwei Minuten. Die sind kaum auszuhalten.«
    »Bleib ruhig, Jeannine, du bist nicht der Typ, dem das Kind unten rausfällt. Genieß noch die Zeit zu Hause«, sagte sie lässig.
    »Genießen!?«, plärrte ich ins Telefon. »Ich hab jetzt schon das Gefühl, dass ich die Schmerzen nicht mehr wegatmen kann.«
    Überzeugen konnte ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher