Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde

Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde

Titel: Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde
Autoren: Jeannine Klos
Vom Netzwerk:
unwahrscheinlichste Fall aller Fälle«, sagte Jule trocken.
    Oje, wenn nicht mal Jule darauf einging, die sonst so einfühlsam war …
    »Jeannine, das ist absoluter Unsinn!«, rief Ricarda. »So etwas gibt es nur im Film. Oder in Amerika. Aber doch nicht bei uns im Saarland.« Ricarda, meine Freundin seit Jugendtagen, fasste sich an die Stirn.
    Ich kam mir so kindisch vor. Bevor sich auch noch Paula zu einer Bemerkung hinreißen ließ, wechselte ich schnell das Thema.

    Zu Hause erinnerte ich Ralf gleich wieder an seine »Aufsichtspflichten«. Und im Vergleich zu meinen Freundinnen kam er mir fast schon wie Mutter Teresa leibhaftig vor: Er nickte und gab mir mit einem unaufgeregten Blick zu verstehen, dass ich mich auf ihn verlassen könne. Das beruhigte mich – für eine kurze Zeit aber nur. Denn bald schon kam es wieder, dieses schleichende Gefühl der Angst, gegen das ich vergeblich anzukämpfen versuchte. Ich fühlte mich unglaublich allein damit.

KAPITEL 2
    I ch wünschte mir dieses Mal ein Mädchen – aus zweierlei Gründen: Erstens wusste ich, was mit einem Mädchen auf mich zukommen würde. Durch Yara war ich doch tatsächlich zu einer typischen Mädchenmami geworden, obwohl ich früher immer gedacht hatte, dass Jungs viel besser zu mir passen würden. Sie sind leichter zufriedenzustellen – ein bisschen Sand oder ein Fußball und fertig. So dachte ich es mir zumindest. Für mich als großer Fußballfan wäre ein Junge also perfekt. Mittlerweile wusste ich aber, welchen Chichi Mädchen brauchen, und fand sogar Gefallen daran. Zweitens wollte ich ein Mädchen, das charakterlich ganz anders als Yara sein und aussehen würde. Ich war in die Vorstellung verliebt, zwei ganz unterschiedliche Mädchen zu haben. So unterschiedlich, wie meine Schwester Michaela und ich es waren. Michaela, die völlig anders aussieht als ich, die mit Fußball überhaupt nichts anfangen kann und die einen Beruf gewählt hat, den ich schrecklich öde finde.
    Als nun mein erster Ultraschall, zudem noch in 3-D, in der 22. Schwangerschaftswoche anstand, war ich gespannt wie ein Flitzebogen. Wie würde dieses kleine Wesen in meinem Bauch aussehen? Konnte man schon Ähnlichkeiten erkennen? Und vor allem: Würde es ein Junge oder ein Mädchen werden?
    Meine Mutter fragte, ob sie mich zu dieser Untersuchung begleiten dürfe. Zu ihrer Zeit, in den Siebzigern, gab es »so etwas Modernes« noch nicht. Mir kam das gerade recht, denn die gynäkologische Abteilung des Winterbergs war bekannt dafür, dass man trotz Termin oft stundenlang warten musste. Und so konnten wir uns unterhalten, und die Zeit würde schneller vergehen.

    Dr. Bark, ein junger, sympathischer Arzt mit Brille und einem netten Lächeln, erklärte mir alles ganz genau. Auch die neugierigen Fragen meiner Mutter, was dies oder das für ein Organ sei, beantwortete er geduldig. Er errechnete den Geburtstermin, nachdem er nach dem Datum meiner letzten Periode gefragt hatte und nun die Größe des Fötus ausmaß: Am 12. Juni sollte unser Baby das Licht der Welt erblicken.
    Kein gutes Datum! , schoss es mir sogleich durch den Kopf. Ralf hat am 13. Juni Geburtstag. Wenn ich am Tag davor oder gar an Ralfs Geburtstag entbinde, muss seine Feier ins Wasser fallen. Für mich als Partybiest einfach unvorstellbar. Außerdem fand ich, dass Kinder möglichst ihren eigenen Geburtstag haben und nicht mit ihren Eltern oder noch schlimmer mit dem Christkind zusammen feiern sollten. Aber letztlich kann man es sich nicht aussuchen … Und es gab heute noch eine viel entscheidendere Frage – die auch meine Mutter beschäftigte.
    »Können Sie denn sehen, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird?«, fragte sie den Arzt, und ihrer Stimme war anzuhören, dass sie vor Neugier beinah platzte.
    Dr. Bark sah mich grinsend an, und ich nickte grinsend zurück.
    »Zu achtzig Prozent«, sagte er und machte eine kurze Pause, »wird es ein Mädchen werden.«
    Ich strahlte über das ganze Gesicht. Und auch meine Mutter freute sich riesig, denn sie ist auch ein Mädchenfan. Zum Abschied druckte Dr. Bark von meinem turnenden Baby noch zwei Bilder aus, überreichte sie mir und wünschte mir alles Gute.
    Noch im Hinausgehen betrachtete ich die Aufnahmen und erkannte sofort die typische ovale Kopfform, die schmalen Lippen, die hohe Stirn – alles von Ralf! Er hatte einfach die dominanteren Gene. Auch unsere zweite Tochter würde also mehr ihm als mir ähneln. Von wegen unterschiedliche Kinder! »Egal, Hauptsache, das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher